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Fahrbericht

Lamborghini Huracán:Erstmals am Steuer des Gallardo-Nachfolgers

Für den auf 610 PS erstarkten Sportwagen stand wieder ein Kampfstier Pate.

von Horst Bauer

05/12/2014, 07:23 AM

Der Chef meint es ernst. Wenn Lamborghini-Boss Stephan Winkelmann bei der Präsentation des neuen Huracán ein Video einspielen lässt, in dem eine sonore Stimme verkündet, der neueste Lamborghini habe das Ziel, als "der am besten fahrbare Supersportwagen aller Zeiten" wahrgenommen zu werden, dann ist das mehr als nur das sonst übliche Marketing-Geschwurbel.

Nach einem intensiven Tag mit dem Nachfolger des Gallardo zwischen Rennstrecke und öffentlichen Berg- und Talstraßen lässt sich sagen, dass man den Mund dabei tatsächlich nicht all zu voll genommen hat. Beim Nachfolger des erfolgreichsten Modells in der Geschichte der Marke (vom Gallardo wurden exakt 14.022 Stück gebaut) hat man keinen Stein auf dem anderen gelassen.

So wurde das automatisierte Handschaltgetriebe rausgeworfen und durch ein 7-Gang-Doppelkupplungs-Getriebe ersetzt. Das dadurch bedingte Mehrgewicht hat man durch erhöhten Einsatz von Kohlefaserteilen im Chassis derart überkompensiert, dass der Huracán jetzt 10 % weniger wiegt als der Gallardo, sein Aufbau dabei aber auch gleich um 50 % steifer ist.

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Der Allradantrieb wird jetzt nicht mehr von einer Visco-Kupplung, sondern elektronisch gesteuert. Er verteilt die Antriebskraft im Normalfall im Verhältnis von 30 zu 70 zwischen Vorder- und Hinterachse, im Extremfall können aber auch bis zu 50 % an die Vorder- und 100 % an die Hinterachse geschickt werden.

Außerdem implantierte man eine elektromechanische Lenkung, und das Fahrwerk wird ebenfalls elektronisch gemäß der jeweiligen Fahrsituation geregelt.

10 Zylinder, kein Turbo

Treu geblieben ist man nur dem 10-Zylinder-Motor ohne Turboaufladung und ohne Elektro-Spielchen. Das 5,2-Liter-Triebwerk leistet jetzt 610 PS und stellt drei Viertel seines massigen Drehmoments von 560 Nm schon ab 1000 Touren zur Verfügung.

Der ganze technische Aufwand wird für den Piloten vergleichsweise unaufgeregt erfahrbar. Er hat mit dem Huracán nämlich tatsächlich den bisher am leichtesten richtig schnell zu fahrenden Lamborghini aller Zeiten in der Hand, mit dem man aber auch beinahe komfortabel im normalen Verkehr mitschwimmen kann. Der Schlüssel zu den so unterschiedlichen Verhaltensmustern ist als Schalter direkt auf dem Lenkrad positioniert, wird "Anima" (italienisch für Seele) genannt und bietet die Stufen "Strada", "Sport" und "Corsa" zur Wahl.

Wobei sich im Fahrbetrieb die "Sport"-Stellung als ideale Mitte zwischen ruhigem Dahingondeln entlang der Strandstraße und hektischem Renn-Getriebe auf dem Rundkurs erweist. Dabei begeistert vor allem die ungemein spontane Gasannahme des Zehnzylinders, der das leichteste Antippen des Pedals unmittelbar in enormen Schub umsetzt. Aber nicht nur die Beschleunigung ist atemberaubend (3,2 sec. auf Tempo 100, 9,9 auf 200), auch die Verzögerung ist es (von 100 km/h auf 0 in nur 31,9 m).

Licht und Schatten

Trotz so viel strahlendem Licht, zeigt der Huracán aber auch ein paar Schattenflecke. So sehr sich in der praktischen Anwendung im Cockpit der 3,2-Zoll-TFT-Bildschirm als flexibel programmierbarer Instrumenten-Darsteller bewährt, so unpraktisch erweist sich der direkt auf dem Lenkrad platzierte Blinker-Schalter. Um ihn mit dem Daumen zu erwischen, muss die linke Hand die eigentliche Idealstellung oberhalb der Lenkradspeiche verlassen – womit die angepeilte Verbesserung der Bedienbarkeit letztlich dem Design-Gag geopfert wird.

Dass die Fächer und Ablagen im Cockpit allesamt so flach wie Kreditkarten sind und die Sicht nach hinten durch das von der Motorabdeckung zu Sehschlitzen gemachte Heckfenster äußerst bescheiden ist, mag schließlich als psychologische Rückzugsebene für all jene dienen, die jetzt gerne einen Huracán hätten.

Aber an der Zugangshürde von bei uns zumindest € 259.610,– Euro scheitern.

Der Motor-KURIER am Steuer des Huracan

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