Silk Trail 2013
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© Land Rover

Silk Trail

Range Rover Hybrid: Härtetest im Himalaya

Der Motor-KURIER am Steuer eines Protoypen des ersten Range Rover mit Hybrid-Antrieb auf dem Weg von Kathmandu nach New Delhi.

von Horst Bauer

10/07/2013, 07:15 AM

Seit Mitte August waren drei Erprobungsmodelle des neuen Range Rover mit Hybridantrieb auf einem ganz besonderen Abschlusstest vor der Produktionsfreigabe. Die 53 Tage dauernde Testfahrt führte vom Land-Rover-Werk in Solihull in England über 16.000 Kilometer durch 12 Staaten bis nach Mumbai in Indien, dem Sitz der Firmenzentrale des Tata-Konzerns,Eigentümer von Jaguar/Land-Rover.

Nach dem Start am 22. August und der Durchquerung Europas und Russlands, zog der Konvoi quer durch Zentral-Asien, wo auf dem Weg von China nach Nepal mehrere Himalaya-Pässe mit über 5000 m Seehöhe überquert wurden.

Danach stieg der Motor-KURIER in den Härtetest des ersten Diesel-Hybrid-Antriebs für einen Range Rover ein. Motor-KURIER-Leiter Horst Bauer steuerte einen der Prototypen auf der Fahrt von Kathmandu in Nepal nach New Delhi in Indien und berichtete an dieser Stelle täglich über seine Erlebnisse direkt von der Strecke.

Range Rover Hybrid: Härtetest im Himalaya

  • 10/07/2013, 09:15 AM

    Die Ankunft beim Taj-Hotel in Delhi am Abend öffnet dann einen Blick in eine ganz andere Facette von "Incredible India" (Unglaubliches Indien, Tourismus-Werbespruch).

    Nach all der Armut, den von allgegenwärtigem Müll (Plastik verrottet eben nicht wie der Abfall früher), Staub (oder Schlamm) geprägten Dörfern entlang der Strecke, zeigt das wie Jaguar-Land-Rover ebenfalls zum Tata-Konzern gehörende Luxus-Hotel der Taj-Kette das andere Indien. Internationaler Standard und blitzblanke Sauberkeit mit indischem Mahradscha-Ambiente im von viel Grün geprägten Diplomatenviertel Delhis statt unglaublicher Armut in vor Müll und Mist starrender Umgebung.

    Zum Kontemplieren darüber bleibt nach dem Abschiedsdinner mit der jetzt noch bis zum Ziel der 16.000 Kilometer langen Tour durch 11 Länder nach Mumbai weiterziehenden Truppe nur kurz Zeit.

    Um 01.35 Uhr am Montag, nur 5 Stunden nach der Ankunft mit dem Konvoi am Etappenziel in Delhi, startet OS034 in Richtung Wien. An Bord der - endlich neu eingerichteten - AUA-Boeing gehen die Lichter bald nach dem Abheben aus. Das Schlafdefizit der letzten Tage fordert seinen Tribut . . .

    Mehr über den Range Rover Hybrid und die Silk-Trail-Erprobungstour am Freitag im Motor-KURIER.

  • 10/07/2013, 09:15 AM

    Der neue indische Guide des Konvois informiert alle via Bordfunk über ein gerade passendes Sprichwort der Einheimischen:

    Um in Indien Auto zu fahren, brauche man drei Dinge:

    "Good brakes, a good horn - and good luck!"

    Also gute Bremsen, eine gute Hupe - und viel Glück.

    Wir recht er damit hat, zeigt sich auf den über 300 Kilometern bis Delhi praktisch durchgehend. Der Umstand alleine, dass wir dafür knapp 10 Stunden brauchen (trotz wieder gestrichenem Lunch-Stopp) sagt dabei nur etwas über den teilweise abenteuerlich schlechten Zustand der Straße aus. Vor allem die ersten rund 100 km hinter der Grenze sind ein wahrer Hürdenlauf zwischen unterschiedlich großen und tiefen Schlaglöchern im brüchigen Asphalt und Querrillen in den Dimensionen eines Bachbettes. Alles natürlich auch hier garniert mit Kühen, Eseln und sonstigem Getier auf und neben der Straße.

