Dr. Ralf Speth, CEO von Jaguar Land Rover
Dr. Ralf Speth, CEO von Jaguar Land Rover

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Interview

Der CEO von Jaguar Land Rover im Gespräch

Ralf Speth über vergrabene Batterien, autonomes Fahren und eine Produktion in Graz.

von Horst Bauer

04/28/2015, 01:05 PM

Unter seiner Führung legte Jaguar Land Rover in den Jahren seit der Loslösung von Ford und der Zugehörigkeit zum indischen Tata-Konzern eine beispiellose Erfolgsgeschichte hin. Bei Fahrzeugpräsentationen immer nobel im Hintergrund – der Platz an der Sonne gehört da ausschließlich den direkt mit dem jeweiligen Produkt befassten Mitarbeitern – hat der Deutsche Ralf Speth jedoch wesentlichen Anteil daran, dass sich Jaguar und Land Rover vom englischen Patienten zum Musterknaben entwickelt hat. Der Motor-KURIER sprach mit dem CEO von Jaguar Land Rover am Rande der Autoshow in New York über...

... den Automarkt in Europa und den Sonderfall Russland "Ich glaube, dass sich Europa heuer wieder steigern wird und auch die in den letzten Jahren schwächeren Märkte wie Italien oder Spanien wieder stärker kommen werden, einfach weil ein Nachholbedarf da ist. Europa sollte sich also stabilisieren, zwar immer noch auf niedrigerem Niveau, aber insgesamt bin ich da sehr zuversichtlich. In Russland werden wir trotz der aktuellen Probleme bleiben, weil ich da auch eine Verpflichtung unseren Händlern gegenüber sehe. Im Verkauf haben wir derzeit da kein Problem, ganz im Gegenteil. Viele Leute kaufen sich gerade einen Range Rover, um gegen die Geldentwertung ein Asset in der Hand zu haben. Probleme macht uns aber natürlich die Entwertung des Rubels, weshalb wir schon drei Mal die Preise anpassen mussten, wodurch auch das Segment enger wird."

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... den Stand der Elektrifizierung der Modell-Palette "Mit unserem Diesel-Hybrid haben wir den ersten Schritt in die Elektrifizierung ja bereits getan. Und ich glaube auch, dass sich die Hybrid-Technik wesentlich schneller ausbreiten wird als die pure Elektrifizierung, weil dafür die Technologie heute noch nicht bereit ist. Erstens ist die Reichweite nach wie vor sehr begrenzt. Zweitens ist das Gewicht der Batterien noch viel zu hoch. Und drittens ist es auch noch zu teuer und die Energiedichte ist noch zu gering. Für uns gilt daher: Ja, wir werden diesen Weg gehen, auch weil wir ihn zur Erreichung der Flottenverbrauchsziele brauchen."

... die ungelösten Umweltprobleme bei der Batterie-Nutzung "Dabei stellt sich die Frage, wie das über die gesamte Lebenszeit aussieht. Und die wird ja auch unterschiedlich gesehen. Manche definieren sie mit 30.000 Kilometern, andere mit 300.000 Kilometern. Aber die Frage ist ja, wie viele Batteriesätze braucht man, um die gesamte Lebenszeit eines Elektroautos abzudecken. Und wie lassen sich all diese Batterien dann rezyklieren, wie bekommt man da einen Kreislauf zusammen. Mein Beispiel ist immer China mit seinen Millionen an kleinen Elektro-Fahrrädern. Hat sich da schon einmal jemand überlegt, was mit deren Batterien passiert? Die landen alle unrezykliert, weil ja auch kein Kreislauf dafür existiert, in der Erde, im Grundwasser und damit natürlich zukünftig in den Lebensmitteln der Bevölkerung. Bei uns haben wir natürlich bessere Möglichkeiten mit all den Sammelboxen selbst für kleine Batterien. Aber sind wir uns wirklich sicher, was mit denen dann passiert, wie man die rezyklieren und mehrfach verwenden kann? Das hat bei uns zwar schon angefangen, aber da müssen wir noch viel mehr tun dafür."

... den einseitigen Blick auf die Lösung der Luftgüte-Probleme in den Städten "Wir glauben, dass wir das Thema Luftverschmutzung in den Städten mit dem Elektroauto lösen können, verschließen aber die Augen davor, wo der Strom für sie herkommt. In China kommt er hauptsächlich aus Kohlekraftwerken. Da kann man dann wirklich nicht sagen, dass wir den Umweltbereich damit verbessern."

... über die Herausforderung durch die neuen CO2-Ziele der EU "Die alternative Antriebstechnik dafür ist vorhanden. Die Frage ist nur, ob sie der Kunde auch annehmen wird. So gesehen wird es sehr spannend, wie die Gespräche für die über 2020 hinausgehende weitere Verschärfung für den durchschnittlichen Flottenverbrauch mit der EU verlaufen werden. Wir werden die Technik dafür anbieten können, die wird nur teurer werden und der Kunde wird dann für ähnliche Leistung wesentlich mehr bezahlen müssen. Die Frage wird also sein, ob die Kunden das annehmen und die Hersteller dadurch überhaupt die Möglichkeit haben werden, die Flottenziele zu erreichen."

... autonom fahrende Autos "Mein Vater hat seinen Führerschein abgegeben, weil er gemerkt hat, das er immer langsamer wird und er den anderen auf der Straße nicht zur Last fallen und auch keine Gefahr darstellen wollte. Und auf einmal hat er festgestellt, dass ihm seine sozialen Bindungen völlig gekappt wurden. Ich glaube, dass uns autonomes Fahren in dieser Hinsicht sehr helfen können wird. Aber in naher Zukunft wird es nicht dazu kommen, dass wir den Fahrersitz einfach umdrehen und mit den anderen Karten spielen können werden, weil es dazu noch vieler weiterer Schritte bedarf. Sowohl in der Technik als auch bei der Gesetzgebung oder dem Thema Versicherung."

... über eine mögliche Produktion bei Magna in Graz "Die Idee, eine unausgenutzte Fertigung zu nutzen, finde ich ausgesprochen smart, weil ich nicht glaube, dass es Sinn macht, viel in Steine und Erde zu investieren, wenn es andere, elegantere Möglichkeiten gibt, das zu tun. Man muss das sicher prüfen und schauen wir einmal, wie das mit Österreich letztlich ausgeht. Wir arbeiten mit Magna ja bei vielen Dingen zusammen und Magna ist auch Lieferant bei Innenausstattungen von uns in allen unseren Werken. Das heißt, mit Magna haben wir eine gute, man könnte auch sagen, teure Beziehung – im doppelten Wortsinn. Weil ich bin jederzeit bereit, diese sprichwörtlichen zwei Cent mehr zu bezahlen, dafür mehr Qualität zu bekommen und am Ende weniger Garantiekosten und weniger Ärger mit dem Kunden zu haben. Das zahlt sich immer aus. Höhere Kosten sind zwar zunächst schlechter für die Marge, aber auf Sicht gesehen zahlt sich das immer aus."

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