Sebastien Ogier (F), Julien Ingrassia (F) Volkswagen Polo R WRC (2013) WRC Rally Greece (Acropolis) 2013
Sebastien Ogier (F), Julien Ingrassia (F) Volkswagen Polo R WRC (2013) WRC Rally Greece (Acropolis) 2013

© VOLKSWAGEN BILDAGENTUR KRã€LING/Bildagentur KrÀling

WRC

Nachbetrachtung der Rallye-WM 2013

Besser geht’s nicht – Sébastien Ogier beherrschte auf dem neuen VW Polo R WRC die Rallye-WM nach Belieben.

von Ad Raufer

11/30/2013, 02:01 PM

Welch ein Debütjahr. Die WRC-Saison ’13 war erst ein paar Minuten alt, da leuchtete schon die erste Bestzeit auf den Displays im Servicepark der Rallye Monte Carlo: SP 1 „Le Moulinon“, 37,1 Kilometer: 1. Sébastien Ogier (VW Polo R WRC), 3,7 Sekunden dahinter Sébastien Loeb (Citroën DS3 WRC). Ausgerechnet Loeb, Legende und erfolgreichster Motorsportler der Geschichte, der in seiner Karriere 78 WM-Läufe gewonnen hat und 9-facher Titelträger ist. Und der ’14 auf die Rundstrecke mit Citroën in die Tourenwagen-WM wechselt – aber das nur nebenbei.

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Ein Ergebnis, das so niemand erwartet hat – am allerwenigsten die VW-Verantwortlichen, die sich denn auch bemühten, das Ergebnis nach Kräften herunterzuspielen. Dennoch: Das erste Highlight war gesetzt, die Konkurrenz in Alarmbereitschaft versetzt. VW ist nicht in die WM eingestiegen, VW ist in die WM geradezu detoniert.

Das in Hannover ansässige Werksteam hat vorgemacht, wie ein professioneller Einstieg in eine internationale Meisterschaft heute zu funktionieren hat – und damit die Latte in neue, bislang ungeahnte Höhen gelegt. Als die WM im Jänner nämlich startete, hatte VW bereits ein ganzes Probejahr mit einem Škoda Fabia S2000 in der zweiten WM-Liga, der WRC-2, hinter sich. Sinn und Zweck: Sämtliche Abläufe eines WM-Wochenendes in Echtzeit zu trainieren. Da hat es auch keine Rolle gespielt, dass VW unter dem Škoda-Banner gar nicht in die Meisterschaft eingeschrieben, somit auch nicht punkteberechtigt war. Man wollte ja in erster Linie nur lernen – und üben. Neben den außer Konkurrenz gefahrenen WRC-2-Veranstaltungen zog VW parallel mit dem Polo außerdem ein beinhartes Entwicklungsprogramm durch: 100 Testtage in 9 Ländern und 20.000 Testkilometer später war der Polo R WRC endlich auf Wettbewerbsniveau. Die große VW-Show konnte beginnen.

Wenig Spielraum

Was ein WM-Engagement weniger komplex, aber nicht unbedingt einfacher macht, ist die Tatsache, dass das WRC-Reglement sehr enge Vorgaben bei der Entwicklung eines modernen Rallyeautos macht – das Regelwerk ist in den Bereichen Motor, Kraftübertragung und Aerodynamik derart engmaschig, dass sich niemand entscheidende Vorteile sichern kann.

Während in der Formel 1 alle 14 Tage ein um sündhaft viel Geld weiterentwickeltes Auto am Start steht, bleibt ein einmal auf Kiel gelegtes World Rallye Car (wie eben der Polo R WRC) das ganze Jahr über ident. Das ist durchaus so gewollt: So will die Internationale Motorsportbehörde FIA sicherstellen, dass während der Saison die Kosten in vertretbarem Rahmen bleiben.

Die sind mit glaubhaft kolportierten – freilich von niemandem bestätigten – 40 Millionen Euro sowieso kein Lercherl. Aber gut angelegt: Gesamt gesehen besuchten die heurigen 13 WM-Rallyes rund 3,5 Millionen Zuschauer – Tendenz steigend: Die Marketingbühne für Automobilhersteller in der WRC wächst also, zumal World Rallye Cars große Nähe zu den Straßenmodellen aufweisen. Volkswagens Entschluss, in die nach der Formel 1 weltweit zweitwichtigste Serie einzusteigen, hat sich im Nachhinein als richtig herausgestellt – obwohl das Projekt anfangs hausintern nicht unumstritten war. Da kommt der WM-Titel zum genau günstigsten Zeitpunkt: Der Titel in der Marken-WM gilt für Hersteller als der wertvollere, beweist er doch, dass nicht nur der Fahrer über Extra-Klasse verfügt, sondern auch das Produkt selbst.

VW ist es auf Anhieb gelungen, ein siegfähiges, gleichermaßen schnelles wie zuverlässiges Auto zu entwickeln und gegen Konkurrenten mit weit größerer Erfahrung zu bestehen. Bis auf den Doppelausfall – fatalerweise ausgerechnet beim Heimspiel während der Rallye Deutschland – gab es in der Debütsaison keine nennenswerten technischen Probleme.

Perfekter Ritt am Limit

Das gilt auch für den Chauffeur: Sébastien Ogier gilt als legitimer Nachfolger Sébastien Loebs. Der aus dem südfranzösischen Gap stammende Ogier verfügt über eine unglaubliche Fahrzeugbeherrschung, fährt aggressiv, macht dabei aber kaum Fehler und hat gelernt, eine komfortable Führung auch tatsächlich ins Ziel zu bringen. Das war in seiner Sturm-und-Drang-Zeit nicht selbstverständlich. Was ihn deutlich über die Konkurrenten stellt: Ogier ist imstande, perfekt am Limit zu fahren und dort sogar noch zuzusetzen, ohne einen Abflug zu riskieren. Es wäre keine Überraschung, wenn Ogier in Zukunft den Rallyesport ähnlich klar dominieren würde, wie das Loeb über all die Jahre getan hat.

Heuer jedenfalls ist dem gelernten Automechaniker und diplomierten Skilehrer eine Wundersaison gelungen, neun Gesamtsiege in zum Teil für die Konkurrenten demütigender Fasson beweisen das recht nachdrücklich. Dass das skandinavische Double dabei ist – Schweden auf Eis und Schnee und Finnland auf schnellem Schotter – beweist die hohe Klasse Ogiers.

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