    Die wahre Gefahr sind jedoch die indischen Straßenkameraden, die denen in Nepal nicht nur ein paar Autos und Motorräder mehr voraus haben, sondern wohl auch eine etwas länger Praxis im mobilen Straßenkampf.

    Das ergibt zusammengenommen eine explosive Mischung, welche die Dichte der in der Fliegersprache "Near Missing" (nur knapp vermiedene Kolisionen) bezeichneten Verkehrsereignisse gegenüber den Erlebnissen in Nepal noch einmal weiter erhöht. Dabei kommt hier noch ein weiteres Phänomen hinzu, das in Nepal mangels vierspuriger Straßen nicht zu beobachten war. Selbst auf den einer Autobahn unseren Stils schon recht ähnlichen Abschnitten vor größeren Städten und bei der Einfahrt nach Delhi, ist immer damit zu rechnen, dass einem auf der (zumindest für uns als falsch eingestuften) Seite oft ganze Wagenkolonnen ungerührt entgegenkommen.

    Ein paar übel zugerichtete Wracks am Wegesrand zeigen, dass doch nicht immer alles so glimpflich ausgeht, wie es zunächst scheint. Uns bleiben zumindest - bis auf einen Schlagloch-bedingten Reifenschaden des Kamera-Wagens - Blessuren erspart.

    Was in der Nachbetrachtung einem kleinen Wunder gleicht. Oder es zeigt nur, dass wir über alle drei von Sprichwort verlangten Ingredienzien des indischen Verkehrsteilnehmers verfügen konnten - vor allem über das Letztgenannte.

  • 10/07/2013, 09:15 AM

    Es wird noch wilder. Auch wenn man das nicht für möglich gehalten hätte, nach den Erfahrungen mit dem nepalesischen Straßenverkehr in den letzten Tagen.

    Nach der Überwindung der trotz guter Vorbereitung durch das Team am Sonntag doch rund drei Stunden dauernden Zeremonie zur Überwindung des Grenzüberganges nach Indien bei Mahendranegar, bekommen wir gleich einen guten Rat mit auf den Weg.

  • 10/05/2013, 06:47 PM

    Die Stamm-Manschaft ist schon seit Mitte August unterwegs und hat bisher über 12.000 km abgespult. Da lässt man sich einiges einfallen, um auf den langen, oft genug auch weniger aufregender als hier in Nepal verlaufenden Etappen nicht die Konzentration zu verlieren. Um die Stimmung im rollenden Konvoi zu heben bzw. alle Teilnehmer wach zu halten, wird etwa via Bordfunk Trivial Pursuit gespielt. Dabei schlüpft der aus Australien stammende Filmer der Truppe akustisch gekonnt in die Rolle eines etwas zu aufgeregten Showmasters (dessen virtuelles grellbuntes Sakko taucht akustisch vor einem auf) und stellt Großteils sehr britische Fragen. Die beiden Deutschen im Team - neben "Fahrtleiter" Hans sorgt Markus im Schlussauto für das leibliche Wohl unterwegs - haben mittlerweile bereits ordentlich aufgeholt und verblüffen die Neulinge in den Hybrid-Range-Rover (neben Österreich sind auch noch Italien, Belgien und Großbrittanien vertreten) mit fundiertem Nutzlos-Wissen der skurril englischen Art.

    Angekommen im Opera-Hotel (klingt nach wesentlich mehr als es ist) von Mahandranegar gilt der erste Check nicht dem Speisesaal oder dem Stand der Wasserversorgung im Badezimmer, sondern dem Zustand der Internet-Leitung.

    Diese erweist sich als stabiler als erhofft, was auch an der Platzierung dieses Textes zu erkennen ist.

    Morgen geht es über die Grenze nach Indien - und dann 350 abenteuerliche Kilometer nach New Delhi.

  • 10/05/2013, 06:47 PM

    Indien ruft. Es ist Samstag der 5. Oktober und der Konvoi mit den drei Range Rover Hybrid Prototypen nimmt die letzte Etappe in Nepal auf sich. Die etwas mehr als 200 Kilometer von Nepalgunj nach Mahendranagar an den Grenzübergang in Richtung New Delhi sind eine vergleichsweise leichte Übung.

