Harley Davidson Street 750
Harley Davidson Street 750

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Motorrad

Harley-Davidson Street 750: Easy Rider

Erste Ausfahrt mit dem neuen Einstiegsmodell, das im Spätherbst nach Österreich kommt.

von Peter Schönlaub

04/26/2014, 06:42 PM

Ausgerechnet die Amerikaner also. Die Bewahrer der reinen Lehre werfen ihre eigenen Grundsätze über Bord und präsentieren ein neues Einstiegsbike, das anders ist: vergleichsweise zierlich, flüssig gekühlt, mit einem 60-Grad-V2-Motor ausgestattet – und für alle Märkte außerhalb Nordamerikas in Indien gebaut.

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Die Gralshüter mögen aufheulen, für viele andere wird das neue Bike indes ein Segen sein. Und im globalen Kontext ist dieses Modell ohnehin ein logischer Schritt. International wird die Street nämlich mit 500 und 750 Kubik angeboten, nur die stärkere Version kommt nach Europa. Überall anders auf dem Planeten wird vorzugsweise das Halblitermodell dafür sorgen, dass Harley volksnah und für eine völlig neue Kundenschicht interessant wird.

Der Hauptgrund, neben dem finanziellen Downsizing: Noch nie zuvor war eine Harley-Davidson leichter zu fahren. Das liegt einerseits an der Sitzposition – angesiedelt zwischen Naked Bike und Cruiser –, andererseits am vergleichsweise niedrigen Gewicht. Mit 222 Kilo fahrfertig ist die Street um 33 Kilo leichter als die zierlichste Sportster. Außerdem trägt auch der Motor seinen Teil zum Easy Riding bei. Im Gegensatz zum ruppigeren, luftgekühlten V2 der Sportster läuft der flüssig gekühlte "Revolution X" geschmeidig, ohne sich leistungsmäßig die Blöße zu geben. Mit 57 PS ist er sogar geringfügig stärker als der größere Sportster-Motor. Er fährt auch bei niedrigen Drehzahlen kultiviert und dreht leichtfüßig hoch.

Unkompliziertes Handling

Einsteiger werden zudem die leichtgängige Kupplung und die niedrige Sitzhöhe zu schätzen wissen; beides Vorteile gegenüber der Sportster. Kleiner Nachteil: Unter dem kultivierten Lauf des flüssig gekühlten V2 leiden jene Disziplinen, die bei der Sportster als Charakter eingestuft werden: das heftige Pulsieren, die guten Vibrationen und der rotzige Auspuffsound.

Für Ein- und Aufsteiger mögen diese Punkte vielleicht ohnehin weniger interessant sein, stattdessen zählen eher die Agilität und Unkompliziertheit beim Fahren. Lenkbefehle werden zuvorkommend umgesetzt, der Wendekreis ist klein, die Bodenfreiheit für Bergstrecken zwar nicht riesig, aber fürs Cruisen wohl ausreichend. Verbesserungswürdig sind hingegen das Getriebe, das ein Auffinden des Leerlaufs unnötig erschwert, und die Verzögerungsleistung der Vorderbremse. Seltsam mutet auch die Entscheidung von Harley an, vorderhand kein Antiblockiersystem für die Street 750 anzubieten. Die Kunden würden keinen Wert darauf legen, heißt es auf Nachfrage.

Schlicht bis zur Kargheit

Ebenfalls verbesserungswürdig sind Ausstattung und Verarbeitung. Das kleine digitale Display im einzeln stehenden, runden Tacho beherbergt Gesamt- sowie zwei Tageskilometerzähler. That’s it. Nicht einmal eine Uhrzeit wird Street-Fahrern vergönnt. Und was das Finish betrifft, geben viele freilaufende Kabel und offen dargebotene Steckverbindungen kein wirklich elegantes Bild ab. Da ist es nur ein kleiner Trost, dass Harleys Chief Stylist Ray Drae stolz auf Kotflügel aus Blech oder Motor-Abdeckungen aus Alu ist.

Immerhin wird auch die Street von einer typischen Stärke der Amerikaner profitieren: der Möglichkeit zur fortgeschrittenen Individualisierung. Vom Start weg gibt es einen ganzen Katalog mit Teilen und Ideen, die jede Street unverwechselbar machen sollen.

Los geht’s hierzulande im Spätherbst; die Preise sind noch nicht endgültig fixiert, als groben Richtwert kann man von rund 8500 Euro ausgehen.

Ein Motorrad ist niemals fertig

Jede fertige Harley ist gleichzeitig ein Neubeginn. Um der bunten Szene von Customizern zu zeigen, wohin die Reise mit der Street gehen könnte, hat Harley selbst Vorschläge kreiert.

Das Urban Custom Concept ist eine Hommage an die europäische, insbesondere italienische, Custom-Szene und zelebriert den Hang unserer Nachbarn zu schrägen Details und Farben. Vom Gang zu einer Zulassungsstelle sollte man damit aber eher absehen.

Das RDX 800 Custom Concept wiederum wurde vom Rennsport inspiriert: Nascar, Formel 1, American Drag Racing. Hochwertige Federelemente von Showa treffen hier auf viele Carbonteile und einen offenen Luftfilterpilz. Cooles Detail: weiße Schriftzüge auf den Reifen, eine Reverenz an die goldenen Zeiten der rauchenden US-Muscle-Cars.

Das Project Garage Conceptist letztlich die uramerikanische Version einer grundlegend modifizierten Street. Pate standen hier die Vorlieben des Westküsten-Publikums und der derzeit angesagte Seventies-Style. Auf jeden Fall auch ergonomisch eine Herausforderung.

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