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Studie

Hybridautos am beliebtesten

58 Prozent der Befragten würden sich 2013 ein Auto mit alternativem Antrieb kaufen, davon aber nur 2 Prozent ein E- oder ein Gas-Auto.

von Maria Brandl

11/23/2012, 08:36 AM

Regelmäßig steht Österreich am Umwelt-Pranger wegen hoher Treibhausgasemissionen aus dem Verkehr. Weniger bekannt ist, dass Österreich in den vergangenen Jahren neben Norwegen zu den Pionieren der Elektro-Mobilität gehörte, vor allem mit den Musterregionen, allen voran der „Vlotte“ in Vorarlberg, die 2008 startete und allein 357 E-Autos betreibt. Inzwischen gibt es Musterregionen für E-Mobilität in ganz Österreich. Doch nach wie vor ist sowohl das Angebot an entsprechenden Fahrzeugen wie dazugehöriger Ladeinfrastruktur bescheiden. Das soll sich ändern.

In einem gemeinsamen Umsetzungsplan dreier Ministerien (Wirtschafts-, Verkehrs- und Lebensministerium) erarbeiteten Experten Vorschläge und Leitlinien für „Elektromobilität in und aus Österreich“. Daneben führten das Institut für Höhere Studien (IHS) und das Umweltbundesamt in den vergangenen zwei Jahren im Großraum Wien eine Studie durch, um die Präferenzen von Autokäufern für alternativ betriebene Fahrzeuge, besonders für E-Fahrzeuge, zu ergründen. Projektleiterin war Sigrid Stix, Umweltbundesamt.

714 Personen, 339 Frauen und 375 Männer, wurden dafür befragt. Alle Personen standen direkt davor, ein neues Auto zu kaufen. Ihnen wurden in ihrer jeweiligen Kategorie (von Kleinstwagen wie Fiat 500 über Oberklasse, z. B. 7er BMW, bis zu Geländewagen wie VW Tiguan) Modelle mit alternativem Antrieb präsentiert: Batterieelek­trische Antriebe (reine E-Autos wie Nissan Leaf), teil-elektrische Antriebe (Hybrid wie Honda Insight und Plug-in-Hybrid wie Toyota Prius Plug-in) sowie Antriebe mit alternativen Kraftstoffen (Ethanol, Erdgas).

Um ein möglichst realistisches Ergebnis zu erhalten, wurde streng darauf geachtet, dass zu den Modellen mit herkömmlichem Antrieb (Benzin, Diesel) nur solche Referenzmodelle mit alternativem Antrieb gezeigt wurden, die z. B. ab 2013 tatsächlich verfügbar sind, von der Fahrzeugklasse her, aber auch punkto Ausstattung, Fahrleistung, Verkaufspreis und Wartungskosten vergleichbar sind. Zusätzlich wurden die Fahrzeug-Attribute individuell an die Nutzungsbedürfnisse der Befragten angepasst.

Hybrid dominiert

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Und so fiel die Wahl der Befragten aus: 58 % würden sich für ein alternativ betriebenes Fahrzeug entscheiden, davon 36 % für ein Hybridauto, 14 % für einen Plug-in-Hybrid, rund 5 % für ein Ethanol-Fahrzeug und je 2 % für ein E- oder ein Gasauto. Den überraschend kleinen Anteil an Gasautos erklären sich die Autoren damit, dass Gas von den Befragten nicht als „wirklich umweltfreundlich akzeptiert wird.“ Brennstoffzellenantrieb mit Wasserstoff wurde nicht abgefragt, hier gibt es in Österreich auch 2013 noch keine Serienmodelle zu kaufen.

In einem weiteren Schritt wurde mithilfe von Simulationen untersucht, wie das Kaufinteresse für E-Autos erhöht werden kann. Dafür wurden Effekte berechnet, die etwa durch -basierte Bonus-Malus-Systeme, Preiserhöhungen fossiler Kraftstoffe, aber auch von Strom, Verbesserung der Batterien und somit der Reichweite, aber auch der Lade-Infrastruktur entstehen. Zusätzlich wurde das umweltbewusste Verhalten der Befragten mitberücksichtigt.

