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Land Rover Defender Works V8 im Fahrbericht

Wir waren unterwegs im stärksten und schnellsten Defender aller Zeiten.

09/12/2018, 02:00 PM

Totgesagte leben länger: Ende Januar 2016 lief offiziell der letzte Land Rover Defender vom Band. Doch zum diesjährigen Markengeburtstag legt Land Rover noch einmal nach und legt in Kleinauflage den Defender Works V8 auf. Wir hatten jetzt die Gelegenheit, den extrem starken Kult-Geländewagen zu fahren.

Dicke Motoren wurden von Land Rover schon in die Vorgängermodelle des Defender transplantiert: 1979 etwa ein 3,5-Liter-V8 mit 91 PS Leistung von Rover im Serie II Stage 1 V8. In den 1980er-Jahren wurde jener Rover-V8 dann auf bis zu 137 PS gebracht. 1992 bekamen die USA einen Defender mit 184 PS, zum 50-jährigen Markenjubiläum folgte 1998 auch für den Rest der Welt ein Modell mit 193 PS starkem Vierliter-V8.

Und nun eben 20 Jahre später der Land Rover Defender Works V8. Stellen Sie sich einfach vor, man würde einem 70-jährigen das Herz eines 20-jährigen Olympiasiegers einpflanzen. Dann lässt sich ungefähr ermessen, was hinter dem Defender Works V8 steckt. Tim Hannig, Chef der Klassiksparte von Jaguar Land Rover, sagt: "Über die Idee, einen Defender V8 wiederzubeleben, diskutieren wir schon 2014." Nun wird die Idee Wirklichkeit: In die kantige Defender-Karosserie versenkt man einen V8-Saugbenziner mit fünf Liter Hubraum und 405 PS Leistung. Bis Ende 2012 gab es jenes Motorentrumm noch im Jaguar XJ, mehr als Euro 5 schafft der Achtzylinder nicht.

Macht nichts, denn es werden eh nur 150 Exemplare gebaut, ausgeliefert wird jedes als Einzelimport. Viel wichtiger dürften den Kunden die Leistungsdaten sein: 515 Newtonmeter bei 5.000 Umdrehungen, 5,6 Sekunden auf 60 Meilen (96 km/h) und abgeregelte 171 km/h. (Angesichts der Schrankwand-Aerodynamik des Defender erstaunt letzteres ziemlich...)

Hinzu kommen 18-Zoll-Alus mit 265/65er-All-Terrain-Bereifung, ein aufgewertetes Bremssystem und ein Handling-Kit mit modifizierten Federn, Dämpfern und Stabilisatoren. LED-Scheinwerfer leuchten aus der kantigen Defender-Frontpartie. Insgesamt tritt der Works V8 so markant auf wie ein Mercedes-AMG G 63. Oder je nach Sichtweise: so absurd.

"Der Wagen bäumt sich auf und schiebt in wahnwitziger Nachbrenner-Manier an"

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Ich klettere ins Cockpit des Defender Works V8. Jawohl: Hier steigt man nicht ein, man besteigt den Landy. Am Fahrerplatz von "Y8 WKS" (so das britische Kennzeichen) angekommen, blicke ich mich um. Vier Einzelsitze, die vorderen als Recaro-Ausführung, in der Mittelkonsole ein neues Navi-Radio im alten Stil. Und ein von modernen Jaguar/Land Rover-Modellen bekannter Wählhebel für die Achtgang-Automatik. Darüber pappt ein Aufkleber "Prototype 001". Damit ist der Wagen also kein finales Produkt, weshalb ich gedanklich in den Nachsicht-Modus schalte.

Mit deutlichem Grollen wacht der Fünfliter auf und ich bringe die Fuhre behutsam in Bewegung. Rechtslenker plus Linksverkehr fordern zusätzliche Konzentration. Sobald die Straße bis zum Horizont frei ist, trete ich aufs Gaspedal. Es brüllt aus dem Maschinenraum zurück, der Wagen bäumt sich auf und schiebt in wahnwitziger Nachbrenner-Manier an. Alle bekannten Grenzen der Aerodynamik scheint der Defender Works V8 aushebeln zu wollen, denke ich mir beim Blick über die massive Motorhaube mit ihrer massiven Wölbung oben.

"Mit kundiger Hand will der Works V8 auf der Straße gehalten werden"

Die Grenzen der Physik probiere ich lieber nicht aus. Zu schwammig ist die Lenkung, zu unbändig die Kraft in Verbindung mit einem ursprünglich dafür nicht konstruierten Fahrwerk. Durch den kurzen Radstand des zweitürigen 90 (es gibt den Mega-Defender auch als viertürigen 110) ist der Aufbau immer in Bewegung. Mit kundiger Hand will der Works V8 auf der Straße gehalten werden. Denken Sie daran: "Konto" und "Könner" klingen ähnlich, treten aber nicht immer parallel auf. In Großbritannien startet der Defender Works V8 bei 150.000 Pfund Sterling, nach derzeitigem Kurs sind das rund 168.000 Euro. Dafür gäbe es auch einen schön ausgestatteten Range Rover Sport SVR. Aber schon Casanova wusste es vor gut 250 Jahren besser: Die Vernunft ist des Herzens größte Feindin.

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