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Unterwegs mit dem DDSG-Chef: Keine Pendler auf der Donau

Wolfgang Fischer fährt jetzt Schiff. Bei einer gemeinsamen Fahrt erklärt der DDSG-Chef, warum ein Öffi-Schiff unrealistisch und er sauer auf Kraftwerksbetreiber ist

von Sandra Baierl

07/12/2022, 03:00 AM

DDSG, das heißt ja bekanntlich Donaudampfschifffahrtsgesellschaft. Die Sache mit der Kohle ist längt vorbei, obwohl: man weiß in diesen Zeiten ja nicht, was wieder kommt. Die Schiffe werden heute mit Dieselmotoren betrieben. Deren Verbrauch hält sich in Grenzen, es sind rund 40 Liter pro Stunde.

Unsere Schiffsrunde mit dem neuen DDSG-Chef Wolfgang Fischer führt uns über den Donaukanal zur Donau, unterhalb des Kraftwerks Freudenau dreht das Schiff um, schleust und fährt stromaufwärts wieder zurück.

KURIER: Die Stadthalle war lange Ihr Wirkungsfeld. Jetzt ist es die DDSG. Alles neu?

Wolfgang Fischer: So neu ist es nicht für mich, weil beides Orte der Unterhaltung sind. Freizeitbusiness da wie dort. Hier sind wir beweglicher, mobiler, kleinteiliger – nicht für 16.000, sondern ab 50 Gäste.

Was hat Sie überrascht an diesem Unternehmen?

Die Nautiker haben einen anderen Zugang zu den Dingen. Der Flottenkapitän spricht von seinen Schiffen. Der schleift und malt selbst, wenn er einen Rostfleck sieht. Das müsste er nicht, aber er tut es. Es gibt so etwas wie einen Korpsgeist, da ziehen alle mit und scheuen vor keinem Aufwand zurück. Es gibt kein Hintenrum und Wegadministrieren. Eine völlig klare, offene Unternehmenskultur.

Wer ist Zielgruppe für die Schifffahrten der DDSG?

Einerseits Touristen – da bin ich jetzt nicht der große Spezialist. Andererseits heimisches Publikum, die gerne Wien- und Wachau-Fahrten buchen. Testhalber gibt’s eine Premium-Schiene, etwa zum Klassik-Open-Air auf der Tullner Donaubühne. Und ganz wichtig: der B2B-Bereich, wo unsere sieben Schiffe für Events gechartert werden.

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Der Twin-City-Liner gehört auch zur DDSG. Das ist quasi Linienschifffahrt.

Er gehört unserer Schwester Central Danube, wir stellen die Crew und Betriebsleitung. Drei Mal am Tag nach Bratislava ist wohl auch ein Linienverkehrsmittel: zu Terminen nach Bratislava – ganz sicher ohne Stau.

Wäre die Linienschifffahrt ein Geschäftsmodell, das man stärker verfolgen könnte? Täglich von Tulln nach Wien mit dem Schiff, etwa? Wien ist erst am Weg, eine Stadt am Fluss zu sein. Wir haben keine Tradition wie in Antwerpen oder Venedig, wo Schiffe eine Ergänzung zu Bus und Bim sind. Allein aus geografischen Gründen sehe ich bei uns das Schiff als Nahverkehrsmittel leider nicht.

Die DDSG war stark von Corona betroffen, es ist zudem ein saisonales Geschäft.

Vor der Pandemie gab es schöne, sechsstellige Gewinne. Mit bis zu 400.000 Besuchern im Jahr. In der Pandemie war es natürlich zum Vergessen. Wir sind für heuer gut auf Kurs und werden einen geringeren Verlust schreiben als budgetiert. Ich bin hoffnungsfroh, bald wieder in die Gewinnzone zu kommen. Das hängt aber auch vom Tourismus ab.

Das Schiff fährt mit einem Dieselmotor. Überdenkt man andere Antriebsarten?

Die Verdoppelung des Dieselpreises schlägt natürlich negativ auf unsere Kostenrechnung. Wir sind für die Zukunft bei allen Dingen dabei: E-Fuels etwa. Wir nehmen, was es technisch in Zukunft geben wird und was sinnvoll ist. Der Elektroantrieb wird für ein Schiff dieser Größenordnung wohl noch länger kein Thema sein. Und Segeln auf einem Fluss schon gar nicht (lacht). Eventuell aber Wasserstoff bzw. Kohlenwasserstoff.

Die DDSG sucht, wie fast alle Firmen, Mitarbeiter.

Bei den Mitarbeitern sind wir gut aufgestellt. Wir haben aber ein Problem: Wir sind eine der wenigen, die den Lehrberuf Matrose und Matrosin anbieten. Damit kann man binnen zwölf Jahren zur Kapitänin werden. Wir haben sogar schon eine. Und dann kommen Kraftwerksbetreiber, die brauchen Personal für ihre Baggerschiffe, und werben unsere Mitarbeiter ab. Das ist wirklich sehr bitter.

Mit welchem Ziel sind Sie angetreten?

Den Wienern stärker zu zeigen, dass wir an einem wunderbaren Fluss liegen. Ich mache oft Business-Lunches an Bord. Jeder ist begeistert, wie schön das hier ist. Man sieht seine eigene Stadt vom Fluss aus ganz anders.

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