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Honda E: E-Auto mit Teeküche

Wie sich das neue batterieelektrische Auto der Marke von der Konkurrenz abhebt.

von Maria Brandl

02/08/2020, 05:00 AM

Hondas Vision des Automobils im Jahr 2030 mit heutigen Technologien“ werde im Honda E umgesetzt. Dem ersten batterieelektrischen Auto von Honda, das von der Größe her mit dem Jazz vergleichbar ist, aber auf einer neuen E-Plattform basiert. Es ist Teil einer großen Elektrifizierungsoffensive. Bis 2030 sollen zwei Drittel aller verkauften Honda elektrifiziert sein. Neben dem Honda E kommt heuer der neue Jazz, der nur mit Hybridantrieb verfügbar sein wird.

Für Honda machen „E-Autos im urbanen Raum am meisten Sinn“, so ein Honda-Sprecher weiter. Dort seien große Batterien nicht nötig, die sehr schwer und sehr teuer sind. Stattdessen wollte Honda „die Ressourcen für neue Werte zu nützen“, etwa Kamera statt Außenspiegel oder das revolutionäre Cockpit (siehe unten). Was das im Alltag bedeutet, war vor Kurzem mit Serienmodellen in Spanien zu erfahren. Zur Verfügung stand die Topversion Advance.

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Raum Kaum nähert sich der Fahrer dem Honda E, fahren die bündigen Türklinken aus. Innen wirkt der Honda E vorne sehr geräumig, selbst hinten ist genug Kopffreiheit für Passagiere bis 1,80 m. Die Sitze sind guter Durchschnitt. Der Laderaum im Kofferraum reicht für mehrere kleine Koffer. In der Mittelkonsole befinden sich die Schalter für die verschiedenen Fahrtrichtungen, direkt davor sind mehrere USB-Anschlüsse und sogar ein 230-V-Stecker (in der Advance-Version) vorhanden. Der Fahrer kann sich im Honda E damit also auch schnell einmal zwischendurch die Haare föhnen oder einen Tee kochen.

Bedienung Alle Bedienfunktionen für das Fahren wie das Lenkrad, die Scheibenwischer, selbst die Bedienung für die Klimaautomatik sind ganz traditionell ausgeführt, der Lenker findet sich somit sehr schnell zurecht. Schwieriger wird vielen wohl die Gewöhnung an die diversen Bildschirme im Cockpit fallen, die die ganze Breite ausfüllen. Zwei sind allein für die Bilder der Außenspiegel-Kameras reserviert. Die anderen sind vollgepackt mit Kacheln für die verschiedensten Funktionen und Apps, ein Fest für Smartphone-Fans. Ein Fest, das allerdings im Fahrbetrieb stören kann, allein durch die vielen flimmernden Signale und Darstellungen.

Fahrerlebnis Eine ungestörte Freude dagegen bietet der Honda E punkto Fahrkultur. Der E-Motor ist nicht „straßenbahnig“, wie eine Kollegin meinte. Obwohl Honda den E-Motor nicht kapselt und keine Akustikverglasung einsetzt wie Konkurrenten, beginnt der E-Motor nie unangenehm zu surren. Sehr gelungen ist auch das Fahrwerk, das selbst auf schlechtem Untergrund nicht poltert oder knarzt und dem Honda E punkto Fahrzeugverarbeitung ein exzellentes Zeugnis ausstellt. Überraschend „europäisch“ ist auch die Lenkung des Honda E ausgelegt. Der elektrische Kleinwagen wuselt überaus quirlig durch die Gegend, der Wendekreis ist mit 8,6 m sensationell gering. Möglich ist dies laut Honda wegen des Heckantriebs.

Der Lenker des Honda E kann unter zwei Fahrmodi wählen: „Normal und „Sport“. Mit Sport wird die Motorcharakteristik „geschärft“.

Wie die meisten E-Modelle bietet auch der Honda E das so genannte „Ein-Pedal-Fahren“, sprich, das Beschleunigen und Bremsen mit dem Gaspedal. Geht der Lenker vom Gas, verzögert der Honda E bis zum maximal erlaubten Wert, ab dem die Bremsleuchten aufblinken müssen (0,1 G). Mit dieser Funktion lässt sich Bremsenergie zurückgewinnen und so die Reichweite verbessern, zudem sinkt der Verschleiß der normalen Bremse.

