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A3PS-Konferenz: „Wird noch 40 Jahre dauern“

Chancen, Risken und Realität rund um alternative Mobilität.

von Maria Brandl

12/27/2012, 08:56 AM

Franz-Xaver Söldner ist einer der führenden Energieexperten der Welt, arbeitete mehrere Jahre an der US-Eliteuniversität Princeton sowie am japanischen Forschungsinstitut JAERI. Seit 1970 ist der gebürtige Bayer wissenschaftlicher Leiter im Generaldirektorat für Energie und Verkehr der EU-Kommission in Brüssel. Auf der A3PS-Konferenz des Innovationsministeriums in Wien zeigte er anschaulich, warum es bei künftigen Treibstoffen für den Verkehr nicht nur um Klimawandel, sondern auch sehr viel Geld und noch mehr Zeit geht.

„Es gibt keine Technologie, die zu leistbaren Preisen heute den Erdölbedarf in Europa ersetzen kann“, so Söldner. „Das wird noch 40 Jahre dauern.“ Oder etwas weniger, je nachdem, wie stark der Ölpreis steigt.

Enorme Abhängigkeit

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Heute wird im Verkehr, vom Moped bis zum Containerschiff, in Europa laut Söldner zu 96 % ein Erdöl-Produkt verwendet. Der Rest entfällt auf Strom (für die Bahn), Erdgas, Flüssiggas und Biosprit (alle drei für den Straßenverkehr).

Die Öl-Importrate der EU beträgt 84 %. Das kostete die EU-Staaten 2011 pro Tag 1 Mrd. €.

Das dadurch entstehende Handelsbilanzdefizit macht rund 2,5 % des Bruttosozialprodukts aus. Allein die Spekulationsblase 2007/’08 habe den EU-Verkehrsbereich mit 90 Mrd. € zusätzlich belastet, der Libyen-Krieg 2010/’11 mit 40 Mrd. €.

Zum Vergleich: 20 Mio. Ladestationen für E-Fahrzeuge würden EU-weit 40 Mrd. € kosten, 100.000 Wasserstoff-Zapfstellen 50 Mrd. € und 100.000 Gas-Tankstellen 40 Mrd. €.

Mit alternativen Kraftstoffen sinkt für die EU nicht nur die Importabhängigkeit von Ölstaaten, sondern tun sich auch Chancen für neue Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum auf, so Söldner. Die ersten Regelungen für alternative Kraftstoffe entstanden in der EU 2003, wo der Anteil alternativer Kraftstoffe (2 % bis 2005, 5,75 % bis 2010) festgelegt wurde, 2009 wurde der Anteil von 10 % bis 2020 festgeschrieben.

Seit 2004 fördert die EU auch massiv alternative Antriebstechnologien, zuerst den Brennstoffzellenantrieb mit Wasserstoff, später Elektrofahrzeuge. Derzeit laufen laut Söldner 35 solcher Technologie-Projekte zwischen EU und Industrie.

Dabei habe sich etwa beim „Hyfleet:Cute“-Projekt mit Brennstoffzellenfahrzeugen gezeigt, dass diese Technologie zwar schon sehr gut sei, aber zu teuer für den Markt. Mit dem Projekt „Green eMotion“ dagegen habe die Kommission eine riesige Datenmenge und somit sehr gute Übersicht über das Ladeverhalten aktueller E-Auto-Fahrer in Europa erhalten und könne daraus sehr gut ableiten, wie eine entsprechende Infrastruktur gestaltet werden müsste.

Wichtig ist für Söldner die konsequente Umstellung auf alternative Energien, die EU-weit erfolgen müsse. Die Ablöse von Erdöl in allen Verkehrsbereichen sei nur langfristig möglich. Als alternative Kraftstoffe nennt er Strom, Wasserstoff, Biosprit, synthetische Kraftstoffe (etwa via Fischer-Tropsch), Erdgas und Bio-Methan („Wind-Gas“ siehe Motor-KURIER 7.12.) sowie Flüssiggas.

Beispiel Asien

Intensiv beobachtet werden die EU-Entwicklungen rund um alternative Antriebe auch in Korea, wie Kisang Lee, Top-Entwickler von Hyundai, auf der A3PS-Konferenz erzählte. Die Realität in der EU hinke weit hinter den Zielen her. So wären von weltweit 830.000 „green cars“ (umweltfreundlichen Autos) nur 20.000 in der EU verkauft worden. Der Anteil von „green cars“ an den Neuzulassungen sei in der EU von 15 % im Jahr 2009 auf 1 % 2011 gefallen.

In Korea würde Hyundai selbst Wasserstoff erzeugen und -Tankstellen errichten, um Brennstoffzellenautos zu fördern. Lee: „Es ist unsere Pflicht, die Infrastruktur unseren Kunden zur Verfügung zu stellen.“

In der EU baut etwa Audi eine Biomethan-Anlage („E-Gas“).

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