Carlos Ghosn, Renault-Chef
Carlos Ghosn, Renault-Chef

© Werk/Renault

Interview Calos Ghosn

„Haben mehr E-Autos verkauft als alle anderen“

Nachgefragt: Wo Carlos Ghosn, Chef von Renault-Nissan, seine Elektro-Offensive als Erfolg sieht.

von Maria Brandl

04/11/2013, 06:16 PM

Carlos Ghosn lässt sich nicht beirren: An der E-Mobilität führt für ihn kein Weg vorbei und Renault-Nissan wird dabei die Führungsrolle spielen. Einziges Zugeständnis: Es wird länger dauern, als er dachte. Ghosn anlässlich der Präsentation des überarbeiteten Leaf in Oslo

... über den bisherigen Erfolg der Elektro-Strategie von Renault/Nissan: Nissan und Renault zusammen haben inzwischen fast 90.000 Elektro-Autos verkauft, mehr als alle anderen Hersteller zusammen. Allein vom Leaf haben wir seit dem Verkaufsstart im September 2010 weltweit mehr als 55.000 Stück verkauft. Bei Elektroautos haben wir zumindest 10 Jahre Vorsprung gegenüber den Mitbewerbern.

... darüber, wann sich die hohen Investitionen von 4 Mrd. Euro allein von Renault in die Entwicklung von E-Autos amortisieren werden: Der Leaf rechnet sich bereits. Wir haben bei ihm große Kostenreduktionen erreicht, unter anderem dadurch, dass wir ihn nun in Europa produzieren und so die Wechselkursverluste durch den niedrigen Yen-Kurs fast eliminieren. Was wir unterschätzt haben, war die Zeit, die der Aufbau einer neuen Lade-Infrastruktur braucht.

... darüber, warum Nissan und Renault bei der Entwicklung der E-Autos keine Gleichteile verwenden, was Kosten sparen würde: Es gab keinen Bedarf für eine Standardisierung der Teile. In der nächsten Generation wird dies anders sein, etwa beim E-Motor, der Bodengruppe und dem Wechselrichter. Auch mit Kooperationspartner Daimler wird es für den künftigen Twingo/Smart einen gemeinsamen Elektro-Baukasten geben.

... über sinkende Batteriepreise: Die Kosten für die Batterien gehen stark zurück, nicht aber die Preise. Und zwar deshalb, weil wir anfangs als Autohersteller dazugezahlt haben und jetzt etwas verdienen müssen. In den nächsten fünf Jahren werden die Lithium-Ionen-Akkus deutlich billiger werden in der Produktion. Ich glaube, dass man auch bei den aktuellen Batterien noch viel verbessern kann.

... über fehlende Produktionskapazitäten bei Lithium-Ionen-Batterien: Als wie 2007 einen Lieferanten suchten, gab es praktisch keine Firma, die entsprechende Stückzahlen garantieren konnte. Also gründeten wir eine eigene, zusammen mit NEC. Aber jetzt haben wir zumindest einen weiteren Batterielieferanten, derzeit ist das LG Chem.

... darüber, ob Renault weiter E-Autos mit Tauschakkus anbieten wird: Es wird sie weiter geben, auch wenn sich weltweit dafür kein großes Interesse abzeichnet.

... über Norwegen mit umfangreichen Begünstigungen für E-Auto-Käufer (Benützen der Busspur, Wegfall der Kaufsteuer, der Parkgebühren, der Citymaut) als Vorbild: Norwegen beweist, dass ein Ausstieg aus den fossilen Kraftstoffen zu schaffen ist, wenn dieser von einer Regierung massiv unterstützt wird. Norwegen ist weltweites Vorbild für die Förderung abgasfreier Mobilität. Und das, obwohl Norwegen Gas und Öl exportiert, also nicht von Importen abhängig ist. Norwegen macht dies für die Lebensqualität. Es zahlt sich auch für die anderen Länder aus. Die EU bezahlt jedes Jahr 350 Mrd. € für Ölimporte, die USA 400 Mrd. $. Wenn man nur einen kleinen Teil dafür in den Aufbau einer neuen Ladeinfrastruktur investiert, haben alle etwas davon. Die unzureichende Ladeinfrastruktur ist noch immer das wichtigste Problem rund um die Elektromobilität.

... darüber, wie hoch er für 2020 den Marktanteil für E-Autos in Europa einschätzt: Das hängt ganz davon ab, wann deutsche Hersteller in das E-Auto-Geschäft einsteigen. Alles zwischen 1 und 10 % Marktanteil ist möglich. Wenn Deutschland E-Autos nicht unterstützt, ist das ein Drama. In Europa ist Deutschland Trendsetter.

... über die E-Auto-Verkaufsziele von Renault und Nissan: Sie werden zweifellos steigen. Aber genaue Ziele, die wir firmenintern natürlich haben, geben wir nicht bekannt.

... darüber, welche Technologie sich langfristig durchsetzen wird: Wir glauben nicht, dass eine Technologie dominieren wird, sondern es wird Hybrid-, Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge geben. Es ist Platz für alle.

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