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© Horst Bauer

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Auto des Jahres: Die glorreichen Sieben im letzten Test

Car of the Year 2020: Wie die Juroren der ältesten und angesehensten Autowahl der Welt die verbliebenen sieben Kandidaten testen.

02/21/2020, 04:00 AM

Einer der 60 Juroren aus 23 europäischen Ländern hat es diesmal nicht bis Paris geschafft. Und das, obwohl er mit dem regierenden „Auto des Jahres“ unterwegs war.

Oder vielmehr gerade deshalb. Aber dazu später.

Wenn sich jedes Jahr Mitte Februar die Jury der Wahl zum „Car of the Year“ (COTY) auf der Teststrecke von Mortefontaine in der Nähe von Paris trifft, dann steht der letzte Akt des Ausleseverfahrens an. Hier werden jene sieben Kandidaten noch einmal auf Herz und Nieren getestet, die es nach dem ersten Wahlgang auf die Shortlist geschafft haben. Erfolgt diese Vorauswahl aus der Liste aller in einem Jahr in Europa neu auf den Markt gekommenen Autos durch eine einfache Listung der jeweils sieben präferierten Modelle jedes einzelnen Jurors, so folgt nach dem Testtag in Mortefontaine die eigentliche Wahl, die ganz speziellen Kriterien folgt (siehe den Zusatzartikel unten).


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Bei der Aufgabe, sein Urteil nicht nur zu fällen, sondern auch öffentlich nachlesbar begründen zu können, hilft die Möglichkeit ungemein, alle Kandidaten unmittelbar hintereinander über ein und dieselbe Strecke scheuchen zu können. Und das in den verschiedensten Karosserie-Versionen und Motorisierungen.

So stehen etwa am kalten, aber sonnigen Dienstag dieser Woche auf dem Parkplatz im Inneren des Teststrecken-Geländes von Mortefontaine nicht nur Benzin- und Diesel-Versionen vom Peugeot 208 in Reih und Glied aufgefädelt, sondern auch zwei rein elektrisch angetriebene Modelle.

BMW wiederum hat nicht nur die zivilen Versionen des neuen 1er mitgebracht, sondern will auch mit einem M135i zeigen, wie groß die Bandbreite des Kandidaten ist.

Während Renault den Clio auch in der erstmals fahrbaren neuen Hybrid-Variante ausgepackt hat, setzt Toyota auf die unterschiedlichen Karosserievarianten des Corolla, vom Fünftürer über die Limousine bis zum Kombi.

Ford hat ausreichend Pumas aufgereiht und stellt vor allem die Motorvarianten mit dem Mild-Hybrid-System in den Mittelpunkt.

Bleiben die beiden nur mit E-Antrieb angebotenen Kandidaten. Für Teslas Model 3 und den Porsche Taycan wurden extra Ladestationen aufgestellt. Wobei die Amerikaner mit der Stromversorgung vor Ort auskommen und auf eine Schnell-Lade-Option verzichten. Die Deutschen sind aber mit einer eigenen starken Versorger-Batterie auf dem Lkw angerückt, an der die Taycans zeigen, wie flott sie nachgeladen werden können.

Der Fahrbetrieb auf der Teststrecke startet um 9:00 Uhr – und bis zur Mittagspause kommen alle Kandidaten ausführlich dran. Die für die COTY-Organisation freigehaltene Strecke umfasst Kurven aller Radien genauso wie eine lange Gerade, zwei hügelige Passagen und einen Abschnitt mit rumpeligem Kopfsteinpflaster. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen und so manche Versprechungen blumiger PR-Texte hinsichtlich der tollen Verarbeitung gehen im Lärm der wackeligen Teile der Innenverkleidung unter.

Die Erkenntnisse aus den einzelnen Testrunden werden nach der Rückkehr auf den Parkplatz nicht nur unter den Juroren ausgetauscht. Auch die von den Firmen entsandten Ingenieure und Produktverantwortlichen stehen Rede und Antwort über allfällige Problemzonen ihres Kandidaten.


Ein willkommener Nebeneffekt für die Abgesandten der Hersteller ist es, die Produkte der Konkurrenz in informellem Rahmen unter die Lupe nehmen zu können. Und am späten Nachmittag, wenn viele Juroren schon wieder auf dem Weg zum Flughafen sind, auch einmal selbst ein paar Runden mit einem der Konkurrenzprodukte drehen zu können.

Motto: Was in Mortefontaine passiert, bleibt auch in Mortefontaine.

Die Erkenntnisse, die jeder Juror am Ende des Testtages für sich gewonnen hat, fließen dann in dessen persönliche Wertung ein. Dort wird sich bei einigen wohl auch der Umstand wiederfinden, dass etwa beim Renault Clio die Windgeräusche von den Außenspiegeln schon früher einsetzen und stärker sind, als etwa bei seinem unmittelbaren Konkurrenten, dem Peugeot 208. Oder dass die Dreizylinder-Motoren des Ford Puma doch knurriger klingen, als man das von der ersten Fahrpräsentation vor Monaten in Erinnerung hatte.

Deutlicher niederschlagen dürfte sich aber wohl, dass beim Tesla Model 3 schon nach zwei scharfen Testrunden die Bremsen überhitzt waren und in einem Fall das Pedal beim Anbremsen beinahe durchgefallen ist.

Alles Erlebnisse, die der eingangs zitierte britische Kollege nicht machen konnte. Er scheiterte bei der Anreise nicht so sehr am regierenden „Auto des Jahres“, dem Jaguar I-Pace selbst, als vielmehr an der Lade-Infrastruktur. Die angepeilte, und tags zuvor per Anfrage beim Betreiber extra gecheckte Ladesäule in Dover war defekt. Die Strom-Suche nach der Überquerung des Kanals in Dover endete letztlich nach drei umsonst angefahrenen Schnell-Ladesäulen im Umfeld von Calais („Ladepunkt nicht in Betrieb“), in einer finsteren französischen Tiefgarage an einer herkömmlichen Haushalts-Steckdose.

Die Ladezeit von 13 Stunden verbrachte Kollege Paul wohl mit finsteren Gedanken über die Alltagstauglichkeit von E-Autos allgemein. Und Überlegungen darüber, wie viele Punkte er den beiden heuer zur Wahl stehenden Stromern angesichts dessen wohl geben wird.

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