Anreize für E-Auto-Kauf

Der wichtigste Anreiz für den Umstieg auf ein E-Auto ist laut Studie der Energiepreis. Bei einem Spritpreis von 4 €/Liter würden sich 14 % der Befragten für ein E-Auto entscheiden (statt 2 %). Eine Reichweitensteigerung auf 500 km dagegen würde den Anteil nur auf 5 % erhöhen. Wird neben der Reichweite auch die Ladeinfrastruktur ausgebaut, wählen 10 % der Käufer ein E-Auto. Das Argument des abgasfreien Fahrens wurde nicht eigens abgefragt, bei der Befragung wurde laut Stix von 100 % Ökostrom für E-Autos ausgegangen (Österreich Strommix insgesamt: 70 % Ökostrom). Fazit: Die eine einzige optimale Maßnahme gibt es nicht, es braucht ein ausgewogenes Maßnahmen-Bündel.

Übrigens: Der typische Alternativauto-Käufer ist ein Mann mit Kindern, der das Auto täglich nützt. Er lebt in der Stadt oder auf dem Land, aber nicht am Stadtrand. Er hat ein höheres Einkommen und ist gebildet, zudem umweltbewusst, benutzt sein Auto aber nicht seltener als nicht umweltbewusste Personen. Je weniger Autonutzer im Haushalt leben, desto geringer das Interesse für Hybrid & Co.

Den Bericht gibt’s unter
REP0398.pdf

Ohne E-Fahrzeuge sind die Umweltziele unerreichbar

Im Gegensatz zu üblichen Studien bewertet diese auch die Auswirkungen künftiger alternativer Fahrzeuge auf den Ausstoß von Schadstoffen und (Energieverbrauch). Es geht um den Zeitraum 2010 bis 2020.

Dabei zeigt sich, dass es bei einer Gesamtbilanz (samt Energieerzeugung) in allen berücksichtigten Bereichen (Stickoxide, Energieverbrauch) zu einem Rückgang kommt, außer bei den Partikeln.

Mehr E-Autos und der damit verbundene höhere Stromverbrauch erhöhen laut Studienautoren auch beim heimischen Strompark mit 67 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen den Partikel-Ausstoß. Vor allem der Abbau von Quarz für Silizium-Solarzellen (Fotovoltaik) verursache sehr hohe Partikel-Emissionen. Abhelfen könnten Dünnschichtsolarzellen.

Sauberer fahren

Geht’s um die Verbrauchs- und Abgaswerte im Fahrbetrieb ohne Energieerzeugung, ergeben sich für 2010 bis 2020 folgende Werte bei der Maximalvariante mit einem prognostizierten Bestand von 470.000 Pkw mit alternativem Antrieb bis 2020 im Vergleich zum Ausstoß im Jahr 2010. Bei der Minimalvariante (310.000 „alternative“ Pkw) sind sie entsprechend niedriger:
minus 227.000 t/Jahr (ca. 2 % des -Gesamtausstoßes von Österreich)
NOx (Stickoxide): minus 1200 t/Jahr (ca. 4 % der NOx-Emissionen Österreichs)
Energieverbrauch: minus 1 %
Partikel (PM): minus 0,2 %.

Beim Lärm errechnen die Autoren für Innenstädte, die komplett für Autos mit Verbrennungsmotoren gesperrt würden, also ausschließlich für E-Fahrzeuge offen sind, eine Lärmreduktion von 2 bis 3 Dezibel (dB).

Allerdings wird die EU aus Sicherheitsgründen ein Mindestgeräusch von E-Fahrzeugen festlegen. Zum Vergleich: Eine Verringerung der Lärmimmission um 1 dB entspricht minus 20 % Verkehr.

Auch wenn viele meinen, dass der E-Hype vorbei ist, einen Durchhänger sieht Günther Lichtblau vom Umweltbundesamt nicht. Es sei gut, wenn das Thema nicht mehr so „überhitzt“ sei. E-Mobilität sei inzwischen eindeutig aus der Öko-Nische herausgewachsen. „Ohne E-Fahrzeuge sind die Umweltziele unerreichbar.“ Das wüssten auch die Autohersteller. Lichtblau und Kollegen haben bereits 2009 mit Prognosen bis 2020 Gespür bewiesen. Mit 1346 E-Autos wurde schon heuer der für 2013 prognostizierte Bestand erreicht.

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