© HOUDEK Photographie / Porsche

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Aus Wind wird Benzin: Porsche-Preis für die E-Fuel-Pioniere

Der hochdotierte Porsche-Preis ging diesmal an die E-Fuels-Pioniere von Porsche selbst. Sie machen aus Wind Benzin. Ist das ein Teil unserer Mobilitätszukunft?

von Sandra Baierl

05/26/2023, 08:00 PM

Wenn VW- und Porsche-Chef Oliver Blume und etliche andere Vorstände aus dem Konzern extra den Weg nach Wien auf sich nehmen, hat das gute Gründe. Zum einen, weil Porsche alle zwei Jahre gemeinsam mit der TU Wien die höchstdotierte Auszeichnung der Branche vergibt. Zum anderen, weil es um ein Herzenanliegen von Konzernchef Oliver Blume geht.

Es geht diesmal um E-Fuels. Sie sind Teil der Mobilitätswende, ein Puzzlestein im Gesamtbild, wenn Fahrzeuge in Europa und tunlichst auf der ganzen Welt klimaneutral unterwegs sein sollen. Für Porsche geht es um nichts weniger als die Rettung ihres Kultfahrzeugs 911, dafür investiert der Konzern 100 Millionen Dollar in die Forschung und Entwicklung von E-Fuels. Jenem Kraftstoff, der herkömmliche fossile Treibstoffe ersetzen kann. Oliver Blume: "Es sind große Herausforderungen, die wir durch den Klimawandel haben. Wir müssen handeln: schnell konsequent, effizient."

Und das tut Porsche. Wobei es für Blume keine Frage ist, wohin man generell steuert: "Die Zukunft gehört der E-Mobilität. Im Konzern streben wir an, bis 2030 mehr als 80 Prozent E-Autos auszuliefern." Aber da soll und muss es noch mehr geben.

Denn: Man hätte eine wachsende Bestandsflotte, immerhin 1,3 Milliarden Autos auf der Welt, die mit Verbrennungsmotor fahren. Tendenz: steigend. Auch sie müssten bedacht werden. Und, so Blume weiter: "E-Mobilität setzt sich nicht in sämtlichen Weltregionen gleichzeitig durch. Verbrenner werden nicht einfach nur aussortiert, sondern gehen in Zweit- und Drittmärkte. Zum Fokus auf E-Fahrzeuge ist ein Fokus auf E-Fuels also eine sinnvolle Ergänzung. Weil man so eine schnelle und deutliche Reduktion von CO2 in Verbrenner-Bestandsfahrzeugen erzielen kann".

Mit Wind und Sonne

Wichtig dafür sei die klimaneutrale Erzeugung von E-Fuels in Regionen, wo Wind und Sonne im Überfluss vorhanden sind. Und hier kommt Chile ins Spiel, wo der Wind unaufhörlich bläst, es die nötige Energie gibt. Dort hat Porsche ein Pilotprojekt gestartet und eine Fabrik errichtet, die aus Wind E-Fuels erzeugt. 100 Millionen Dollar hat der Konzern investiert. 55 Millionen Liter pro Jahr sollen hier bis 2025 erzeugt werden, 550 Millionen Liter pro Jahr bis 2030. 

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Die Macher der E-Fuel-Anlage bekommen den Preis

Der Porsche-Preis ist die höchstdotierte Auszeichnung der Branche für technische Fortschritte rund ums Auto. Zum 32. Mal wurde er nun vergeben. Inspiriert vom Pioniergeist der Familie Porsche geht es um außergewöhnliche Leistungen im Sinne der Mobilität.  50.000 Euro gibt es dafür, ursprünglich waren es anfangs 70.000 Schilling. 

2023 geht der renommierte Preis an die Macher der ersten industriellen E-Fuel-Produktion in Chile, namentlich an Dipl.-Ing. (FH) Karl Dums von der Porsche AG sowie Dipl.-Ing. (FH) Marcos Remedios Marques (vormals Porsche AG, jetzt HIF Global) und Dipl.-Ing. Rolf Schumacher von HIF Global. Mit dem Aufbau der Pilotanlage „Haru Oni“ in der südchilenischen Region Patagonien werden nach Auffassung der Jury wichtige Grundlagen geschaffen, um in den nächsten Jahren E-Fuels in großen Mengen, zu wettbewerbsfähigen Preisen und potenziell nahezu klimaneutral produzieren zu können. Verbrenner werden damit CO2-neutral, der oft geschundene und in Verruf geratene Verbrenner wird damit grün. 

Die Rektorin der Technischen Universität Wien, Prof. Dr. Sabine Seidler, überreichte im Festsaal der Universität gemeinsam mit Dr. Wolfgang Porsche, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Porsche AG, und Dr. Hans Michel Piëch, Mitglied des Aufsichtsrats der Porsche AG, den Preisträgern die Plaketten und die Urkunden des mit 50.000 Euro dotierten Porsche-Preises.

Rolf Schumacher: "Das ist der Höhepunkt meiner beruflichen Laufbahn. Wir haben uns einen Traum erfüllt. Wir haben uns das Leben mit dieser Aufgabe nicht leicht gemacht. Haben neue Technologien in die Anlage integriert, unter extremen Bedingungen - wir hatten nicht einmal einen Stromanschluss am Standort. Wir sind stolz, den Prototypen in Rekordzeit auf die Rennstrecke gebracht zu haben und können dort viel lernen für die Serienproduktion. Unser Ziel vor Augen war immer: Mit unserem Projekt verändern wir die Welt."

Karl Dums: "Porsche ist die Marke für die, die ihren Träumen folgen. Unser Projekt ist mehr als nur ein Job. Wir wollen unseren 911 in die Zukunft führen. Mit Pioniergeist und Mut - wo andere reden haben wir gemacht. E-Fuels sind in der Lage, fossile Energieträger zu ersetzen. Das ist ein Teil der Zukunft. Und mit dem Preisgeld wollen wir den Ingenieursnachwuchs in Patagonien fördern. Vielen Dank für diese Ehre.

Oliver Blume steht an der Spitze von Volkswagen

Offen bleiben für neue Technologien

Für Oliver Blume spielt der viel zitierte "Wirkungsgrad" von E-Fuels übrigens eine untergeordnete Rolle, wie er in seiner Rede betont. Der Wirkungsgrad, das ist jener Vorwurf, der gerade bei E-Fuels immer wieder vorgebracht wird. Denn es ist sehr viel Energie notwendig, um diesen Kraftstoff zu erzeugen. Oliver Blume entgegnet:  "Wo Energie im Überfluss vorhanden ist, kann man produzieren. Da ist der Wirkungsgrad nicht entscheidend. E-Fuels haben zudem gute Transport- und Lagerfähigkeiten. Es gibt bei den Lösungen nicht nur schwarz und weiß - und nachhaltig erzeugte E-Fuels sollen die E-Mobilität künftig nicht ersetzen, sondern komplementär ergänzen."

"Die Einigung auf EU-Ebene, E-Fuels zu erlauben, ist kein Sieg für Verbrenner und keine Niederlage für die Elektromobilität. Es ist ein Gewinn für alle." Der Pioniergeist und die Entschlossenheit, eine neue Technologie auf den Weg zu schicken, wurde diesmal eben mit dem Porsche-Preis belohnt.

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