Bentley Bentayga
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FAHRBERICHT

Bentley Bentayga: Der Beste muss nicht der Schönste sein

Am Steuer des ersten SUV der Luxusklasse, von dem 5000 Stück bereits verkauft sind.

von Horst Bauer

02/19/2016, 01:40 PM

Das mit der Hitze kann er jetzt auch. Selbst wenn es in der Dünen-Landschaft südlich von Palm Springs in Kalifornien keine 48 Grad Celsius hat, wie im vergangenen Juli in der Wüste um Dubai. Heiß wird es dem W12-Zylinder und seinen angeschlossenen Aggregaten auch bei knapp 30 Grad, wenn er gut zweieinhalb Tonnen Auto durch den tiefen Sand zu bugsieren hat.

Hohe Außentemperaturen, geringe Geschwindigkeit (damit kaum Fahrtwind zum Kühlen) und voller Krafteinsatz zur Überwindung des Widerstandes durch den tiefen Sand ist die schlechteste Kombination, die man sich denken kann – vor allem, wenn das stundenlang so bleibt und nicht nur der Motor, sondern auch die Besatzung an Bord dem Luxus-Anspruch entsprechend gut gekühlt werden soll.

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Beim letzten Kontakt mit dem damals noch getarnten Bentley Bentayga bei dessen Hitzeerprobung in der arabischen Wüste ging das noch schief. Irgendwann nach mehreren Dünen-Eroberungen und buchstäblich viel aufgewirbeltem Sand entschieden sich die Algorithmen der Bord-Elektronik, vor die Frage gestellt, den Motor vor Hitze kollabieren zu lassen oder die Besatzung nicht mehr zu kühlen, für Letzteres. Was einen Schweißausbruch des neben dem Autor an Bord befindlichen Bentley-Entwicklungschef Rolf Frech auslöste. Und das nicht nur wegen der Hitze im Cockpit bei 48 Grad Außentemperatur. Er stand nämlich auf dem Standpunkt, dass ein Luxus-SUV vom Kaliber des Bentayga auch in solch extremen Situationen beides können muss. Ergebnis: Ein Eintrag im Erprobungs-Logbuch unter der Rubrik "muss noch geklärt werden" und später in Crewe wohl eine spannende Sitzung des Entwicklungs-Teams mit dem Chef.

Jetzt, da das erste SUV der britischen Luxusmarke des VW-Konzerns bereit für die gut zahlende Kundschaft ist, tritt man bei der Fahrpräsentation in Kalifornien den Beweis an, dass das Problem gelöst ist. Und macht zusätzlich erfahrbar, welch enorme Einsatz-Bandbreite der Bentayga abdeckt, wenn er mit "All-Terrain-Specification" bestellt wird, die zu den vier vorwählbaren Fahrprogrammen für die Straße weitere vier Gelände-Programme hinzufügt. Von dem – besonders bei der arabischen Kundschaft sehr beliebten – Dünensurfen über profane Kletterei auf steinigem Terrain und komfortablem Dahingleiten auf Straßen aller Art bis zur sportlichen Hatz auf der Rennstrecke ist für alle Gelegenheiten ein spezielles Fahrprogramm vorhanden.

Wankausgleich

Vor allem in der letzten Disziplin ist der schnell reagierende, elektrisch gesteuerte Wankausgleich intensiv erlebbar. Wie sich dadurch der massige Bentayga präzise wie ein Sportwagen durch Kurven scheuchen lässt, ist schlichtweg beeindruckend. Auch wenn man wohl kaum je einen Bentayga-Markenpokal auf Rennstrecken erleben wird, der Wankausgleich schont auch die Magennerven der Besatzung auf gewundenen Alltagsstraßen, wenn der Fahrer die 900 Nm starke Drehmomentwelle des 608 PS starken W12 abzusurfen beginnt. Der stellt seine enorme Leistung ab dem Drehzahlkeller heraus ohne Wenn und Aber kontinuierlich zur Verfügung und verhilft dem 2,5-Tonnen-Koloss zu atemberaubenden Fahrleistungen.

Dabei hält der Pilot ein vergleichsweise kleines, sportliches Lenkrad in Händen und das in dem Bentley-typischen Ambiente mit Wurzelholz, edlem Leder und verchromten Zughebeln.

Herrscht also im äußerst geräumigen Passagierabteil die gewohnt luxuriöse Atmosphäre (hier erweitert um praktische Details wie eine Ski-Durchreiche zwischen den Rücksitzen), trifft das äußere Erscheinungsbild des Bentayga unter Ästheten auf Ratlosigkeit. Ihnen sei geholfen mit einer Erkenntnis des Literatur-Nobelpreisträgers Gabriel Garcia Márquez zum Thema Schuhe. Demnach hätten die Italiener den Ehrgeiz, die schönsten Schuhe der Welt zu machen – nicht unbedingt die besten. Bei den Engländern sei das genau umgekehrt. Was erst, wenn wie in diesem Fall die britischen Auto-Schuster auch noch deutsche Wurzeln haben.

Bentley Dynamic Ride

Trotz aufwendiger Struktur aus Aluminium und hochfestem Stahl bringt der 5,14 m lange und 1,99 m breite Bentley Bentayga fahrfertig mindestens 2440 kg auf die Waage (Maximal-Gewicht: 3250 kg). Befeuert wird er von einem 6,0-l-Biturbo-W12 mit 608 PS und 900 Nm Drehmoment, das zwischen 1350 und 4500 Touren durchgehend zur Verfügung steht. Normverbrauch: 13,1 Liter oder 296 g/km CO2. Portioniert wird die Kraft von einer 8-Gang-Automatik, auf die Straße gebracht von einem permanenten Allradantrieb mit Torsen-Zentraldifferenzial und elektronischer Differenzialsperre an der Hinterachse. Als Extra können ein Offroad-Paket und "Bentley Dynamic Ride" geordert werden, eine elektrisch aktivierte (48 Volt) Wankkontrolle.

2017 folgt ein Achtzylinder-Diesel, 2018 ein Plug-in-Hybrid und danach der V8-Benziner des Hauses. Einstandspreis bei uns: € 270.240,–. Unter den ersten 5000 bereits verkauften Bentaygas sind auch 10 für Österreich dabei.

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