    Mit dem bunten Treiben auf und neben der Straße vom Hotel zurück zum Mahendranagar-Highway (diesmal bei Tageslicht) haben vor allem die Fotografen ihre Freude.

    Einmal auf der Haupstraße angekommen, gestaltet sich die Weiterfahrt durch die nur mehr rund 150 Meter hoch gelegene, von Reisfeldern und Fluss-Armen geprägte Gegend etwas einfacher, als die letzten Etappen. Merkbar weniger Verkehr (abgesehen von den hier erstmals auftauchenden, von je zwei Wasserbüffeln gezogenen Karren) und die diesmal etwas längere Nacht heben die Stimmung im Konvoi.

  • 10/05/2013, 11:50 AM

    Das bedeutet in der Praxis einen Mix aus kaum beleuchteten (meist einäugigen) Bussen und Lkw, praktisch gar nicht beleuchteten Mopeds und Motorrädern, überhaupt nie beleuchteten Fahrrädern und Fußgängern, die zumindest Großteils in je eine Richtung auf oder neben der Straße unterwegs sind. Gewürzt wird das ganze aber mit - erst aus kurzer Entfernung sichtbaren - Kühen (meistens Schwarz), Ziegen, Esel und Hunden, die jederzeit die Fahrbahn queren können bzw. diese als ihren angestammten Lebensraum betrachten und dort friedlich und scheinbar unberührt von dem Verkehrsspektakel rund um sie lagern.

    Sobald man in einen Ort oder eine Stadt kommt, verschärft sich die Lage noch durch eine Gewimmel von in alle Richtungen gleichzeitig strebende Rikschas und - zumindest auf den letzten Kilometern des Abzweigers vom zur indischen Grenze führenden Mahendranagar-Highway (großer Name für eine leidlich asphaltierte, schmale Straße) nach Nepalgunj - durch abenteuerliche Straßenverhätnisse. Rechts und links eines abbröckelnden, mit Schlaglöchern biblischen Ausmaßes gespickten, schmalen Asphaltbandes breitet sich bis hin zur Zeile der vielen kleinen Läden und Verkaufstände eine Schlammwüste aus. Das führt zu einer weiteren Verdichtung des Verkehrsflusses, weil keiner durch den Schlamm fahren will - schon gar nicht mit dem Fahrrad oder einer Rikscha.

    Letztlich hat es dann der ganze Konvoi unbeschadet bis zum (sogenannten) Hotel geschafft - auch Nummer 1 und der begleitenden Discovery der beiden Mechaniker parkt schon davor, als wir gegen Viertelneun am Abend dort einbiegen. Die beiden haben den - von den Wünschen des mitreisenden Foto- und Filmteams oft etwas gebremsten Konvoi ungefähr nach zwei Dritteln der Strecke überholt und sind ohne Tankstopp durchgefahren.

    Beim Bier im Restaurant des Hotels ist dann - durch die letztlich abgesagte Suche nach einem brauchbaren WiFi-Signal - Zeit für Kontemplation über den zwiespältigen Eindruck, den die Nepalesen entlang des bisherigen Weges hinterlassen haben. Einerseits beeindruckt ihre - zunächst leicht zurückhaltende - Freundlichkeit, auf die wir bei jeder Ortsdurchfahrt und jedem Stopp treffen. Nach Überbrückung der ersten Scheu bahnt sich fast immer eine ansteckende Fröhlichkeit ihren Weg, auch bei jenen, die nur von der Ferne winken und sich nicht herantrauen, um Fragen zu stellen.

    Selbst die auf dem Weg in Richtung der nahe liegenden Grenze immer häufiger werdenden Checkpoints von Polizei und Militär sind meist mit uns freundlich lächelnd durchwinkendem Personal besetzt.

    Diese freundliche Friedlichkeit ändert sich jedoch scheinbar schlagartig, sobald Nepalesen sich ans Steuer setzen oder die Lenkstange eines Motorrades in Händen haben. Die unzähilgen haarsträubenden Situationen mit an unmöglichen Stellen überholenden Einheimischen Lenkern im Kampf-Modus passt so gar nicht zu dem anderen Bild.

