Freundliches Gesicht an diesem Showcar von Smart

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Auto & Emotionen: Das Auto, eine Liebe

Ein Auto ist mehr als ein fahrbarer Untersatz. Es zeigt den Zeitgeist und wer wir sind

von Andrea Hlinka

04/07/2021, 03:00 AM

Wir kommen nicht mobil auf die Welt. Wir werden es. Jeder, der die ersten Schritte eines Babys miterlebt, weiß wie emotional Mobilität ist. Das ändert sich nicht mit dem Alter und dem Fortbewegungsmittel. Wer ein Auto kauft, trifft die Wahl meist mit viel Gefühl. Was also braucht ein Auto, um begehrlich zu sein?

Jedenfalls: Ein Gesicht. „Pareidolie“ beschreibt die Neigung von Menschen, in unbelebten Dingen ein Gesicht zu suchen. In Wolken etwa, oder eben in Autos. Punkt, Punkt, Strich, Strich, mehr braucht das Gehirn dafür nicht. Als Augen dienen die Scheinwerfer, die Partie dazwischen, Kühlergrill und Stoßstange etwa, als Mund und Nase. Ihre Proportionen und Formen vermitteln gewisse Emotionen: Zwei kugelrunde Scheinwerfer etwa folgen dem Kindchenschema und werden als niedlich wahrgenommen, spitz zulaufende Scheinwerfer als dynamisch und aggressiv. Am beliebtesten sind Autos mit freundlichem Grill und aggressiven Augen, wie eine Studie von österreichischen und amerikanischen Wissenschaftern zeigte.

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Mode und Möglichkeit

Automobil-Designer wissen darüber genau Bescheid. Sie feilen an Autos auch mal fünf Jahre, um es auf die Bedürfnisse der Menschen abzustimmen. Einer von ihnen ist Lutz Fügener. Er unterrichtet Transportation Design an der Hochschule Pforzheim und sagt: „Es wäre viel mehr möglich. Aber Kunden sind beim Design sehr konservativ.“ Ein Beispiel: Teslas sind konventionell gestaltet, obwohl das nicht sein müsste. „Da man die Module in Elektroautos viel dezentraler verteilen kann, könnte man auch das Volumen ganz anders nutzbar machen. Moden und Möglichkeiten laufen gegeneinander.“ So ist es wohl auch beim Kühlergrill. Weder Elektroautos noch Verbrenner brauchen die riesigen Schlünde, die sie oft tragen. „Die überwiegende Zahl der Kühlergrills in den aktuellen Entwürfen sind größer, als sie aus technischen Gründen sein müssten“, so Fügener. Aber ein Schlund wirkt nun mal einschüchternd und das scheint nachgefragt zu sein.

Das Berlusconi-Car

So wie SUV: Mit 31,5 Prozent stellten SUV 2020 das beliebteste Pkw-Segment in Österreich. Sinnvoll sind sie allerdings nicht in jeder Ausführung. „Full-Size-SUV können nichts richtig gut“, sagt Fügener. Viele Kollegen geben ihm recht. Emotional betrachtet ist die Sache nicht so einfach, denn diese riesigen SUV geben das Gefühl von Sicherheit und Überlegenheit. Nicht umsonst wird der BMW X6, einer der Begründer des Segments, als „Berlusconi-Car“ bezeichnet. „Ein Auto ist immer eine Aussage. Je teurer das Auto, desto klarer ist sie“, so Fügener.

Ein richtig sinnvolles Auto sei der Audi A2 gewesen: „Ein Kleinwagen aus Aluminium, der nicht rosten konnte, aerodynamisch in der Kammlinie gebaut und mit drei Zylindern in Serie, was damals ganz erstaunlich war.“ Angenommen wurde er von den Kunden jedoch nur mäßig und die Produktion daher eingestellt. Was nicht gefällt wird abgestraft.

Farbe und Form

Aktuell wird das Autodesign, nach sehr komplexen und kantigen Formen in den vergangenen Jahren, wieder einfacher. Fügener nennt es „beruhigt, sehr elegant.“

Diese neue Zurückhaltung zeigt sich auch darin, dass alles, was früher in Chrom glänzte, in Black Options verfügbar wird. Die Karosseriefarbe, die heuer viele Autos ziert, ist grün: BMW hat als Launchfarbe des neuen M3 die Farbe „Isle of Man Green Metallic“ entworfen, Audi zeigt „Apfelgrün Metallic“, Opel „Matcha-Grün“. Weiße Autos, die in den vergangenen Jahren auch in Österreich massenhaft zu sehen, waten, werden hingegen weniger. Eine Regel: „Alles was in ist, wird irgendwann out“, so Fügener.

Es werde Licht

Auch Scheinwerfer sind viel mehr als eine Lichtquelle. Ihre Entwicklung verschlingt enorme Kosten, da sie , so Fügener. den technischen Stand dokumentieren und maßgeblich zum Erscheinungsbild beitragen. Berühmt sind die Lichtringe „Angel Eyes“ von BMW und die vier Augen von Mercedes. „Wenn ein Blick in den Rückspiegel genügt und man weiß, wer dahinter steht, ist das eine geldwerte Funktion“, sagt Lutz Fügener. Dieses sogenannte Überholprestige, das vor allem von den Scheinwerfern und dem Kühlergrill geformt wird, verdeutlicht, wem man Platz machen soll und wem nicht.

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