Sprachbefehle steuern künftig Autos
Sprachbefehle steuern künftig Autos

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Sprachbefehle steuern künftig Autos

Sprachbefehle steuern künftig Autos

Adressen ansagen, eMails diktieren oder auf Facebook posten: Autohersteller setzen bei der Bedienung ganz auf Sprache.

von Benjamin Sterbenz

04/10/2012, 02:38 PM

Im Befehlston: Drückt man den Sprachknopf, ist das Auto für die Spracheingabe des Lenkers bereit und führt die diktierten Aktionen aus.

Die künstliche Intelligenz der TV-Serie "Knight Rider" ist noch nicht erreicht, aber zumindest rudimentär können Lenker bereits mit ihrem Auto via Sprache kommunizieren. Ford hat mit seiner "Sync"-Lösung vor Jahren damit begonnen. 2012 ziehen andere Marken nach. Mercedes hat beispielsweise in der neuen A-Klasse ein neues Entertainment-System vorgestellt, das auf iPhones Siri zurückgreift.

"Apple hat hier einiges bewegt. Sprache ist wieder ins Bewusstsein gerückt", sagt Brigitte Richardson, Sprachexpertin bei Ford zum KURIER. Der US-Konzern bietet Sprachsteuerung im Auto seit 2007 an und kooperiert mit dem führenden Sprachanbieter Nuance.

 

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Natürlich

Ein Grund für den verstärkten Einsatz von Sprache ist die wachsende Vielfalt an Funktionen im Cockpit. Die Integration von eMail, Facebook oder Internet generell verlangt nach neuen Bedienkonzepten. Hersteller müssen dafür sorgen, dass Lenker so wenig abgelenkt wie möglich sind, erklärt Richardson. "Sprache ist eine natürliche Art der Bedienung und sicherer, als mit dem Finger herumzutippen", sagt Richardson. Man müsse nichts erklären, Nutzer finden sich schnell zurecht.

Damit alles einwandfrei funktioniert, hat Ford viel Know-how sammeln müssen. "Wir arbeiten viel mit Synonymen. Auch Dialekte müssen berücksichtigt werden", sagt Richardson. Dies stellt die größte Herausforderung dar. Im Auto ist der Forscherin zufolge die Problematik sogar verschärft. "Wenn man präzise aussprechen muss, bedeutet das mehr Aufwand und Konzentrationsverlust."

 

Präzise

Die Genauigkeit könne jedoch gut eingegrenzt werden, da Fahrer sehr zielgerichtet mit dem System sprechen. "Man gibt kurze, prägnante Anweisungen", so Richardson. Laut Untersuchungen wird die Diktier-Funktion vor allem für das Ansagen von Adressen verwendet. Auch die Suche nach Liedern oder Radiostationen wird bevorzugt via Sprache erledigt. Die Lautstärke werde aber weiterhin mit einem Drehregler justiert. Laut Richardson ist Sprache daher eine Ergänzung. "Knöpfe oder Touchscreens wird es weiterhin geben."

Immer online

Dass Sprache künftig stärker im Auto vertreten sein wird – Ford rechnet bis 2015 mit 3,5 Millionen Sync-Autos in Europa – hängt auch mit besserer Technik zusammen. Für die Sprachverarbeitung braucht man leistungsstarke Chips, die nun verfügbar werden. Hier will vor allem Intel punkten und die Decodierung auf Prozessor-Ebene unterstützen.

Ein weiterer Grund für die Verbreitung ist der permanente Zugang zum Internet. "2016 sind alle neuen Autos online", sagt etwa Tim Nixon von GM zum KURIER. Hersteller experimentieren mit dem schnellen Handy-Funk LTE. So kann die im Auto integrierte Sprachdatenbank mit Tausenden Begriffen binnen Sekunden um Informationen von Internet-Servern ergänzt werden.

Apps sollen Fahrt bequemer und sicherer machen

Geht es nach den Autoherstellern, wird 2012 das Jahr der Apps. "Für junge Konsumenten sind die Funktionen des Entertainment-Systems für den Kauf mitunter entscheidender als technische Details. Internet und Apps im Auto sind genauso wichtig wie PS", sagt Tim Nixon von GM zum KURIER. Laut dem Chef der Infotainment-Sparte bei General Motors müsse sich das Auto dem geänderten Alltag anpassen und vernetzter werden. Man verbringt viel Zeit im Auto und will diese produktiv nutzen.

Viele Autofirmen haben deshalb Außenstellen im Silicon Valley. BMW arbeitet seit den 1990ern im Herzen der Software-Industrie. Daimler beschäftigt rund 25 Entwickler, mehr als die Hälfte davon im Silicon Valley. Ford hat 2011 das Start-up "BugLabs" gegründet, das als Bindeglied zu Programmierern dient. Auch IT-Konzerne mischen mit: Intel fördert mit dem "Capital Connected Car Fund" Entwicklungen mit 100 Millionen US-Dollar.

Sicherheit

"70 Prozent der Kunden wollen Internet und Apps. Allerdings nur, solange es einem besseren Fahrerlebnis dient", sagt Nixon. Laut Untersuchung von GM haben Lenker Interesse an praktischen Diensten, die eine Fahrt bequemer und sicherer machen. Infos zu Stau-Umfahrung, Benzinpreisvergleich oder etwa Parkplatz-Suche sind gefragt. Auch Musik-Streaming, das das Radio ergänzt, ist beliebt.

Überhaupt spielt bei den Apps der Sicherheitsaspekt eine zentrale Rolle. Hersteller setzen auf eine Endabnahme von Programmen. "Wenn wir Apps so wie am Smartphone anbieten, wäre das binnen weniger Jahre verboten, weil es zu gefährlich ist", sagt Mitchell Zarders von Kia. Viele Marken setzen auf Sperren des Touch-Displays während der Fahrt oder Vorlese-Funktionen.

Keine Standards

Noch halten jedoch fehlende Industriestandards die Auto-Apps vom Durchbruch ab. Jeder Konzern setzt auf eigene Plattformen, die nicht kompatibel sind. Auch bei den Bedien-Lösungen gibt es unterschiedlichste Ansätze. Während bei Cadillac etwa Touchscreens verbaut werden, müssen Lamborghini-Lenker mit Drehknöpfen hantieren.

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