  • 10/05/2013, 11:50 AM

    Nachtfahrten in Nepal sollte man eigentlich um jeden Preis vermeiden. Warum, wissen wir nach der um zwei Stunden verzögerten Abfahrt von Pokhara nach Nepalganj. Die letztlich dann rund 400 km lange Strecke war nämlich trotz gestrichenem Lunch-Stop nicht unter 10 Stunden zu bewältigen - und das führte dazu, dass die letzten (gefühlt eine Ewigkeit dauernden) eineinhalb Stunden bei Dunkelheit zu absolvieren waren.

  • 10/05/2013, 11:22 AM

    Krise behoben - zumindest die mit dem Auto.

    Die andere brach erst am Ende der knapp 10-Stunden-Etappe im (Minus-2-Stern)-Hotel in Nepalgunj aus. Kein Internet - zumindest keine Leitung die funktionieren würde, wenn sich eine Meute von mitteilungsbedürftigen Journalisten und Land-Rover-Personal, das schon seit eineinhalb Monaten weg von zu Hause ist, gleichzeitig auf sie stürzen.

    Daher auch erste jetzt der Lagebericht.

    Das Problem des gefluteten Range Rover Hybrid Prototype Nr.1 war letztlich die nasse Verteilerbox der Motorelektronik. Normalerweise versiegelt, haben die Prototypen eine offene Version implantiert, deren Daten von den begleitenden Ingenieuren direkt ausgelesen werden können und die von ihnen auch umprogrammiert werden kann. Die ist aber gegen massiven Wassereinbruch nicht gewappnet.

    Die Folge: Es kam durch die langsam an den Kabeln weitrkriechende Feuchtigkeit ständig zu kleinen Kurzschlüssen, was den Steuerungscomputer in den Wahnsinn trieb und ihn allerlei für unmöglich gehaltene Befehle an die von ihm abhängigen Empfänger erteilen ließ. Ein später dann schon wieder schmunzelnder Ingenieur: "Ihr habt ja keine Ahnung, welche Warnungen uns das System alle gegeben hat."

    Das Problem wurde nach dem Tausch der Steuereinheit und der Batterie auf jedem Kilometer der behutsam angegangenen Fahrt (rund eine Stunde hinter dem vorausgefahrenen Konvoi her) durch die fortschreitende Austrocknung kleiner und auch das zunächst sehr nach beginnendem Motorschaden klingende Verbrennungsgeräusch (ausgelöst durch wirre Einspritzbefehle der elektronischen Steuerung) legte sich mit der Zeit.

    Die positive Nachricht aus Sicht der Hybrid-Erprobung unter besonderen Bedingungen, die letztlich Ziel der ganzen Tour ist: Die unter dem Beifahrersitz im Wagenboden versenkte Lithium-Ionen-Batterie, die den E-Motor versorgt, blieb von dem ganzen Spektakel unbeeindruckt - und offensichtlich staubtrocken in ihrer Kapselung.

  • 10/04/2013, 04:18 AM

    Erste Krise - Wagen Nr.1 hat sich gestern bei Fotofahrten durch ein Flussbett bei Pokhara einen Wasserschlag eingefangen. Die Furt war zwar nur 20 cm tief, aber mitten in der Fahrspur war plötzlich ein über einen Meter tiefer Krater (Schlaglöcher gibt's hier also auch unter Wasser). Beim eintauchen schräg nach vorne haben dann selbst die 90 cm Wattiefe des Rangie nicht mehr gereicht.

    Wasserschlag also. Die Mechanik des V6-Diesel könnte sich etwas verbogen haben, nach Trockenlegung durch die Mechaniker läuft er zwar wieder, macht aber bösartige Geräusche.

    Wir probieren es trotzdem, kommen mit dem Konvoi aber nur ein paar Kilometer weit auf den Weg aus der Stadt - dann spinnt die Elektronik.

    Grund: Dss restliche Wasser ist im Laufe der Nacht durch die Verteilerbox gekrochen und sickert jetzt entlang der Kabel weiter - was immer wieder zu den verschiedensten Kurzschlüssen führt und die Elektronik aus dem Häuschen bringt.

