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Erste Ausfahrt mit dem neuen Ferrari Portofino M

Wie sich der Portofino M den Herausforderungen der Zeit stellt - und trotzdem ein waschechter Ferrari bleibt

von Horst Bauer

05/09/2021, 03:00 AM

Nur schnell, schön und rar zu sein, reicht auch für einen Ferrari nicht mehr.

Schon gar nicht für ein Modell wie den Portofino, der den Einstieg in die Welt der Cabrios aus Maranello markiert. So hat man das 2+2 Coupé-Cabrio nun zum Portofino M  (steht für „modificata“ / verändert) umbenannt und fit für die Herausforderungen der neuen Zeiten gemacht.

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Da wäre zunächst etwa die profane Erfordernis, die geänderten Abgasbestimmungen (Euro 6D) zu erfüllen. Natürlich ohne die von einem Ferrari erwartbare Fahrcharakteristik negativ zu beeinflussen.

Also haben die Motorentechniker etwa 20 PS mehr aus dem V8-Turbo herausgeholt, um den größeren Gegendruck durch den nun notwendigen Partikelfilter im Abgasstrang zu kompensieren. 620 PS und ein Drehmoment von 760 Nm, das zwischen 3.000 und 5.750 Touren anliegt, reichen jedenfalls problemlos, um auch den Portofino M zum echten Ferrari zu machen.

Spielt sich das weitgehend unsichtbar für den Betrachter ab, so werden Piloten eines Portofino andere Veränderungen sofort merken, sobald sie am Steuer eines M sitzen.

Das liegt nicht nur an dem natürlich auch überarbeiteten Interieur samt neuem TFT-Display vor dem Lenkrad und einem Full-HD-Monitor für die Kommunikation mit dem Bordcomputer. Vor allem das nun von 7 auf 8 Gänge erweiterte Doppelkupplungsgetriebe und die erstmals verfügbare „Race“-Stellung auf dem Fahrmodus-Schalter vulgo Manettino merkt man beim Fahren.

Portofino M in Fahrt

Was kann man also nach einem Tag am Steuer eines Portofino M auf bayerischen Landstraßen und deutscher Autobahn darüber sagen?

Der neue 8. Gang bietet die Möglichkeit noch komfortabler zu cruisen und vollkommen problemlos dahinzurollen, ohne bei zuckendem Gasfuß gleich einen unsanften Tritt ins Kreuz zu bekommen. Den kann der modifizierte Portofino zwar durchaus auch austeilen. Aber nur, wenn er im Moment der vollen Leistungsabfrage durch den Gasfuß des Piloten gerade den richtigen Gang anliegen hat.

Und der will via Schalt-Paddles am Lenkrad vom Piloten selbst vorgewählt werden, soll es ohne Verzögerung gleich in die Vollen gehen. Ansonsten tut sich im ersten Moment weniger, als man angesichts der Leistungsdaten erwarten würde – weil die Algorithmen erst einmal feststellen müssen, was nach der Rollphase jetzt plötzlich Sache ist. Und dann dem Doppelkupplungsgetriebe den Befehl geben, hurtig ein paar Gänge runterzuschalten. Durch den 8. Gang ist da jetzt aber einer mehr im Getriebe als früher. Noch dazu einer, der dank des enormen Drehmoments des 3,9-Liter-V8 und der auf Verbrauchsoptimierung getrimmten Automatik-Programms meist eingelegt ist, wenn man es nicht gerade krachen lässt

Kein Vorteil (entspanntes Dahingleiten, ohne vom Auto getrieben zu werden) ohne Nachteil (gefühlt lange Verzögerung, bis beim Beschleunigen nach einer Ortschaft oder beim Ausscheren aus einer dahinzuckelnden Kolonne entsprechend viel weitergeht).

Immer zu schnell

Wobei das natürlich alles relativ ist, weil man im Portofino M die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit kaum richtig mitbekommt. Tendenziell ist man immer zu schnell unterwegs. Erst der Blick auf den Tacho zeigt, wie weit man schon über das gefühlte Tempo hinaus ist. So schlendert man vermeintlich über die deutsche Autobahn – obwohl der Tacho bereits knapp 200 km/h anzeigt.

Nicht zu reden vom flotteren Ritt über Landstraßen, wo man alle Hände voll zu tun hat, nicht ungewollt weit jenseits des Tempolimits unterwegs zu sein, wenn man einmal jemanden überholt hat. Oder auch nur in dem Kurvengeschlängel der Bergstraße etwas Spaß haben will.

Da ist also volle Konzentration auf das Fahrgeschehen gefragt. Diese wird aber von der teilweise notwendigen Fummelei auf dem (relativ tief liegenden) Touchscreen nicht gerade unterstützt.

Die Geißel des modernen Autolebens ist nämlich inzwischen auch bei Ferrari angekommen. Immer mehr Funktionen werden in Menüs und Untermenüs des Bordcomputers verräumt, wo sie aber während der Fahrt tunlichst nicht gesucht werden sollten.

Das gilt erst recht, wenn man sich entschlossen hat, den neuen Race-Modus zu aktivieren. Der gestattet es den elektronischen Fahrhelfern unter anderem, mehr Schlupf zuzulassen, und sollte wohl nur auf der Rennstrecke verwendet werden. (Sehr) flottes Fahren ist schließlich auch in der „Sport“-Stellung des Manettino möglich. Und wozu die 620 Vollblüter aus dem Stall Maranello fähig sind, wenn man ihnen die Zügel schießen lässt, das passt in den meisten Fällen nicht auf öffentliche Straßen mit Gegenverkehr.

Aber eigentlich ist der Portofino M ja dafür geschaffen, sich bei offenem Dach in adäquater Umgebung des Lebens zu freuen. Auch dafür hat er einen speziellen Trumpf zu bieten. Obwohl er zu der rar gewordenen Spezies der Coupé-Cabrios zählt, lässt sich sein festes Dach auch im Fahren öffnen und schließen. Und das bis Tempo 50, was andere Hersteller nur bei Faltverdecken schaffen.

Was aber anderseits bei einem Einstandspreis von zumindest 254.947 € für einen Portofino M (und da sind Extras wie etwa die neue Nackenheizung noch nicht mitgerechnet) doch drin sein sollte.

Antrieb: V8-Motor mit Turbolader, Abgasreinigung mit Partikelfilter, Abgasklasse Euro 6D. Hubraum 3855 cm3, Leistung 620 PS / 456 kW, maximales Drehmoment 760 Nm bei 3.000 bis 5.750 U/min, maximale Drehzahl 7.500 U/min. Hinterradantrieb, 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe.

Fahrleistungen: 0 - 100 km/h in 3,45 Sekunden, 0 - 200 km/h in 9,8 Sekunden, Spitze 320 km/h, Bremsweg von 100 auf 0 km/h: 32 Meter.

Abmessungen: Länge x Breite x Höhe 4.594 x 1.938 x 1.318 mm, Radstand 2.670 mm, Gewicht (fahrbereit) 1.664 kg, Leistungsgewicht 2,49 kg / PS, Tankvolumen 80 l, Kofferraumvolumen 292 l.

Kosten: Grundpreis 254.947 €

 

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