Verbrauch Er lag im Überlandbetrieb bei rund 18 kWh, auf der Autobahn bei 19 bis 20 kWh. In der Praxis sind im Überlandbetrieb mit zwei Personen an Bord wohl 150 km mit einer Batterieladung machbar.

Die Klimaanlage war bei +18 Grad nicht sehr gefordert. Sie kommt ohne Wärmepumpe aus. Wie sich das in unseren Breiten im Winter auswirkt, werden spätere Tests zeigen.

Laden Schätzen werden manche eine Idee von Honda für die Zeit des Ladens. Der Lenker kann sich Filme ins Auto laden und auf einem der Bildschirme anschauen, während der Strom in die Lithium-Batterie fließt.

Der Honda E hat zur Reserve übrigens auch eine 12-Volt-Bleibatterie. Sie kommt vor allem beim Starten und für den Betrieb diverser Funktionen während des Stillstandes zum Einsatz.

Der Honda E kann einphasig mit Wechselstrom oder mit Gleichstrom (siehe technische Daten) schnellgeladen werden. Letzteres sollte nicht zu häufig genutzt werden, so Honda, um die Lebensdauer der Batterien nicht zu gefährden.

 

Induktives Laden ist für den Honda E laut Entwicklungsingenieur Takahiro Shinya nicht vorgesehen. Ein Grund dafür sei die fehlende technische Standardisierung.

Honda bietet Kunden auch diverse Ladesysteme. Vorerst nur in Großbritannien und in Deutschland gibt es auch den „Honda Power Charger“, mit dem auch bidirektionales Laden möglich ist. Heißt, der Honda E ist nicht nur Stromabnehmer, sondern kann auch wieder Strom ins Netz zurückladen, falls dies nötig ist. Mit der Firma Ubitricity bietet Honda Ladepunkte für Straßenlaternen an, vorerst aber ebenfalls nicht in Österreich.

Parkpilot Sehr gut gelang dem Honda auch das automatische Einparken dank des Parkpiloten (Serie in Advance-Version). Dieser sucht beim Vorbeifahren selbsttätig passende Parklücken. Nach entsprechendem Knopfdruck lenkt, bremst und fährt der Honda E selbsttätig in die Parklücke. Wie die Vorführung zeigte, lässt er sich dabei manchmal von Schatten irritieren, die er für ein Hindernis hält, aber grundsätzlich funktionierte das Ganze sehr gut.

Vorführeffekt Und wo gibt es Verbesserungsbedarf? Etwa im Infotainmentbereich. So stellte nach einer Fahrpause die Navigation ihren Betrieb ein. Schon vorher überraschte sie mit Fehlinformationen z.B. über die noch zurückzulegende Streckenlänge. Gleich unzuverlässig wie bei der Konkurrenz zeigte sich auch hier die Tempolimitanzeige. Der zusätzliche elektronische Schlüssel via Smartphone, der bis zu fünf Personen zum Fahren des Honda E berechtigen kann, funktionierte auch nicht ganz wie erwartet, aber das war wohl ebenso der Vorführeffekt.

Ausstattung Den Honda E wird es in zwei Versionen geben, als Basismodell und als Advance. Bereits das Basismodell verfügt über eine umfangreiche Serienausstattung, der E Advance hat zusätzlich z.B. eine höhere E-Motor-Leistung (154 statt 136 PS), eine Mehrwinkel-Rückfahrkamera, eine Lenkradheizung und den Parkpiloten.

Maße: L x B x H 3895 x 1750 x 1512 mm, Radstand 2530 mm, vier Sitzplätze, Laderaum 171–861 l, 1514 kg Leergewicht, zulässiges Gesamtgewicht 1855 kg.

Antrieb:  E-Antrieb mit PSM-Motor, 100 kW/136 PS, 315 Nm, Heckantrieb, Eingangautomatik, Lithium-Ionen-Batterien, 35,5 kWh.

Fahrleistungen: 0–100 in 9 sec, Spitze 145 km/h, Reichweite 222 km.

Laden: Wechselstrom mit 2,3 kW (knapp 19 h), 7,4 kW (ca. 4 h), Schnellladen mit Gleichstrom 50 kW oder 100 kW (80 % Ladezustand in ca. 30 min). Garantie/Batterien 8 Jahre bzw. 160.000 km.

Österreichstart: Juni 2020.

Preis: ab 34.990 € (ohne E-Bonus).

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