     

    Der Kriegsrat am Straßenrand beschließt, Rangie Nr. 1 an die Stange des Discovery zu nehmen und zurück ins Hotel zu schleppen.

    Der Konvoi mach kehrt und taucht zur Überraschung der Hotel-Mannschaft wieder im Shangri-La auf.

    Hier startet der Versuch, das System endgültig  trocken zu legen - Batterietausch inklusive. Sollte es länger dauern, wird umgepackt und der Konvoi zieht weiter, während Teile der Mannschaft beim Patienten bleiben und ihn wieder flott zu bekommen versuchen.

    Sonst bleibt nur noch die Buddha Air . . . .

  • 10/03/2013, 07:08 PM

    Sonnenaufgang über dem Anapurna - gesehen von einem Aussichtshügel über Pokhara und dem angrenzenden See - ein nicht zu verzichtendes Spektakel für Frühausfsteher. Vorausgesetzt, die Wolkendecke lässt es zu - und die Anfahrt über die enge Straße (samt improvisierter Mautstaion) auf den Hügel erfolgt früh genug, um nicht zwischen den sich oben ineinenander verkeilenden Touristenbusse und Taxis unterzugehen.

    Was uns alles leider passiert. Erstens bleibt der Regen auch nach dem Aufstehen um 05.45 Uhr hartnäckig, zweitens kennt die Stelle nicht nur unser Guide und drittens waren alle anderen schon vor uns oben.

    Zumindest die Geländegängigkeit unserer Range Rover hilft hier, mitten unter der verkeilten Blechlawine unter Einbeziehung der steil ansteigenden Böschung wenden zu können und dann auch noch unter Ausreizung des Seitenneigungslimits so zu parken, dass die Mini- bis Midi-Busse an uns vorbeikommen, wenn sie ihre vornehmlich chinesische Fracht wieder nach unten expedieren.

    Dieser Moment wird oben an einer von mehreren "Best Sunrise Viewing" Terrassen samt Kaffee- und Tee-Ausschank abgewartet - in der stillen Hoffnung, dass sich die Wolken doch noch verziehen. Das soll ja im Hochgebirge mitunter ganz schnell gehen.

    Nur heute eben nicht - aber wenigstens hat sich das Blechknäuel inzwischen aufgelöst und wir können ungehindert hinunter in Richtung Stadt. Abgesehen von einem weiteren Stopp, bei dem überraschenderweise eine Parkgebühr für oben eingehoben wird (beim Hinauffahren gings um die Benützung der Straße). Die Bewirtschaftung ihres spärlichen Straßennetzes haben die Nepalesen also schnell gelernt.

     

    Was man angesichts des abenteuerlichen Zustandes der meisten Straßen und Wege in Pokhara kaum annehmen würde. Schlaglöcher im Format kleiner Badeteiche, teilweise unvermittelt einsetzende Off-Road-Passagen mitten in der Stadt, die genauso unvermittelt über veritable Geländestufen wieder in Asphaltfahrbahnen übergehen - das senkt das Tempo der motorisierten Fortbewegung ungemein. Selbst wenn man in einem Offroad-King wie dem Range Rover Hybrid sitzt.

    Hoffentlich kein Vorbild für unsere Verkehrsverlangsamer zu Hause . . .

    Apropos verlangsamen: Als nächstes steht morgen wieder eine voraussichtliche 9-Stunden-Etappe in den "wilden Westen" Nepals an . . .

  • 10/03/2013, 12:02 PM

    Überholen also. Ein spezielles Kapitel bei den Autofahrern in dieser Weltgegend.

    Wie schon im Vorjahr in Sri Lanka beobachtet, wird auch hier in Nepal an den - für den an seinem einzigen Leben hängenden Mitteleuropäer - unmöglichsten Stellen in aller Seelenruhe (wörtlich genommen) zum Überholen angesetzt. Und irgendwie geht es sich dann meist doch überraschenderweise aus - Gegenbeispiele wie die beiden ineinenander verkeilten Tata-Trucks, an denen wir vorbeikommen - bestätigen die Regel.

