BMW 750i xDrive
BMW 750i xDrive

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Test

BMW 750i xDrive: Vom Winken und Wischen

Der vollkommen neu entwickelte große Bayer im Praxiseinsatz.

von Horst Bauer

12/06/2015, 10:39 AM

Die neue Leichtigkeit war der ganze Stolz der Entwickler. Als die Bayern vor einem Jahr für eine handverlesene Schar internationaler Fachjournalisten erstmals die Aufbaustruktur des nächsten 7er enthüllten, schwirrten Worte wie "Revolution" und "neue Ära" durch den sorgfältig von der Außenwelt abgeschirmten Raum.

Schließlich hatte man sich der Erkenntnisse über den Großserien-Einsatz von Kohlefaser aus dem Bau des Elektro-Sportlers i8 bedient und für das neue Flaggschiff des Hauses eine Leichtbau-Mischung aus Alu, hochfestem Stahl und Kohlefaser entwickelt, dank der man gegegenüber dem Vorgänger stolze 100 kg einsparen konnte.

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Von der neuen Leichtigkeit ist dann optisch wenig übrig geblieben. Die Designer bemühten sich redlich, dem 7er noch mehr Status und einen machtvolleren Auftritt zu geben. Der Kundschaft in USA und China gefällt das und da sollen an die 70 % aller 7er abgesetzt werden.

Daher werden auch 80 % in der Langversion gebaut. Was einige überraschende Details der getesteten "Kurz"-Version ( auch noch über 5 m lang) verständlicher macht. Wie etwa die – angesichts der Außengröße – überschaubaren Platzverhältnisse im Fond. Oder der zerklüftete Kofferraum, in den nicht einmal ein Schirm quer hineinpasst.

Gestensteuerung

Was das Bedienungskonzept betrifft, legen die Bayern die Latte im Luxus-Segment wieder eine Raste höher und zelebrieren die Premiere der Gestensteuerung. In der Praxis bedeutet das, dass man etwa für die Änderung der Lautstärke des Radios entweder den Drehknopf an der Mittelkonsole oder den Taster auf dem Lenkrad bedient oder mit dem Zeigefinger kreisende Bewegungen vor einer Sonde an der Mittelkonsole vollführt. Dem ist zwar ein gewisser Showeffekt für überraschte Mitreisende nicht abzusprechen, von echtem Praxisnutzen ist die Sache aber noch weit entfernt. Aber das war das Surfen durch endlose Untermenüs via zentralem Dreh-Drück-Regler zu Beginn ja auch. Und inzwischen ist es so etabliert, dass selbst BMW es sich leistet, im 7er auch einen betapp- und wischbaren Monitor einzubauen.

Lässt man sich von all dem Infotainment-Gewische und -Gewinke und dem Display-Schlüssel, der ein Smartphone-App zum Info-Austausch mit dem Bordrechner ersetzt, aber nicht vom Wesentlichen in einem 7er ablenken (und das ist zumal beim Kurzen immer noch das Fahren), merkt man schnell, dass die Luftfederung über jeden Zweifel erhaben ist. Zwischen sehr komfortabel und sportlich ist alles drinnen, je nachdem, welches Fahrprogramm angewählt ist.

Eco bringt gute Verbrauchswerte und ist beim Dahinrollen empfehlenswert. Soll jedoch aktiv gefahren werden, geht an der Sport-Stellung nichts vorbei. Das Auto spannt merkbar die Muskeln und reagiert spontan auf jeden Gasbefehl, das Getriebe sortiert die Gänge flott und alles in allem lebt hier die einst so BMW-typische Agilität der großen Limousine weiter. Unterstützt natürlich auch vom Leichtbaukonzept, das immerhin die hier üblichen Mehrausstattungen (im Anlassfall im Gegenwert eines Kompaktwagens) weitgehend kompensieren kann.

