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Fahrbericht

Die Allrad-Maseratis auf Schnee und Eis

Wie fahren sich der Ghibli und der Quattroporte mit Allradantrieb unter winterlichen Bedingungen? Wir haben es ausprobiert.

von Michael Andrusio

02/03/2014, 08:48 AM

Es gibt Dinge, die man am Steuer eines 410-PS-Maserati eigentlich gar nicht schätzt. Mitten in einer vereisten Kurve vom Beifahrer sämtliche Regelelektronik ausgeschaltet zu bekommen, gehört beispielsweise dazu. Gut, in diesem Fall passiert dies auf abgesperrter Strecke, das Ausprobieren verschiedener Konfigurationen war ausgemacht und der Beifahrer heißt Alex Fiorio – seines Zeichens Instruktor für Maserati- und Ferrari-Fahrertrainings und zweimaliger Rallye-Vizeweltmeister. Ob das jetzt heißt, dass er mehr Vertrauen in die fahrerischen Fähigkeiten des Piloten oder ins Fahrverhalten des Autos hat, sei einmal dahingestellt, jedenfalls quittiert er die Aktion mit einem schelmischen Grinsen und den Worten „Nun liegt es an dir und dem Gaspedal.“

Früher hätte man es sich eher zwei Mal überlegt, mit einem Maserati auf Schnee und Eis herumzufahren. Anno 2014 sieht die Sache anders aus, denn Maserati bietet die Modelle Ghibli und Quattroporte auch mit Allradantrieb an. Das System nennt sich Q4 und stammt grundsätzlich von Magna Powertrain, Maserati hat das nötige Feintuning mittels schlau berechnetem Algorithmus gemacht. Der Allrad ist Stand der Dinge, regelt alles elektronisch und blickt gewissermaßen in die Zukunft: Heißt, die Elektronik beobachtet ständig Parameter wie Gaspedalstellung, Lenkwinkel, Querbeschleunigung etc. und erkennt so schon im Vorhinein und bevor noch Schlupf an den Hinterrädern auftritt, dass Kraft nach vorne geleitet werden muss. Das passiert innerhalb von rund 150 Millisekunden und bis zu einer Kraftverteilung von 50:50. Normalerweise wird man mit den Allrad-Maserati mit Heckantrieb dahinrollen, ist Kraft vorne gefragt, um optimale Traktion zu gewährleisten, wird eben dorthin dirigiert. Technisch funktioniert das mittels elektronisch gesteuerter Lamellenkupplung.

Mit dem Allrad, den Alex in seinem Lancia Delta Integrale zur Verfügung hatte, kann man das nicht mehr vergleichen. „Das ist heute etwas ganz anderes, die Kraftverteilung erfolgt fließend und als Fahrer merkt man davon eigentlich nichts.“ Und deswegen hat man ein Display, das einem die aktuelle Kraftverteilung anzeigt. Wie bei der nächsten Übung, die sich Alex für mich einfallen lässt: Anfahren an einer vereisten Steigung. Ohne Verzögerung, mit einer Verteilung von 50:50 und ohne dass zusätzliche Regelelektronik irgendwo zu surren beginnt, setzt sich der Maserati in Bewegung. Wäre früher auch undenkbar gewesen, so viele Sandsäcke hätte man gar nicht in den Kofferraum gebracht (abgesehen davon, dass schmutzige Sandsäcke ohnehin nix in einem noblen Maserati-Kofferraum verloren haben).

V6-Turbo

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Am besten fahren sich die Allrad-Maserati mit der Einstellung I.C.E. – das hat nichts mit einer besonderen Konfiguration für eisigen Untergrund zu tun, sondern ICE steht für Increased Control and Efficiency. Das System sorgt für wirtschaftlichen und ökonomischen Fahrbetrieb. Und weil dadurch von vornherein das Ansprechverhalten des Gaspedals auf sanfter gestellt wird und auch die Automatik früher schaltet, macht dies das Vorankommen auf rutschigem Terrain besonders entspannt für den Fahrer.

Maserati kombiniert den Allrad nur in Verbindung mit dem V6-Benziner mit 410 PS (S). Das ist eine stimmige Kombination, zumal der 3-Liter-Benziner ordentlich Kraft liefert und (besonders im Sport-Modus) wunderbar klingt – so wie man es von einem Maserati erwartet. Die Kombination Q4 und S findet man im Ghibli und im größeren Quattroporte. Den Unterschied zwischen den Beiden auf Eis und Schnee macht vor allem der längere Radstand im Quattroporte aus, dessen Heck sanfter nach außen drängt und leichter zu kontrollieren ist. Der Ghibli ist agiler im Handling, verlangt aber nach schnellen und heftigeren Korrekturen am Volant (vor allem, wenn Alex, der Lauser, wieder einmal die Elektronik ausgeknipst hat).

Dass Maserati den Allrad auch mit dem Diesel (ebenfalls eine Neuheit für die Italiener) verbindet, ist „eine Option“, derzeit sei aber nichts geplant, heißt es dazu aus Modena. Der Maserati Quattroporte kostet als S Q4 ab € 134.760,–, der Ghibli ab €104.394,– .

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