     

    Selbst am Steuer eines an sich doch recht erhabenen und massiven Gefährts wie es ein Range Rover nun einmal ist, zuckt der europäische Pilot immer wieder zusammen beim Beobachten der ihn umschwirrenden lokalen Straßenkameraden. Um selbst nicht involviert zu sein in derlei abeteuerliche Manöver bedarf es einiger Umsicht, ständiger Kontrolle aller Rückspiegel (zumal wenn man mit einem Linkslenker im Linksverkehr unterwegs ist) und der Beherzigung jenes Leitspruchs, den mir unser Fahrer damals in Sri Lanka mit auf den Weg gegeben hat : "Expect the unexpected".

    Das nicht Erwartbare erwarten zu müssen lässt zumindest keinen Raum für Müdigkeit am Steuer - während der Fahrt entspannt zurückzulehnen im edlen Ledergestühl des Rangie und sich den Rücken massieren zu lassen spielt's auf keinem Zentimter der 205 Kilometer - uneingeschränkte Wachsamkeit ist gefragt.

     

    Nur bei den kurzen Pausen am Wegesrand bleibt Zeit für Kontemplation über das Wesen des nepalesischen Überholvorgangs. Unter den Teilnehmern der Tour kristallisieren sich dabei zwei Erklärungsversuche heraus.

    Der religions-philosophische Ansatz sieht den Grund für die Unbekümmertheit der Fahrer und das blinde Vertrauen darauf, dass hinter der Kuppe niemand entgegenkommt in dem hier populären Glauben in Vorbestimmtheit des Schicksals und die Wiedergeburt in einem besseren Leben.

    Der pragmatische Ansatz erklärt das Phänomen damit, dass der Überholende grundsätzlich davon ausgeht, dass sich die anderen - sprich die Überholten und die Entgegenkommenden - um sein Wohlergehen kümmern werden, indem sie rechtzeitig bremsen, ausweichen oder auch einfach stehen bleiben, um ihm eine rettende Lücke zu öffnen.

    Nach den rund 9 Stunden für die 205 km lange Strecke bleibt die Frage im Team weiterhin ungeklärt. Der Verlockung die Sache bei ein paar lokalen Mount-Everest-Bieren (oder von den Briten aus gesundheitlichen Gründen schon seit den Kolonialzeiten in den Tropen bevorzugten Gin-Tonic) an der Bar des Shangri-La-Hotels von Pokhara auszudiskutieren steht der geplante Weckruf um 04.45 Uhr entgegen.

    Es gilt den Sonnaufgang über dem Anapurna zu beobachten. Von einem besonderen Aussichtspunkt über der Stadt, auf den uns unser lokaler Führer im Morgengrauen hinauflotsen will . . .

  • 10/03/2013, 05:19 AM

    Bevor's ans Steuer des Range Rover Hybrid geht, steht früh am Morgen noch eine Besuch bei Sagaramatha an - oder dem Mount Everest, wie er außerhalb Nepals genannt wird. Allerdings nicht an Bord eines Rangie - und schon gar nicht zu Fuß - sondern an Bord einer sichtlich gut eingeflogenen Twin-Otter der Buddha-Air. Die Runde dauert rund eine Stunde und die Berg-Majestäten zeigen sich nach dem Durchstoßen der Wolkenschicht (beim buchstäblich sehr erdigen  Domestic-Terminal des Flughafes in Kathmandu regenet es) in der vollen Pracht der Morgensonne.

    Die Flugbegleiterin lotst einen nach dem anderen Passagier im Gänsemarsch vor ins Cockpit, um jedem adäqute Möglichkeiten zur fotografischen Verewigung des Moments zu geben - und preist während des Rückflugs T-Shirts im Bordverkauf an. Sinnige Aufschrift grob übersetzt: Ich habe den Mount Everest nicht bestiegen, aber mit meinem Herzen berührt.

    Voller Merchandising-Erfolg: Die vier chinesischen Girlies an Bord kaufen gleich fünf T-Shirts.

    Danach hält uns aber nichts mehr und der Konvoi bestehend aus drei Hybrid-Range-Rover und drei Begleit-Discovery stürzt sich in das Chaos des Stadtverkehrs in Kathmandu. Bis Pokhara sind es 205 km - wo wir erst 9 Stunden später ankommen werden. Aber das ahnen wir bei der Abfahrt noch nicht.

