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Mit dem Mercedes F-Cell durch Eurasien

Notizen von einer Fahrt mit der Brennstoffzellen-B-Klasse durch Kasachstan.

von Michael Andrusio

12/05/2011, 07:42 AM

Zur Vorgeschichte: Drei B-Klassen mit Brennstoffzellenantrieb schickte Mercedes los, um in 125 Tagen die Welt zu umrunden. Nach dem Start in Stuttgart und Etappen durch Amerika und Australien ist man nun in Asien unterwegs und der KURIER durfte 1200 km durchs Zentrum von Eurasien mitfahren. Wir sind in Kasachstan, wo Geologen (bei Shidebaj) tatsächlich die Mitte der eurasischen Landmasse ausgemacht haben.

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Wir übernehmen das Auto in Almaty (russisch Alma Ata), der früheren Hauptstadt Kasachstans. Südlich türmen sich die schneebedeckten Berge des Transili-Alatau-Gebirges bis zu 5000 m hoch, wir fahren aber Richtung Norden in eine Gegend mit dem wenig verheißungsvollen Namen Hungersteppe. Für die B-Klasse, die ihren Strom aus Wasserstoff gewinnt, sind die 600 km der ersten Tagesetappe eine Herausforderung, noch mehr für den Gasfuß des Fahrers - zu forsch angegangen und die Kilometer bis zur Labestation für das Auto stehen in einem erschreckenden Missverhältnis zur vom Computer errechneten Reichweite.

Der dichte Frühverkehr in Almaty wirkt sich schon einmal nicht positiv auf den Verbrauch aus. Mercedes verspricht zwar 400 km Reichweite, allerdings nur im Optimalfall. Und davon ist man auf kasachischen Straßen weit entfernt. Man hat zwar keine Anstiege zu bewältigen, die Straße führt meist schnurgerade durch die Steppe. Asphalt mit Reibwerten von Schmirgelpapier, Schlaglöcher und Spurrillen, die diese Bezeichnung auch verdienen, sorgen dafür, dass dem Fahrer nicht langweilig wird und wirken sich negativ aufs ökonomische Reisen aus.

Betankung

Unsere Tankstelle taucht nach 330 Kilometern wie eine Oase in Form eines Sattelschleppers (voll mit Wasserstoffflaschen) umringt von Mercedes-Technikautos wie aus dem Nichts (bzw. ebendort) auf. Die kasachischen Behörden schicken zur Sicherheit einen Löschtrupp der Feuerwehr, der den Tankvorgang überwacht. Lange genug war man hier Spielwiese für Technikexperimente. Zu Sowjetzeiten wurden bei Semipalatinsk Atomwaffen getestet. Der russische Weltraumbahnhof Baikonur liegt in Kasachstan und nach ihrer Mission schlagen die Raumkapseln bei ihrer Landung in der kasachischen Steppe auf. Wenige Kilometer später ist es zwar kein Sputnik, sondern ein simpler Lada Taiga, der in der B-Klasse einschlägt und dabei das seitliche Blech onduliert und einem Hinterrad einen interessanten Sturzwinkel verpasst. Für das Auto bedeutet das einen Tag aussetzen und für die mitreisenden Mercedes-Mechaniker eine Nachtschicht, um das Auto wieder flottzumachen. Die Dienste der mobilen kasachischen Mechaniker entlang der Straße, in deren Werkzeugsammlung dem Vorschlaghammer eine elementare Bedeutung zukommt, werden gottlob nicht gebraucht.

Balkhash, am gleichnamigen See gelegen, bietet drei erfreuliche Dinge: Den schönen See, dessen Wasser in diversen Blautönen schimmert (die eine Hälfte des ca. 16.400 großen Sees ist übrigens Süßwasser, die andere salzig), ein Hotel mit dem interessanten Namen Alpina und die nächste Tankstation. Die logistische Herausforderung, die B-Klasse etwa alle 300 km mit Wasserstoff zu versorgen, hat die Firma Linde übernommen.

Astana

Die Feuerwehr sieht die Betankung mittlerweile entspannter, weniger entspannt ist die Polizei, die auf den Straßen allgegenwärtig ist. Mit den 100 kW des Elektromotors ist der B nicht wirklich ein Kandidat fürs Zu-schnell-Fahren. Meist sind wir mit Tempo 90 unterwegs und Verbräuchen von 1,05 bis 1,15 kg/100 km (je nach Straßenbeschaffenheit). Je näher man der Hauptstadt Astana kommt, desto feiner werden die Straßen. Seit die Stadt 1997 zur Hauptstadt erkoren wurde, wird hier gebaut. Die glitzernden Skylines stehen im krassen Gegensatz zu den einfachen Gehöften oder Jurten auf der Fahrt durch die Hungersteppe.
Mit 20 Grad ist es jetzt angenehm warm, im Winter kann es hier freilich bis zu Minus 40 Grad haben. Das macht Astana zur zweitkältesten Hauptstadt der Welt. Nix für den F-Cell, der nur bis Minus 25 Grad startet.

Für uns ist die Fahrt hier zu Ende.

Die Autos reisen über Russland und Skandinavien zurück nach Stuttgart, wo sie nach zirka 30.000 gefahrenen Kilometern ankommen sollen.

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