Uwe Mauch macht mit seinem Klapprad und dem Railjet der ÖBB ein Wettrennen vom Wiener Heldenplatz zum Salzburger Mirabellplatz gegen Richard Haderer, einem Autoblogger. Wien, 24.7.2013
Uwe Mauch macht mit seinem Klapprad und dem Railjet der ÖBB ein Wettrennen vom Wiener Heldenplatz zum Salzburger Mirabellplatz gegen Richard Haderer, einem Autoblogger. Wien, 24.7.2013

© KURIER/Jeff Mangione

Wien - Salzburg

Außenseiter-Sieg im Rennen Auto gegen Rad/Bahn

Autofahrer gewinnt gegen den Rad- und Bahnfahrer.

von Uwe Mauch

07/31/2013, 07:19 AM

Der Jurist vom ÖAMTC, der als Temporichter im Auto mitfuhr, jubelte am Ende, die PR-Dame von den ÖBB dagegen war weniger amüsiert. Zur Erinnerung: Vor zwei Wochen haben wir zu einer Wettfahrt Auto gegen Rad/Zug vom Wiener Heldenplatz zum Festspielhaus in Salzburg angeregt. Autofan Richard Haderer hat sich gemeldet – und drei von vier KURIER-Lesern haben beim Online-Voting gegen ihn gestimmt. Nun hat Haderer gewonnen.

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Er ist die 300-Kilometer-Strecke mit seiner 140.000-Euro-Edelrakete in knapp drei Stunden gefahren und war damit um zwölf Minuten schneller als der Redakteur mit Faltrad und Railjet.

Ein glorreicher Sieg war es nicht. Haderer hat mit seinem Mercedes 21,6 Liter Diesel verbraucht, dabei laut Verkehrsclub Österreich insgesamt 56,7 Kilogramm CO2 erzeugt – zehn Mal so viel wie der Rad- und Bahnfahrer.

Er war nervös

Haderer war vor dem Start auf dem Heldenplatz auf 100, als stünde er in der Poleposition beim Großen Preis von Österreich – oder zur Fahndung ausgeschrieben. Minütlich blickte er auf die Uhr. Rad- und Bahnfahrer kennen so eine ehrgeizige Hektik nicht. Sie fahren in Ruhe rauf zum Westbahnhof, kaufen im zugegeben hitzigen Gemenge eine Fahrkarte und verstauen ihr Faltrad im Railjet (im ÖBB-Superzug gibt es noch immer keine Stellplätze für Fahrräder!).

Haderer drängte vehement auf die Startzeit 10 Uhr. Freie Fahrt für Autofahrer? Eher nicht. Der Autofahrer wollte auf keinen Fall früher und auch nicht später losfahren. Im Wissen, dass er zu jeder anderen Tageszeit das Rennen schon bei der Wiener Stadtausfahrt in der Hadikgasse verloren hätte.

Haderer durfte drei Stunden lang nur ein Mal seine Hände vom Lenkrad nehmen, während man im Zug genüsslich Kaffee trank, die Zeitung studierte, sich reckte, streckte, die Füße vertrat, Anrufe und Mails beantwortete (zwischen den Funklöchern), zu Mittag aß, seine Gedanken ordnete, ausgeruht ankam. Das Erfolgsmomentum des Autofahrers auf der A1: „Bei mir ging sich sogar ein Boxenstopp auf der Toilette aus.“ Na immerhin.

Haderer durfte osteuropäische Laster und oberösterreichische Sonntagsfahrer an einem Werktag überholen, mit Radarpistolen Roulette spielen und zur Abwechslung die kilometerlangen Lärmschutzwände von innen betrachten. Gut, die Aussicht vom Zugfenster auf Amstetten, Wels und Attnang-Puchheim ist auch keine Zierde. Aber wenn einem die Gegend im Zug zu viel wird, macht man die Augen zu und ruht für ein Stündchen.

Haderer hatte dazu auch noch Wetterglück. Nur an wenigen Tagen im Jahr kommt man derart ungehindert wie er in das Zentrum der Festspielstadt. Leidgeprüfte Salzburger Autofahrer wissen: 45 Minuten hineinstauen sind keine Seltenheit.

Ich hab’ verloren

Haderer hat das Angeberauto (© Doris Knecht) nur ausgeborgt. Schiedsrichter Peter Nejedly sprach in der ersten Euphorie auch von finanziellen Vorteilen für den Autofahrer. Bei einem Wagen, der so viel wie 100 Falträder kostet, eher ein Witz, konterte der zweite Schiedsrichter Nikolaus Resch vom VCÖ.

Haderer wurde vor dem Start auf dem Heldenplatz von einem Polizisten aufgeklärt, dass sein schöner Wagen jederzeit abgeschleppt werden kann. Auch vor dem Festspielhaus in Salzburg musste er dann auf der Hut sein. Ungemach, das keinen Radfahrer anficht. (Hätte er Parkplatz suchen müssen, hätte er ebenso verloren.)

Auf dem Rad konnte man dagegen die zehnminütige Fahrt vom Bahnhof zum Festspielhaus genießen: Mirabellgarten, Mozarteum, Hotel Sacher, Makartsteg über die Salzach, Franz-Josef-Kai, all die Touristen unter dem Mönchsberg – da ist man nicht nur schnell vorbei, all die Eindrücke hat man auch auf sich wirken lassen.

Autofan Haderer sah sich am Ende als ein strahlender Sieger. Und das ist gut so. Der Zug war eh ausverkauft.

Auto: 2 h 58 – Rad/Bahn: 3 h10

Der Autofahrer

Richard Haderer, 33, Online-Konzeptionist, Video-Blogger.

Sein Fahrzeug

Mercedes CLS 350 Shooting Brake (vulgo ein Kombi), 250 km/h Topspeed.

Seine Kosten

Rund 140.000 € für den Wagen, dazu Versicherung, Service, Autobahnvignette und Benzin.

Seine Öko-Bilanz

Haderer hat 56,7 kg CO2 erzeugt.

Der Radfahrer

Uwe Mauch, 47,

KURIER-Redakteur und Blogger auf KURIER.at

Seine Fahrzeuge

Brompton-Faltrad, rund 30 km/h Topspeed sowie ÖBB-Railjet, 275 km/h Topspeed.

Seine Kosten

Rund 1300 € für das Faltrad.

Sowie: Fahrkarte Business Class WienSalzburg 102,40 €.

Seine Öko-Bilanz

Mauch hat 5,4 kg CO2 erzeugt.

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