     

    Allein um aus dem Weichbild der Stadt hinauszukommen braucht es viel Aufmerksamkeit, gute Nerven und etwa zwei Stunden. Danach wartet eine abenteurliche Abfahrt eine Passstraße hinunter, die vom auf 1340 m Seehöhe gelegenen Kathmandu rund 1000 Höhenmeter tiefer führt. Hier gibt's die ersten eher beunruhigenden Durchsagen im Bordfunk. Hans Herrman Rothe, deutscher Mastermind der Tour, der die Strecke während der Vorbereitung  bereits zweimal abgefahren ist und den Kapitän im Führungsfahrzeug des Konvois gibt, warnt die Nachkommenden: "Bitte immer genug Abstand zum Vorderfahrzueg lassen und stets den Rückspiegel kontrollieren damit man Platz hat auszuweichen, wenn von hinten einer der Trucks kommt, der keine Bremsen mehr hat."

    Dass das immer wieder mal vorkommen muss, zeigen eindeutige Spuren in der nicht sehr massiven Begrenzungsmauer entlang des Abgrunds.

    Überhaupt scheint den Großteil der Tata-Lkw und Busse hauptsächlich von der generös aufgetragenen bunten Farbe zusammengehalten zu werden. Technisch wird geflickt, was das Zeug hält. Davon leben jede Menge kleine Werkstätten und Ersatzteil-Shops, die auf den ersten Blick wie aufgelassene Teile eines Autofriedhofes aussehen. In Wirklichkeit wird jeder noch so kleiner Ersatzteil auseinandergenommen und wiederverwertet - Nachhaltigkeit auf nepalesisch. Ob das allerdings den massiven CO2-Fußabdruck der tiefschwarze Rußwolken ausstoßenden, meist hinkenden Monster entscheidend verkleinern kann, bleibt dahingestellt.

     

    Ebenfalls recht erdig geht's an der Tankstelle am "Berg-Highway" zu - aber auch die Hybrid-Rangies leben nicht vom (beim Bremsen selbst erzeugten) Strom allein. Dass die Dieselqualität kein Problem darstellt, ist nicht nur dem robusten V6 zu verdanken, sondern auch dem Faktum, dass man die Partikelfilter für die Tour weggelassen hat. Dennoch arbeiten wir entlang der Strecke als Luftverbesserer - nicht nur in Kathmandu kommt aus dem Auspuff des Rangie um klassen bessere Luft raus, als vorher vom Motor eingesaugt wurde.

    Und wenn er - bei voll aufgeladener Batterie - seine rund 1,6 km rein elektrisch, also leise und abgasfrei, durch das tobende Chaos ringsherum rollt, kommt man sich als Pilot wie aus der Zeit gefallen vor. Raumschiff Zukunft unterwegs im automobilen Mittelalter.

    In dem übrigens scheinbar auch noch das Hammurabische Gesetz gilt, was die Überholregeln angeht. Darüber demnächst mehr . . . .

  • 10/02/2013, 06:16 PM

    Erster Kontakt mit den Range Rovers. Die Truppe, die sie bereits seit Solihull begleitet und zuletzt auch über mehrerer Pässe mit über 5000 m Seehöhe von China nach Nepal gefahren hat, ist ganz Stolz auf ihre drei Hybriden. Keine Ausfall bisher, nur ein paar Reifenschäden (wegen der spitzen Felsen in Kirgistan) und ein paar zu Bruch gegangene Scheiben (wegen der von Lastwagen aufgewirbelten ebenso spitzen Steine auf den schottrigen Pisten Zentralasiens) - nichts, jedenfalls, was man der Hybridtechnik der Range Rover zu Lasten legen könnte.

    Von der waren auch die mitreisenden Entwicklungsingenieure vielmehr überrascht bis begeistert, vor allem was ihre Fähigkeiten in großer Höhe angeht. Bei einem eigens inszenierten Beschleunigungstest auf einer chinesischen Hochebene auf über 4000 m über dem Meer, ließ der im Hybridmodus agierende Range Rover den zum Vergleich technisch auf seinen V6-Diesel beschränkten Rangie eindrucksvol stehen. Dem Elektromotor ist es schließlich egal, wie viel Sauerstoff die Luft gerade hat (solange ihn die Lithium-Ionen-Batterie mit Strom versorgt) - dem Dieselmotor hingegen geht da schon merkbar die Luft aus, was sich in einem eklatanten Leistungsabfall bemerkbar macht.

