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Interview

"Hybrid und E-Antrieb werden wir brauchen"

Opel-Chef Karl-Thomas Neumann über schwarze Zahlen und die Bedeutung des Diesels in Europa.

01/18/2016, 05:05 PM

Den Jahresauftakt hat er im Land der Konzernmutter General Motors begangen.

Dort, auf der Detroit Auto Show, nahm sich Opel-Chef Karl-Thomas Neumann Zeit für ein Gespräch mit dem Motor-KURIER über die aktuelle Situation der Autobranche und die Zukunft von Opel.

Karl-Thomas Neumann über...

... die Auswirkungen des VW-Dieselskandals auf die Autoindustrie

"Ich bin schon betroffen von der ganzen Sache, genauso wie die ganze Industrie. Weil wir merken sowieso schon, dass wir in der Öffentlichkeit nicht durchkommen mit der Botschaft, dass wir Milliarden investiert haben in saubere Technologien zur Verminderung von Abgasen und zur Steigerung der Effizienz von Autos. Wir müssen damit leben, das unser Sektor unter der Generalanklage steht, dass wir es nicht schaffen, unsere Emissionen zu verringern.

Das stimmt leider in Summe zwar auch, aber das liegt an den Zuwächsen im Fuhrpark und weil hier etwa auch der Flugverkehr dazugezählt wird. Aber es stimmt eben auch, dass moderne Autos um vieles sauberer sind als ihre Vorgänger.

Und wenn jetzt so eine Affäre kommt, dann ist das nicht hilfreich und bringt uns alle in eine Defensivposition."

... die Fehler der Autoindustrie in der Vergangenheit

"Wir alle hätten mit diesem Thema schon früher viel offener umgehen müssen. Dass wir das nicht getan haben, lag auch daran, dass der Druck des Gesetzgebers in Europa, diese 95 Gramm für den Flottenverbrauch zu erreichen, schon sehr hoch ist.

Und für uns ist es eine existenziell wichtige Frage, dieses Ziel zu erreichen. Dafür haben wir, wie auch die anderen Hersteller, sehr viel investiert. Wir werden das Ziel auch erreichen, aber es wird eben sehr teuer. Und da haben alle natürlich lieber über die reinen Normwerte gesprochen. Aber wir haben ja schon gesagt, dass wir heuer damit beginnen werden, neben den reinen Normverbrauchswerten auch solche anzugeben, die dem tatsächlichen Verbrauch eher entsprechen. Der hängt zwar sehr von der jeweiligen Fahrweise ab, aber wir bemühen uns, durch ein Testverfahren, das auch den Verbrauch auf der Straße miteinbezieht, einen Wert zu ermitteln, der dem Verbrauch außerhalb des Testlabors eher entspricht."

... die Anschuldigungen, Opel hätte bei den Normverbrauchswerten auch getrickst

"Wir sind da in einige sehr ungerechtfertigte Anklagen gekommen, die wir widerlegen konnten, weil Messungen nicht richtig gemacht wurden und die Randbedingungen nicht stimmten.

Aber wir sind danach durch alle unsere Motoren und Algorithmen gegangen und haben überprüft, ob wir solche Mechanismen in den Autos haben, und dabei festgestellt, dass das eben nicht so ist. Und jetzt geht es für uns alle in erster Linie darum, wieder Vertrauen zurückzugewinnen und zu zeigen, dass wir in neue Technologien investieren.

Was wir als GM hier in Detroit ja mit der Präsentation der Serienversion unserer Elektroautos Bolt gemacht haben. Das ist ein Massenauto mit einer Reichweite (Anm. d. Red.: 200 Meilen), die man bisher für so ein Modell noch nicht gesehen hat."

... einen Elektro-Opel und wann mit ihm zu rechnen ist

"Wir werden ein Modell haben, das den technischen Baukasten verwendet, der beim Bolt zum Einsatz kommt. Wie das aussehen wird und wann es auf den Markt kommt, kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen.

Aber es wird nicht mehr lange dauern. Und um das Flottenziel von 95 Gramm CO2 zu erreichen, werden wir darüber hinaus auch Hybrid-Modelle brauchen."

... die Erwartungen in das wirtschaftliche Ergebnis für heuer"

Das Vorjahr war für uns sehr hart, weil wir ja aus dem russischen Markt rausgegangen sind, auf dem wir früher einmal bis zu 80.000 Autos verkauft haben.

Dennoch konnten wir eine Steigerung in Europa verzeichnen. Heuer werden wir aber wie geplant in die schwarzen Zahlen kommen. Um das zu erreichen, fahren wir eine zweigleisige Strategie. Einerseits reduzieren wir weiter die Kosten, anderseits haben wir neue Produkte, wie etwa den Astra, der erstmals ein volles Jahr zur Verfügung steht. "

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... künftige neue Opel-Modelle

"Wir werden Crossover-Modelle anbieten, die zwischen SUV und reinen Pkw-Modellen liegen, und es wird auch einen größeren Geländewagen geben. Weil wir zwar mit dem Mokka ein SUV haben, das sein Segment beherrscht, aber sonst auf dem Sektor bisher nichts anzubieten."

... die Bedeutung des Dieselmotors für Europa

"Wir müssen aufpassen, dass der Diesel nicht in Verruf kommt. Denn moderne Diesel sind nicht nur sauber, sondern auch sehr effizient und damit sehr wichtig, was den Umwelt-Aspekt angeht. Wir dürfen die aktuelle Affäre daher nicht so deuten, dass wir aus dem Diesel herausgehen.

Der ist für Europa sehr wichtig, weil wir ja hier auch nicht unsere technologische Führerschaft auf diesem Gebiet aufgeben sollten. Das gilt für Europa insgesamt, aber auch für GM.

Wir haben ja das Diesel-Entwicklungszentrum des Konzerns in Turin und es wäre schade, wenn wir die dort aufgebaute Expertise nicht mehr nutzen könnten. Und es wäre auch nicht gut für die Umwelt."

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