Harley-Davidson Electra Glide Ultra Classic: Der lange Weg ist das Ziel

Auch wenn man’s der neuen Electra-Glide nicht auf den ersten Blick ansieht: Das 2014er Modelljahr brachte für diese Modellreihe die wichtigsten Änderungen seit Jahrzehnten.

Markantester Schritt ist die Einführung der Wasserkühlung, die allerdings nur die thermisch besonders belasteten Bereiche um die Auslassventile erfasst und optisch geschickt versteckt wurde. Der Rest des V2-Motors wird weiterhin luftgekühlt.

Weitere Neuheiten umfassen unter anderem eine steifere, stärkere Gabel, die neue Gestaltung von Koffer und Topcase, ein elektronisch gesteuertes Integral-Bremssystem, die umgeformte Front-Verkleidung samt modifiziertem Cockpit, dazu ein innovatives Infotainmentsystem und Voll-LED-Technik für Haupt- und Nebelscheinwerfer.

Man sieht schon: Unter dem Mäntelchen einer bewahrende Tradition wurde viel getan, um das Touren-Flaggschiff für eine Reise in die Zukunft zu stärken. Und wie sieht’s auf Reisen in der Gegenwart aus?

Komfort und Genuss

Nach knapp 2000 Kilometer in sechs Tagen wissen wir, dass die Verbesserungen tatsächlich von tragender Qualität sind. Ohne am grundsätzlichen Charakter des komfortablen Cruisers zu rütteln, bringen die vielen Updates ein entscheidendes Plus an Fahr- und Lebensqualität.

Dabei gewinnen oft die kleinen Dinge an Größe: Die neuen Einhand-Entriegelungen der Seitenkoffer erzeugen jedes Mal ein Glücksgefühl, vor allem angesichts der Erinnerung an die Nestelei an den Vorgängern.

Auch die größeren, besser ablesbaren Instrumente sind gemeinsam mit dem Infotainmentsystem wichtige Puzzlestücke auf dem Weg in die Moderne. Das "Boom!Box 6.5GT" genannte System mit Navi, Soundsystem sowie Bluetooth- und USB-Schnittstelle funktioniert fast perfekt und lässt sich via Touchscreen, Fünf-Wege-Controller am Lenker oder Sprachsteuerung bedienen.

Auch das Fahren profitiert von den Neuerungen: Die größere Gabel macht das schwere Eisen souveräner und sorgt vor allem beim Bremsen für mehr Stabilität. Das Verzögern selbst ist dank des Reflex-Bremssystems effizienter geworden. Und der neue wassergekühlte Motor? Läuft geschmeidig, bollert charismatisch und verringert die sommerliche Hitzeentwicklung unter dem Sattel, die früher eine gewisse Leidensfähigkeit vorausgesetzt hat.

Ein paar Punkte bleiben indes offen: Die Luftfederung am Heck lässt sich nur mit Handpumpe auf die Beladung anpassen und die Ganganzeige setzt aus, wenn man die Kupplung gezogen hält. Auch das Serviceintervall von 8000 Kilometer ist für einen Tourer knapp bemessen – die spult man ja nun noch viel schneller ab als jemals zuvor.

Antrieb: 2-Zylinder-V-Motor (45 Grad), luft-/flüssig gekühlt, zwei unten liegende, kettengetriebene Nockenwellen, 2 Ventile pro Zylinder; Trockensumpfschmierung; Verdichtung: 9,6:1; sequenzielle, elektronische Kraftstoffeinspritzung; digitale Zündung; 6-Gang-Getriebe; Endantrieb über Riemen.

Hubraum: 1690 cm³ PS/kW: 87/64 maximales Drehmoment:138 Nm bei 3750 U/min

Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen; vorne 49-mm-Telegabel, hinten Stahl-Dreieckschwinge mit zwei Luftfederbeinen; Vorspannung hinten über Luftdruck verstellbar; Federweg v/h 117/76 mm; vorne zwei, hinten eine Scheibenbremse (300/300 mm Durchmesser), jeweils mit 4-Kolben-Sättel; Integral-Antiblockiersystem; Reifen der Dimension 130-80-17 vorne und 180/65-16 hinten; Leichtmetall-Gussfelgen.

Maße (L x B x H):2600 x 960 x 1440 mm Sitzhöhe: 740 mm Radstand: 1625 mm Nachlauf: 170 mm Zuladung: 206 kg Gewicht, fahrbereit: 411 kg Tankinhalt: 22,7 Liter

Vmax:175 km/h

Testverbrauch: 6,3 l/100km

Preis:31.790 €

Preis Testmotorrad:31.790 €

Motorbezogene Versicherungssteuer: 507 €