Im Normalprogramm, das sich nach jedem Neustart selbst einstellt, ist davon allerdings nur mehr wenig zu spüren. Hier ist der 7er nicht mehr das fahraktivste Auto unter den großen Limousinen, sondern hat sich den Komfort-Wünschen der neuen Kundschaft angepasst.

BMW 750i xDrive

Antrieb: V8-Benzin, Direkteinspritzer, 2 x 2 oben liegende Nockenwellen, 32 Ventile, Alu-Zylinderköpfe und -block, 2 Turbolader, Ladeluftkühler; Allrad, 8-Gang-Automatik; Spitze 250 km/h, 0–100 in 4,5 Sekunden; Euro 6.

Hubraum: 4395 cm³

PS/kW: 450 PS/330 kW

maximales Drehmoment:600 Nm bei 1800 U/min

Fahrwerk: Selbst tragende Karosserie, Hilfsrahmen, vorn McPherson-Federbeine, Querlenker, hinten Mehrlenkerachse, vorn/hinten Luftfederung, adaptive Stoßdämpfer, Niveauregulierung, Stabilisatoren, Scheibenbremsen (vorn/hinten innen belüftet), Zahnstangenlenkung mit elektrischer Servounterstützung, ABS, Bremsassistent, Dynamische Stabilitäts-Control/DSC (ESP), Traktionskontrolle.

Maße (L x B x H):5098 x 1902 x 1478 mm

Wendekreis: 12,2 m Radstand: 3070 mm Bremsweg kalt: 34,3m Bremsweg warm: 33,7m

Kofferraum: 515 l Gewicht: 1870 kg Gesamtgewicht: 2575 kg Tankinhalt: 78 l

Normverbr.: 8,1 l/100 km189 g/km CO²

Testverbr.: 10,1 l/100 km

Preis: 130.000 €

Preis Testwagen: 169.255 €

Motorbezogene Versicherungssteuer:2629,44 €

Zwei von drei in Österreich verkaufte BMW Modelle werden mit Allradantrieb ausgeliefert. Stolz verweisen die Münchner darauf, der führende Allradanbieter im heimischen Premiumsegment zu sein. Selbstverständlich ginge es den Entwicklern nicht nur um die profane Steigerung von Traktion, Spurstabilität und Fahrsicherheit unter widrigen Fahrbahnverhältnissen, sondern besonders beim 7er um die Maximierung der markentypischen Agilität.

Zum Beweis bittet man auf den spiegelglatten Handling-Kurs am Söldener Gletscher, wo der 750Li xDrive deutlich schneller als vom Instruktor empfohlen durch enge Pylonengassen rauscht. Der vollvariable, elektronisch geregelte Allradantrieb ermöglicht in Verbindung mit Vierradlenkung und neuen Winterreifen Fahrmanöver auf höchstem Niveau. Problemlos folgt die Luxuslimousine Lenkeinschlägen selbst auf glatten Schneeflächen, wedelt behände durch den Slalom-Parcour und bleibt auch bei großem Leistungsüberschuss leicht zu kontrollieren. Abhängig von der gewählten Einstellung lässt der 7er dabei mehr oder weniger Schlupf an den vier Rädern zu.

Die Momentenverteilung zwischen den Achsen erfolgt über eine elektronisch geregelte Lamellenkupplung situationsabhängig von Parametern wie Radschlupf, Leistungsanforderung, Lenkwinkel oder Giermoment, die Sperrenfunktion zwischen den Rädern einer Achse über Bremseingriff. Das passiert in Sekundenbruchteilen derart perfekt, dass der 7er selbst mutwillig provozierte Fahrmanöver stoisch und neutral quittiert, nicht einmal das typische ABS-Rattern ist zu vernehmen.

Ebenso einfach nimmt die Bergabfahrhilfe verschneiten Abfahrten den Schrecken. Per Fingertipp am Lenkrad gibt der Fahrer das Maximaltempo vor und der BMW tastet sich elektronisch überwacht gefühlvoll den Abhang hinab – besser, als es die meisten seiner Besitzer selbst könnten.

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