BMW i3 an der Solartankstelle.
BMW i3 an der Solartankstelle.

© Werk/BMW

Ladehemmungen

Kabelsalat und Ladedschungel

Woran E-Autokäufer denken sollten und worauf sie hoffen dürfen.

von Maria Brandl

01/13/2014, 01:23 PM

Strom kommt aus der Steckdose und die gibt es überall, so warben die E-Fans.

Netzschwankungen Das stimmt nur bedingt, wie jeder E-Fahrer rasch entdeckt. Es reicht ein eingeschalteter Geschirrspüler oder zwei Fritteusen in Vollbetrieb und schon bleibt’s bei der Vorfreude, beim Gasthaus oder bei der Oma eine Steckdose zum Laden gefunden zu haben. Die Leitung ist überlastet, der Ladevorgang wird blockiert, die Akkus bleiben leer.

Brandgefahr Die Steckdose muss zudem mit dem serienmäßigen Kabel erreichbar sein, Verlängerungskabel akzeptieren die meisten E-Autos nicht – Brandgefahr. Ähnliches gilt für Häuser mit alten Stromleitungen, nur wenige E-Autos stimmen automatisch den Ladevorgang darauf ab. Wegen der Brandgefahr lehnen viele E-Autoanbieter, aber auch Netzbetreiber, Ladekabel mit Schukostecker ab. Kurzes Laden mit Schukostecker an Haushaltssteckdosen sei kein Problem, acht Stunden Laden schon. Der Schukostecker ist aber nach wie vor der größte gemeinsame Nenner im Ladesystem-Wirrwarr.

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Wirrwarr Die Verantwortung für das Wirrwarr weisen alle von sich. Dabei war bereits 2009 von der Notwendigkeit eines einheitlichen Ladesystems die Rede. Tatsächlich aber hat jeder große Hersteller sein eigenes System entwickelt. Renault sogar drei, mit Allianzpartner Nissan noch mehr. Allianzchef Ghosn versprach im Motor-KURIER-Gespräch für die nächste E-Generation Besserung.

Einheitsstecker Auch das viel gepriesene neue Kombisystem CCS, das 2013 vorgestellt und von den Autoherstellern VW-Gruppe, BMW, Daimler, Ford, GM und Chrysler entwickelt wurde, wird seine hehren Ziele wohl nicht ganz erreichen. Ursprünglich sollte es weltweit einsetzbar sein. Aber auf dem VDI-Elektronik-Kongress 2013 gab der VW-Techniker zu, dass selbst VW, einer der wichtigsten Treiber für CCS, für China einen anderen Stecker mitliefern muss. Die heimische Firma Schrack stellte auf dem El-Motion-Kongress ein einfaches Multi-Ladesystem vor, das allerdings noch nicht von allen E-Auto-Anbietern offiziell unterstützt wird. Tesla baut ein eigenes Schnellladenetz mit eigenen Steckern (Typ 2 Gleichstrom).

Keine Kunden Die Ladesäulen-Betreiber wiederum beklagen fehlende Infos durch die Autohersteller. Jetzt stehen in Österreich Hunderte aufwendig geförderte öffentliche Ladesäulen meist ungenützt herum, weil die Autos andere Stecker oder Ladesysteme verlangen. Allein der heimische Klimafonds hat österreichweit 1700 E-Ladestationen finanziell unterstützt. Die Preise pro Säule betragen bis zu € 80.000,– (für Schnellladen).

Roaming Auch die vielen Zugangsregeln für öffentliche Ladesäulen vergrämen viele E-Fahrer. BMW und VW entwickeln nun von Deutschland aus Ladepakete für verschiedene Ladesäulenbetreiber (z. B. „Charge now“). Der Kunde kann künftig mit einer Karte Ladesäulen diverser Betreiber anfahren – sofern der Stecker passt –, abgerechnet wird wie beim Telefon monatlich über BMW bzw. VW. Zudem arbeiten Deutschland und Österreich an grenzüberschreitenden Ladepaketen für Pendler („Schaufenster Elektromobilität“).

Schnellladen Auch Langstrecken sollen E-tauglich werden: An Transitrouten (z. B. WienBerlin) entstehen Schnellladestationen, wo Akkus in 20 Minuten zu 80 % geladen werden. Vorarlberg ist Pionier. Tesla-Fahrer können in St. Anton schnellladen.

Kabelsalat Die Ladekabel sind bereits kundenfreundlicher, die schmutzigen Hände werden sich aber erst mit induktivem Laden aufhören. Alle arbeiten daran. Starttermin: Wohl nach 2014.

E-Vorbild Aber bis bei uns norwegische Verhältnisse herrschen, wird’s dauern. Dort haben E-Pkw einen Marktanteil von 12 %, der Tesla S war im Herbst das meistverkaufte Modell überhaupt (vor dem VW Golf) – dank Steuerbefreiung, Gratisparken und vielem mehr.

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