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Test

Seat Leon: Fazit nach einem Jahr Dauertest

Abschlusszeugnis nach einem Jahr und knapp 25.000 Kilometern Dauereinsatz.

von Horst Bauer

07/14/2014, 01:31 PM

Die Fragestellung lautete: Ist der Leon tatsächlich der bessere oder nur der billigere Golf?

Schließlich hatten die Spanier aus dem VW-Konzern mit dem neuen Kompakten groß aufgezeigt und den auf dem identen Technik-Baukasten basierenden Golf VII bei Vergleichstests in Fachzeitschriften oft geärgert.

Daher sei zu Beginn der Bilanz nach einem Jahr mit dem Leon TDI DSG jene Stelle aus dem Fahrtenbuch zitiert, welche die Eindrücke nach dem direkten Umstieg aus einem Golf-Cockpit festhält: Zu Lasten des Leon gehen dabei das höhere Geräuschniveau, das trägere Getriebe oder die nicht so flott agierende Start-Stopp-Automatik (zur Verarbeitungsqualität siehe unten). Positiv vermerkt wurde die intuitivere Bedienung des Tempomaten und die Existenz eines klassischen Handbremshebels.

Gute Figur

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Wer sich dem feschen Spanier (dessen Design fand durchwegs Zuspruch) ohne Golf-Vorbelastung nähert, findet ein modernes Kompaktauto, das nicht nur reisetauglich ist, sondern auch im Alltagsverkehr gute Figur macht. Ansprechende Platzverhältnisse für vier Erwachsene und ein variabler Kofferraum mit ordentlichem Ladevolumen sorgen für Pluspunkte. Nur die zu hohe Ladekante findet sich als rituell wiederkehrender Kritikpunkt aller Tester in der Minus-Spalte des Fahrtenbuches.

Untadelig dagegen der 150-PS-TDI unter der Haube, der steter Quell großer Fahrfreude war und dessen Trinkgewohnheiten sich im wahren Leben in überschaubaren Grenzen hielten. Gaspedalstreichler schafften Schnitte von rund 4,2 Litern, auf der deutschen Autobahn oder für flottere Bergetappen mussten auch nicht viel mehr als 7-Liter für 100 Kilometer eingesetzt werden.

Das Doppelkupplungsgetriebe gab sich im kalten Zustand oft etwas ruppiger als erwartet, einmal in Fahrt wurden ihm jedoch durchwegs nur mehr positive Leistungen beschieden. Apropos ruppig: Die straffe Federung erfreute zwar die sportliche Fraktion, letztlich überwog jedoch der Wunsch nach einer etwas Kanaldeckel-freundlicheren Abstimmung.

Im Betrieb auf Schneefahrbahn in den Bergen wuchs auch der Wunsch nach einer Abschaltmöglichkeit für das ESP. Wie überhaupt die Assistenzelektronik auf nasser Fahrbahn alle Schaltkreise voll zu tun hat, um das Durchdrehen der Räder beim Anfahren zu verhindern.

Unterm Strich bleibt der positive Eindruck, dass Seat ein großer Wurf gelungen ist. Und der Leon weder der bessere noch der billigere Golf ist – sondern genügend Qualitäten hat, um für sich alleine stehen zu können.

Seat Leon TDI CR DSG

Antrieb: 4-Zylinder-Diesel, Direkteinspritzer, 2 oben liegende Nockenwellen, 4 Ventile/Zylinder, Turbolader, Ladeluftkühler; Frontantrieb, 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe;

Spitze 211 km/h, 0–100 in 8,4 Sekunden; Euro 5.

Hubraum: 1968 cm³

PS/kW: 110/150maximales Drehmoment:320 Nm bei 1750–3000U/min

Fahrwerk: Selbst tragende Karosserie, vorn McPherson-Federbeine, Dreieckquerlenker, hinten Verbundlenkerachse, vorn/hinten Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer, Stabilisator vorn, Scheibenbremsen (vorn innen belüftet), Zahnstangenlenkung, mit Servounterstützung, ABS, elektronische Bremskraftverteilung (EBV), Bremsassistent (BA), elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP).

Maße (L x B x H): 4263 x 1816 x1459 mm Wendekreis: 10,9 m Radstand: 2636 mm Kofferraum: 380–1210 l Zuladung: 505 kg Gesamtgewicht: 1810 kg Tankinhalt: 50 LiterNormverbr.:4,4 l/100 km117 g/km CO² Testverbr.: 6,2l/100 km

Preis: 27.133 €

Preis Testwagen: 31.545 €

Motorbezogene Versicherungssteuer/NEU: 649,44 €

Poltergeist im Armaturenträger: Problem erkannt und nachhaltig beseitigt

Zuerst ist es nur den Testern mit den spitzen Ohren aufgefallen. Mit der Zeit haben es aber auch weniger sensible Passagiere bemerkt. Ein vernehmbares Vibrieren nämlich, irgendwo aus dem Armaturenträger und verlässlich zu hören, ab Motordrehzahl 1500. Klarerweise nicht immer (also inklusive Vorführeffekt bei allfälliger Reklamation), aber mit Test-Fortdauer immer öfter.

Letztlich wollte es die Seat-Zentrale in Spanien dann genau wissen und entsandte ihren Vorstand für Produktion. Glück für alle Beteiligten: kein Vorführeffekt bei der gemeinsamen Testfahrt auf der Wiener Höhenstraße, eindeutige Fehlererkennung schon nach zwei Kurven. In kurzen Worten: Bei der Anbindung der A-Säulen haperte es bei den ersten produzierten Modellen an den Dämpfern, was bei bestimmten Bedingungen Vibrationen im Armaturenträger ergab. Das Problem war im Werk bereits erkannt und durch ein geändertes Verfahren in der Produktion beseitigt worden. Kundenautos der ersten Serie wurden beim Service andere Dämpfer eingebaut.

Identes Procedere mit ähnlichem Vibrationseffekt bei der Lautsprecheraufhängung im Armaturenträger. Und dass der rechte Außenspiegel nach dem Abschwenken im Retourgang-Modus nicht in die Ausgangsposition zurückschwenkt, sollte jetzt auch nicht mehr vorkommen. Manchmal ist eben der (ursprünglich verwendete) billigere Bauteil in der Anwendung doch nicht der bessere.

ARBÖ-Check

Keine gravierende Mängel stellten die ARBÖ-Experten beim Abschluss-Check des Dauertest-Kandidaten fest. Technisch war alles einwandfrei. Dass an Seitenwänden und hinteren Türen Teile nachlackiert wurden ging auf das Konto von unsensiblen "Park-Kameraden".

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