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Oldtimer

Notizen von der Ennstal-Classic 2015

Österreichs renommierteste Oldtimer-Rallye strahlt hell wie nie.

von Ad Raufer

07/20/2015, 01:39 PM

Es ist ein Paradoxon, das man nur staunend zur Kenntnis nehmen kann: Oldtimer-Veranstaltungen genießen in unserer spaßbefreiten Verbotsgesellschaft unglaublich hohe Akzeptanz. Demonstrieren Gegner von Autorennen mit steinerner Bodyguard-Miene fassungsloses Schaudern, wenn ein paar Wahnsinnige runden- und stundenlang im Kreis fahren, so stößt eine Veranstaltung wie die international renommierte Ennstal-Classic auf eine ebenso positive wie gleichermaßen überwältigend warmherzige Resonanz. Längst Vergangenes wird in der Gegenwart erlebbar, das in diesem Zusammenhang oft und gern zitierte Rückfahrticket in die Jugend erhält ewig Gültigkeit. Klar, wir alle genießen die problemfreie Fortbewegung moderner Ingenieursautos, die elektronischen Systeme der Fahrwerksregelung, Einpark-Assistenten und Tote-Winkel-Warner, Servolenkungen, elektrische Fensterheber und Klimaanlagen. Und doch stößt der Reiz des Gestrigen auf höhere Sympathie, weil von unverbogen-genuiner Charakteristik.

Zickige Autolegenden

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Alte Autos wie ein Bentley Speed 6 (1928), Lagonda T2 Compressor (1930) oder Alfa Romeo 6C (1934) sind keine Partner auf Augenhöhe, sondern wilde, sensible und fordernde Gegner. Autolegenden sind allesamt keine perfekten Fahrmaschinen nach heutigem Muster, sondern eben Autos, die eine harte, kundige Hand fordern, damit sie einigermaßen kooperativ reagieren.

An Bord einer Auto-Ikone gilt es, die Essenz des Fahrens zu finden. Bei der Ennstal geht’s um die Entkoppelung von nervenden und latent enttäuschten Alltagserwartungen, sie ist ein Biotop für Glücksmoment-Puristen. Kurve an Kurve hinauf auf Stoderzinken, Nockalm, Sölk- und Pyhrnpass reihen, in den kontemplativen Flow-Modus eintauchen, den Rhythmus finden aus Einlenken, Kuppeln, Gasgeben, Schalten und Bremsen. Rund 900 Gesamtkilometer genießen in hinreißend schönen Oldtimern, aufgeladen mit magischer Sinnlichkeit und niemals verjährender Schönheit. Die Teilnehmer des aus knapp 200 Autos bestehenden Starterfeldes müssen (und sollen) nicht am absoluten Limit fahren, es geht auch nicht darum, den letzten Umkehrpunkt zu überschreiten, schreibt doch das Reglement der Ennstal den Piloten der Epochen I (bis Baujahr 1934) und II (bis 1950) einen 40er-Schnitt in den 28 Sonderprüfungen und jenen der Epochen III (bis 1960) und IV (bis 1972) einen 50er-Schnitt vor. Wer die Sache ernst nimmt, gelangt allerdings schnell zu der Erkenntnis, dass es sich auch bei der 23. Auflage der Ennstal keinesfalls um eine österreichische Variante des Laisser-faire handelt.

Ganz im Gegenteil. Die Ennstal zu fahren ist harte Knochenarbeit, was den Teilnehmern auch anzusehen ist, wenn sie am Schluss des 502 Kilometer langen Freitag-Marathons, nach zwölf Stunden Fahrzeit, so gegen sieben, halb acht Uhr am Abend im Zentrum Schladmings schwer gezeichnet aus den Autos fallen. Perlendes Lachen, maximale Adrenalinausschüttung, das Wetterleuchten des eben Erlebten in den Gesichtern: Die, die’s ins Ziel der 1322 erstmalig urkundlich erwähnten alten Bergmannsstadt geschafft haben, wirken, als hätten sie grad einen Flugzeugabsturz auf wundersame Weise überlebt.

Hohe Promidichte

Kritiker des Ennstal-Classic tadeln die Veranstaltung seit Jahren gerne wegen der hohen Promidichte. Aus Neid, Missgunst – oder wegen was auch immer.

Tatsächlich ist mit der Verpflichtung Patrick Dempseys, Star der Krankenhaus-Soap "Grey’s Anatomy", ein überragender PR-Coup gelungen: Wo immer "McDreamy" aus seinem Porsche 550 Spyder klettert, sieht sich der auffallend schlanke Amerikaner mit enthusiasmierten Teenies samt Handykameras und pausenlosen Autogrammwünschen konfrontiert: Ein bessere Publicity gibt’s gar nicht.

Da hat’s Justizminister Dr. Wolfgang Brandstetter in seinem winzigen, nur 40 PS starken Steyr-Puch 650 TR schon ein bissl schwerer: Peinlicherweise immer wieder als "Herr Böhmdorfer" tituliert, strahlt der Politiker übers ganze Gesicht und hat merkbar Spaß an der Sache ("das ist Weltklasse, was ihr da als Veranstalter macht"), auch wenn Endrang 182 (von 197) vermutlich nicht wirklich das ist, was sich Brandstetter erwartet hat.

Sir Stirling Moss, Wolfgang Porsche, Mauro Forghieri, Walter Röhrl, Richard Lietz, Rauno Aaltonen, Dieter Quester, Peter Kraus, Andi Aigner, Rudi Stohl, und, und, und: Die Liste ist ebenso lang – und unvollständig –, wie die Namen klangvoll sind.

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