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Gefahrenwerden: Wohin uns Assistenzsysteme steuern

Die IT des Autos schafft immer mehr: Was mit Assistenzsystemen noch kommt? Viel Überwachung. Alles eine Frage der Zeit.

von Sandra Baierl

02/06/2022, 06:09 PM

Sechs Sekunden. Vom Schnellfahren bis zur Abbuchung der Strafe vom Konto. So geht das in Dubai.

Ein guter Bekannter ist Manager in Dubai. Da steht alle paar hundert Meter auf der Autobahn ein Radargerät. Unlängst war er mit einem Freund dort unterwegs. Gemeinsam auf der Autobahn probten sie den Showcase: ein paar Km/h über der erlaubten Geschwindigkeit, das Radargerät blitzt, schickt eine Strafe an das Handy des Zulassungsbesitzers. Die gesamte bürokratische Abhandlung des Schnellfahrens inklusive Zustellung der Strafe in Sekunden. Jetzt erscheint ein Button auf dem Handy: "Bezahlen".

Klicken. Fertig. Sechs Sekunden von der Geschwindigkeitsübertretung bis zur Abbuchung der Strafe vom Konto. Das ist Effizienz.

Was bei uns oft ein paar Tage oder gar Wochen dauert, geht in anderen Ländern blitzschnell. Ist aber eigentlich nur einer Übergangstechnologie, die wir in Europa wahrscheinlich überspringen werden. Die Vision, wohin die Assistenzfunktionen des Autos steuern, schauen wohl so aus: das Auto weiß, wie schnell gefahren werden darf, und fährt einfach nicht mehr schneller. Zudem trackt es die genaue Strecke des Autos (das Handy macht das vielleicht jetzt eh auch schon), weiß außerdem, in welchem körperlichen und geistigen Zustand die Fahrerin ist. Und lässt sich überhaupt erst starten, wenn da alles passt.

Eigentlich eine gute Sache. Man soll nicht Autofahren, wenn man nicht in der geeigneten Konstitution ist. Man soll auch nicht schneller Fahren, als erlaubt. Überhaupt soll man eine brave Bürgerin sein. Ist man ohnehin tunlichst. Aber manchmal ist ein bisschen schneller notwendig (beim Überholen etwa). Oder es ist ein Notfall und man muss schnell jemanden ins Krankenhaus bringen - auch das soll es geben. Und dann ist der 100er auf der Autostraße nicht mehr so wichtig, wenn es um Menschenleben geht.

Unlängst mit einem unserer Testautos. Ich habe leider bereits einige Autofelgen auf dem Gewissen - Randstein, Kratzer, es ist fürchterlich! - also öffne ich beim Einparken gerne meine Fahrertüre, um zu sehen, wie weit der böse Gehsteig noch entfernt ist. Das superneue, mitdenkende Auto stellt aber den Motor ab, sobald man die Türe öffnet. Ende der Fahrt. Aussteigen. Obwohl das Einparken noch voll im Gang ist. Ein erster Vorgeschmack, wie die Autos jetzt schon mitdenken und mitbestimmen.

Aber vielleicht gewöhnt man sich an all das im Laufe der kommenden Jahre. Die Sache mit der persönlichen Freiheit ist ja verhandelbar, haben wir in den vergangenen Jahren erfahren müssen. Aktuell ist manches nett, das Spurhalten, das Abstandhalten, das Notbremsen, der Tempomat, auch automatische Überholmanöver. Aber manches nervt auch gewaltig. Siri, wo ist der "Off"-Schalter?

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