Fiat-Chef John Elkann war vor vier Jahren ebenfalls am Start der Mille Miglia, in einem Fiat 8V, Bj. 1954
Fiat-Chef John Elkann war vor vier Jahren ebenfalls am Start der Mille Miglia, in einem Fiat 8V, Bj. 1954

© APA/EPA/VENEZIA-MORGANO

Mille Miglia 2016

1.000 Meilen Nostalgie

Sie ist die Mutter aller Oldtimer-Rallyes und ein Fest für die Piloten ebenso wie für die Zuseher am Straßenrand: Am Donnerstag startet in Brescia in der Lombardei die Mille Miglia 2016

von Bernhard Praschl

05/14/2016, 04:00 AM

Japaner auf einem Cisitalia oder einem noch selteneren Siata hat man zwischen Brescia und Rom schon einige gesichtet. In punkto Raritäten aber bietet die Mille Miglia 2016 wieder etwas richtig Neues: Mit einem gewissen Wilialak Kennedy nimmt erstmals ein Fahrer aus Thailand teil. Auf einem alten Briten, einem Healey Duncan Drone aus dem Jahr 1947.

Willkommen bei der Mille Miglia, dem schönsten Oldtimer-Rennen der Welt. Seit 1977 treffen sich im Herzen der Lombardei Benzinbrüder und -schwestern aus der ganzen Welt, um ihrer Leidenschaft zu frönen: Ihre automobilen Preziosen in entsprechender Umgebung auszuführen. Nein, eigentlich schon seit 1927. Doch bis 1957 war die sich über eine Distanz von 1.000 Meilen, also etwa 1.600 Kilometer, erstreckende PS-Show Männern wie Rudolf Caracciola, Tazio Nuvolari und Stirling Moss vorbehalten. Echten Rennfahrern also.

Ein Sir auf Speed

Letzterer ist den Annalen der legendären Motorsport-Veranstaltung in dreifacher Weise auf ewig verbunden. Erstens hält der 86-jährige Sir aus London nach wie vor den Streckenrekord: 1955 gewann er die Mille Miglia in einem Mercedes-Benz 300 SLR in zehn Stunden und sieben Minuten mit einer danach nie wieder erreichten Durchschnittsgeschwindigkeit von 157,65 km/h. Zweitens gilt seine Einschätzung der Mille Miglia als „la corsa più bella del mondo“ – „schönstes Rennen der Welt“ – nach wie vor. Und drittens hat Stirling Moss bei diesem Anlass etwas erfunden, ohne das seine Geistesverwandten heute völlig hilflos wären – das Roadbook, quasi die Bibel aller Rallyepiloten.

Härtetest für die Ehe

Aber zurück in die Gegenwart. Ein tragischer Unfall hatte der Institution 1957 den Garaus gemacht, seit 1977 wird die Rallye als touristisches Highlight liebevoll weitergeführt. Unter anderem Dank des Engagements von Auto-Afficionados wie dem Schmuck- und Uhrenhersteller Karl-Friedrich Scheufele von Chopard. Der Unternehmer geht seit mehr als 20 Jahren bei der Mille Miglia an den Start. Entweder mit seiner Ehefrau Christine als Beifahrerin – Gerüchten zufolge war ihre erste gemeinsame Mille Miglia, damals noch als Verlobte, so etwas wie der Härtetest für die spätere Ehe. Oder mit Rennlegende Jacky Ickx. Dieser ist auch heuer wieder mit an Bord des silbernen Porsche aus Scheufeles Sammlung. „Unsere beste Platzierung war Rang 16“, sagt Scheufele – nicht schlecht bei weit über 450 Startern.
Aber bei der Neuauflage der Mille Miglia geht es auch weniger um Speed als um Schönheit.

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La vita è bella. „Man kann in zwei Tagen konzentriert die ganze Kulturgeschichte der Automobilkunst mitlerleben. Die italienische Landschaft und die Atmosphäre bilden dazu einen wunderbaren Background“, schwärmt Scheufele.

Nur Original-Fahrzeuge aus den Baujahren 1927 bis 1957 sind zugelassen. Ein sympathisches Spektrum. So kann es vorkommen, dass man einen unbezahlbaren Ferrari ebenso vorbeiflitzen sieht wie einen putzigen Fiat Topolino. Das Promi-Aufgebot trägt ebenso zur Attraktivität der Veranstaltung bei.

Show mit Jay Leno

Vor zwei Jahren saß etwa die US-amerikanische Talkshow-Legende Jay Leno ("Tonight Show") neben Jaguar-Chefdesigner Ian Callum am Steuer eines bestens erhaltenen XK120, natürlich in in Racing Green. Dass sich auch AC/DC-Sänger Brian Johnson zum Jaguar-Team gesellt hat, wurde von den Fans mit einem lauten Hallo begrüßt.

Selbst den Piloten hinter dem Volant wird Ungewöhnliches geboten. „Beim Rennen können sich die Bedingungen von einem Augenblick auf den anderen ändern“, meint Mika Häkkinen, Formel-1-Weltmeister 1998 & 1999. „Einmal ist es warm, einmal kalt, man fährt in den Bergen und am Meer, von allem etwas.“ Gut möglich, dass Häkkinen heuer auch dabei ist. Zwischen 2004 und 2011 war der Finne regelmäßiger Gast des prestigeträchtigen Schaulaufens. Das Mercedes-Benz-Museum nimmt jedenfalls mit zehn Fahrzeugen teil. Und nicht alle waren bis wenige Tage vor dem Start voll besetzt.

Am Sonntag, dem 22. Mai, wird der Pulk wieder am Ausgangsort in Brescia zurückerwartet. Hoffentlich mit allen gestarteten Fahrern. Und diese hoffentlich um viele Erfahrungen reicher. Aber das kann man voraussetzen. Denn diese Rallye wird auf öffentlichen Straßen ausgetragen. Und da geht es nicht so steril zu wie im üblichen Rennkalender. Anders gesagt: „Dieses Rennen ist wie eine frühe Oper von Verdi – voller Kampfgeist und Energie“, meint Star-Tenor José Carreras. Er liebt seine Rolle als Zaungast, das Pilotieren überlässt er einem anderen Autonarren – seinem Sohn Albert.

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