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Mehr Motorradunfälle: Tempo 100 auf Landstraßen bleibt

Seit Jänner starben 50 Biker um 16 mehr als im Vorjahr. Mit einem "Soft-Paket" an Maßnahmen will man gegensteuern.

von Nihad Amara

12/05/2011, 07:42 AM

Das Motorrad wurde über den Traktor katapultiert. Der 46-jährige Biker landete in einem Maisacker. Er kämpft im Spital ums Überleben.

Unfälle wie jene Kollision auf der Feldbacher Straße im Bezirk Weiz am Mittwoch gehören auf Landstraßen zur Tagesordnung. Die Statistik für das heurige Jahr ist alarmierend. In den ersten sieben Monaten starben laut einer Auswertung des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) 50 Biker (siehe Grafik) - um 16 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

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Zwei Stunden lang berieten am Donnerstag Zweirad-Vertreter, Politiker und Experten über die gestiegenen Unfallzahlen. Den kleinsten gemeinsamen Nenner stellte Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) am Vormittag vor. Es ist ein "Soft-Paket", das keine Temporeduktion auf Freilandstraßen von 100 auf 80 km/h beinhaltet. Verpflichtende Fahrsicherheitstrainings für Gelegenheitsbiker sind ebenfalls vom Tisch. Vorerst zumindest.

"Gesetzliche Maßnahmen müssen gesellschaftliche Akzeptanz haben", erklärte die Ministerin. Ein 80er auf Landstraßen habe dies nicht.

Schutzmatten

Das nun geschnürte Paket besteht aus drei Punkten: Erstens will Bures mit einer "Motorrad-Sicherheitsmillion" neuralgische Unfallpunkte mit einem "Unterfahrschutz für Leitschienen" ausstatten. Praktisch erklärt: Eine Matte wird angebracht. Der Verletzungsgrad sinkt dadurch um fast ein Drittel. Da sich 98 Prozent der Biker-Unfälle auf Landstraßen ereignen, wie Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, betont, wird die Million von den Ländern verdoppelt.

Überdies kündigte Bures an, sie werde sich auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass die für 2017 geplante ABS-Pflicht für Zweiräder vorverlegt wird. Technisch, erklärte Branchenvertreter Christian Arnezeder, sei dies kein Problem.

Zweitens ist eine PR-Offensive für mehr Sicherheit geplant. Punkt drei: Biker prägen zwar die Straßen, aber über die Natur des Zweiradfahrers in Lederkluft ist wenig bekannt.

Demnächst beginnt deshalb ein Forschungsprojekt ("Naturalistic Riding"). Mit einer Kamera wird Testfahrern über die Schulter geschaut. Die Erkenntnisse sollen in Maßnahmen einfließen.

Übrigens: Die Hauptrisikogruppe sind nicht mehr die Jungen, sondern Fahrer zwischen 35 und 54 Jahren. Ihr Anteil bei den tödlichen Unfällen betrug zuletzt 60 Prozent, jener der Jungen 22.

Die Temporeduktion sowie die Pflicht-Fahrstunden "bleiben in Diskussion", sagt Bures. "Wir setzen vorerst auf Freiwilligkeit."

Kritik am Motorradfahren mit 16

Der Beschluss im Parlament steht. Daran gibt es für SPÖ-Verkehrsministerin Doris Bures kein Rütteln mehr. Ab 19. Jänner 2013 dürfen bereits 16-Jährige auf 125-ccm-Motorrädern mit 130 km/h auf Autobahnen unterwegs sein. Dieser Entscheidung liegt eine (verpflichtende) EU-Richtlinie zugrunde. Angesichts der gestiegenen Anzahl tödlicher Motorrad-Unfälle wird nun erneut Kritik an der Regelung laut.

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) fordert eine Rücknahme der Führerschein-Novelle. "Damit droht ein weiterer Anstieg bei Motorradunfällen", warnt VCÖ-Experte Martin Blum, der auf die Unfallstatistik verweist. Im Vorjahr verunglückten laut VCÖ 3798 Jugendliche mit Mopeds und Kleinmotorrädern, um etwa 20 Prozent mehr als noch im Jahr 2000.

Verkehrsministerin Doris Bures verteidigt den neuen Motorrad-Führerschein. Entscheidend, erklärt Bures, sei die Ausbildung: Es gebe "mehr Praxis und mehr Theorie". Genauso argumentiert das Kuratorium für Verkehrssicherheit. Wer mit 16 Jahren Motorradfahren will, benötige den A1-Führerschein, der eine fundierte Ausbildung garantiere. Neben Theorie sind Perfektionsfahrten, ein Training zur Gefahrenwahrnehmung und Verkehrspsychologie vorgeschrieben.

Das letzte Wort wird auf EU-Ebene gesprochen. Im Jahr 2018 wird evaluiert, ob es durch die Regelung mehr verunglückte Jugendliche auf Zweirädern gibt.

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