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Interview

Der schnellste Autofahrer der Welt im Gespräch

Wing Commander Andy Green hält den aktuellen Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge. Und er hat schon den nächsten Rekord im Visier. Wir trafen den Briten in Wien zum Talk.

von Michael Andrusio

06/25/2014, 07:19 PM

Kurier: Was befähigt jemanden, das schnellste Auto der Welt zu steuern?

Green: Ich persönlich habe einen Mathematikabschluß in Oxford, dann wurde ich Kampfpilot in der Royal Air Force (was etwas aufregender ist), dann stieß ich zum Landspeedrecord-Team, wo ich alle diese Erfahrungen und Fähigkeiten einbringen konnte. Du musst im Team vor allem fähig sein, eng mit den Entwicklungsingenieuren zusammenzuarbeiten, nicht nur verstehen, was sie tun, sondern ihnen auch helfen können, die fortschrittlichste Technologie zu entwickeln. Ich habe das Privileg, mit einigen der besten Ingenieure der Welt zusammenarbeiten zu dürfen.

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Sie waren der erste Mensch, der mit einem Auto schneller als der Schall gefahren ist - wie fühlt sich das an?

Ich kann nur sagen, wie es ist im Cockpit zu sitzen. Wie es von außen ist, weiß ich nicht, denn immer wenn ein Auto schneller als der Schall gefahren ist, bin ich drinnen gesessen. Von außen hört man den Überschallknall. Im Cockpit merkt man davon nichts. Es ist wie bei einem Schiff – die am Ufer sehen die Wellen und die in anderen Booten spüren sie auch, im Schiff selber merkt man aber nichts.


Mit dem Bloodhound SSC wollen Sie 1000 Meilen pro Stunde erreichen, was etwa 1600 km/h entspricht - wie sieht der Fahrplan aus?

In einem Jahr werden wir das Auto erstmals testen, wir fahren auf einem Gelände der RAF in Newquay in Cornwall. Die ersten Tests werden noch nicht so schnell sein, wir fahren da nur 400 km/h. Dann gehen wir nach Südafrika und wollen noch im selben Jahr Schallgeschwindigkeit fahren. Danach werden wir das Auto verbessern und ab 2016 steigern wir die Geschwindigkeit auf über 1600 km/h.


Sie sind zuletzt den Tornado geflogen, da kann man im Notfall mit dem Schleudersitz aussteigen, was macht man in einem Auto, das so schnell fährt?

Das Sicherste ist im Auto zu bleiben. Es gibt ja keine Hindernisse, wo man dagegen fahren könnte. Das einzige Feste in der Umgebung ist der Boden – und solange wir die Räder am Boden behalten, ist viel gewonnen.


Bei über 1000 km/h sollten die Lenkbewegungen wohl sehr zart sein, oder?

Wir wissen nicht, was uns erwartet. Das Spannende ist, dass auch die Räder bei Überschallgeschwindigkeit eine Schockwelle produzieren. Dadurch wird auch der Untergrund bis zu einem gewissen Grad in Mitleidenschaft gezogen. Aber es gibt derzeit keine Simulation, die diesbezüglich irgendetwas vorhersagen könnte. Wir müssen es einfach ausprobieren.


Im Bloodhound arbeiten ein Eurofightertriebwerk, ein Raketentriebwerk und ein Rennmotor zusammen. Können Sie kurz erklären, wie das funktioniert?

Die meiste Arbeit macht das Flugzeugtriebwerk, ich zünde es beim Start und es läuft während der ganzen Fahrt. Um eine Geschwindigkeit von 1600 km/h zu erreichen, brauchen wir aber auch noch den Raketenmotor, der für 20 Sekunden den nötigen Boost liefert. Der Formel-1-Rennmotor ist nur dazu da, die Pumpe zu betreiben, die den Treibstoff in die Brennkammer pumpt.


Wo liegt die Grenze für diese Jagd nach Geschwindigkeit?

Ich kann diese Frage nicht beantworten. Als Malcom Campbell, der einige Rekorde aufgestellt hat, einmal aus seinem Auto stieg, meinte er, dass es unmöglich sei, noch schneller als 485 km/h zu fahren. Das war 1935. Aber es bedeutet eine enorme Challenge und einen enormen Aufwand, in diesen Geschwindigkeitsbereichen, in denen wir uns jetzt bewegen, noch schneller zu sein.


Manche werden vielleicht den Sinn hinterfragen?

Vor allem wollen wir junge Leute von der Magie von Wissenschaft und Technologie begeistern. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt des ganzen Projekts. Deswegen haben wir 12 Kameras am Auto und die Bilder und auch die Daten werden in Echtzeit übermittelt. Man wird alles über Internet live mitverfolgen können.


Was fahren Sie privat, wenn Sie nicht in einem Überschallauto sitzen?

Ich selbst fahre gerne Harley-Davidson, die ist zum Cruisen, sonst haben wir einen Volkswagen für die täglichen Fahrten. Aber damit fährt meistens meine Frau. Ich kann es mir nicht leisten, einen Strafzettel fürs Schnellfahren zu bekommen. Es wäre zu peinlich.

http://www.bloodhoundssc.com/

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