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Auto-Historie

Mercedes: Wie ein junges Mädchen Autogeschichte schrieb

Vor 125 Jahren kam in Wien jene Dame zur Welt, die einer der berühmtesten Automarken der Welt ihren Namen geben sollte.

von Michael Andrusio

09/15/2014, 01:23 PM

Mercédès Adrienne Ramona Manuela Jellinek wird am 16. September 1889 in Wien geboren. Ihr Vater, Emil Jellinek, ist Diplomat und hat sich neben Baden als zweiten Wohnort Nizza an der Cote d’Azur ausgesucht – bereits damals ein mondäner Ort und Treffpunkt der Hautevolee.

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Die Mutter von Mercedes, Rachel Goggman Cenrobert, stirbt früh. Mercedes ist da gerade vier Jahre alt. Ihr Vater begeistert sich schon damals für die neue Erfindung des Automobils. Zunächst besaß er einen dreirädrigen DeDion, später einen Benz Viktoria. Beides überzeugte den Diplomaten, der in Nizza „Vertreter seiner Apostolischen Majestät Franz Joseph I.” war, nicht. 1897 reist er nach Cannstadt bei Stuttgart und bestellt seinen ersten Daimler-Wagen (mit 6 PS und Zweizylindermotor). Die Höchstgeschwindigkeit des Vehikels betrug 24 km/h, was Herrn Jellinek eindeutig zu langsam war. Jellinek reist des öfteren auch in Begleitung seiner Tochter zu Gottlieb Daimler und dessen genialen Konstrukteur Wilhelm Maybach, um sie davon zu überzeugen, schnellere Autos zu bauen. Sein Argument ist entwaffnend: „Wenn ich aus einem Automobil nicht mehr heraushole als aus einem Gespann, kann ich ebenso gut wieder mit Pferden fahren!“

Emil Jellinek ist von den von Daimler gelieferten Autos so überzeugt, dass er sie auch verkauft – natürlich an Kunden der gehobenen Gesellschaft. 1899 liefert die Daimler Motoren-Gesellschaft 10 Autos an Jellinek, ein Jahr später bereits 29.

Mittlerweile kamen die Deutschen den Wünschen Jellineks nach und bauten immer schnellere Autos. Der Daimler Phönix mit 8 PS erreichte bereits 40 km/h. Dabei ging es Herrn Jellinek freilich nicht mehr darum, die Pferdefuhrwerke links liegen zu lassen, er meldete seine Autos ab 1899 für Autorennen an, vor allem natürlich für die Rennwoche von Nizza. Dort startet er nicht unter seinem richtigen Namen, sondern nennt sich „Monsieur Mercedes”. Später lässt er seine Autos als Team Mercedes starten.

23 PS scheinen aus heutiger Sicht nicht wirklich übermäßig stark motorisiert. Dennoch waren die Autorennen eine halsbrecherische Angelegenheit. Ende März 1900 kommt es beim Bergrennen Nizza – LaTurbie zu Katastrophe. Rennfahrer Wilhelm Bauer verünglückt mit dem von Jellinek gemeldeten Wagen Mercedes II tödlich. Die Reaktion aus Deutschland ist, dass man den „Schnellfahrten” künftig fernbleiben werde und Jellinek versucht Wilhelm Maybach, (nachdem Gottlieb Daimler Anfang März verstorben ist) zum Weitermachen zu überreden mit der Aussicht, dass Siege im Motorsport die Marke weltberühmt machen würden.

Die Geschäfte von Emil Jellinek mit den Daimler-Autos liefen mittlerweile prächtig. Zu den betuchten Kunden zählten auch amerikanische Milliardäre wie Rockefeller, Astor, Morgan und Taylor.

Der erste Mercedes

Die Daimler Motoren Gesellschaft gab dem Drängen Jellineks nach und beschloss einen neuen, leichten und leistungsstarken Motor mit der Bezeichnung „Daimler-Mercedes” zu konstruieren. Das Auto ist im Dezember fertig und wird „Mercedes 35” genannt. Mit seinem niedrigen Schwerpunkt (den Jellinek immer eingefordert hatte), dem Pressstahlrahmen, dem leichten und leistungsstarken Motor und dem „Bienenwabenkühler” gilt er heute als das erste moderne Automobil. Bei der Rennwoche von Nizza 1901 sorgen die Autos mit dem Namen Mercedes für Furore: Vier erste und fünf zweite Plätze bei den diversen Bewerben lassen die Autos unschlagbar erscheinen. Paul Meyan, der Generalsekretär des Automobilclubs von Frankreich, prägt damals den denkwürdigen Satz: „Wir sind in die Ära Mercedes eingetreten.“

Am 23. Juni 1902 wurde der Name „Mercédès“ von der Daimler Motorengesellschaft als Warenzeichen angemeldet und am 26. September gesetzlich geschützt. Emil Jellinek erhielt im Juni 1903 die Erlaubnis, sich fortan Jellinek-Mercedes zu nennen. „Wohl zum ersten Mal trägt der Vater den Namen seiner Tochter“, kommentierte er.

Mercedes heiratete im Alter von 19 Jahren den österreichischen Adeligen Freiherr von Schlosser. Aus der Ehe gingen die Kinder Elfriede (geboren 1912) und Hans-Peter (geboren 1916) hervor. Das Paar trennte sich 1926 und Mercedes heiratete daraufhin den Bildhauer Rudolf Baron von Weigl, der aber kurze Zeit danach an Schwindsucht starb.

Mercedes Jellinek stirbt am 23. Februar 1929 im Alter von nur 39 Jahren, ihr Grab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof. Ein eigenes Auto hat sie übrigens nie besessen.

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