    Blöd nur, dass sich die Klientel, die auf dieser Höhe wohnt - zumal solche, die sich einen Hybrid-Range-Rover leisten könnte - weltweit in engen Grenzen hält.

    Aber auch abseits von solchen Extremen, haben die Erprobungsfahrzeuge bisher gehalten, was man sich von ihnen versprochen hat: Der Durchschnittsverbrauch nach über 12.000 km zwischen Solihull und Kathmandu (inklusive der 5000-Meter-Pässe und mehrerer Tagesetappen in schwerem Gelände) liegt derzeit bei kanpp über 9 Litern Diesel für 100 km. Und zwar jede Art von Diesel, die unterwegs zu bekommen war - und der war qualitativ nicht immer der beste, um es nobel auszudrückern.

  • 10/02/2013, 04:38 AM

    Der ganz normale Nachmittagsverkehr in Kathmandu - und dem noch nicht ganz akklimatisierten Mitteleuropäer zeigt sich ein zunächst unddurchdringliches Chaos aus Kleinbussen, Kleinwagen, Motorrädern, Mopeds, Radfahrern und Fußgängern. Alles gut durchmischt und keiner erkennbaren Ordnung folgend - Begegnungszone auf nepalesisch sozusagen.

    Trotz 300 % Importsteuern für Autos und - verglichen mit dem Durchschnittseinkommen (in der Stadt rund 100 Dollar im Monat) exorbitant hohen Treibstoffpreisen (Benzin rund 1 Euro pro Liter, Diesel etwas weniger) sind die Straßen verstopft. Was auch daran liegt, dass es nicht gar so viele gibt, die für den Auto- und Lastwagenverkehr brauchbar sind.

    Gefahren wird mit allem, was sich gerade noch bewegt, was sich auf die Luftqualität in unmittelbarer Nähe eher ungünstig auswirkt. Daher gehört der Mundschutz zum gebräuchlichen Accessoir des Nepalesen in Kathmandu - von Frauen auch gerne in Pink genommen.

  • 10/01/2013, 07:57 AM

    Ankunft in Kathmandu um 08.30 Uhr am Morgen nach 5 Stunden Flug von Wien bis Doha, drei Stunden Aufenthalt dort (samt gefühlt je einer einstündigen Busfahrt vom Flieger am Vorfeld zum Terminal und wieder zurück) und noch einmal 4 Stunden 20 in einem mit offensichtlichen Trekking-Touristen aus aller Herren Länder gut gefüllten Airbus 320.

    Der erste Kontakt mit dem Straßenverkehr Kathmandus ergibt sich jedoch nicht in einem der Range Rover Hybriden, sondern einem lokalen Kia-Minibus, der uns zum Hotel bringt. Sofort wird klar, dass die nächsten Tage vor allem dann eine fahrerische Herausforderung werden, wenn die Route entlang einer richtigen Straße führt - und nicht auf den Geländeabschnitten. Denn gefahren wird hier zwar eigentlich auf der linken Seite der Straße (die Briten lassen grüßen) - aber das nur theoretisch. Die paar Kilometer Stadtverker zeigen, dass dort gefahren wird, wo (vermeintlich) Platz ist - oder eben welcher geschaffen wird.

     

    Erster Gedanke: Vielleicht sollten wir uns auch eine der solarbetriebenen, kleinen Gebetsmühlen für das Armaturenbrett zulegen, die auch in unserem Minibus unablässig kreist - und den Fahrer offensichtlich die nötige Ruhe gibt, um im allgemeinen Chaos gelassen aber bestimmt mitzumischen.

  • 09/30/2013, 11:53 AM

    Heute geht's von Wien über Doha nach Kathmandu in Nepal - mit dem Flugzeug. Aber dann wird erdgebunden weitergereist bis nach New Delhi in Indien.

    Mehr dazu an dieser Stelle nach der Ankunft in Kathmandu am Dienstag.

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