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Teil 4: Die erste Dosis Frechheit

KURIER.at macht den A-Schein: Aufgeklärt machts doppelt Spaß. Das gilt auch für die erste Fahrstunde. Nach dem ersten Mal stand mir das Vergnügen ins Gesicht geschrieben.

12/20/2011, 11:26 AM

Zur Erklärung: Ich mache gerade den A-Schein und schreibe darüber, wie man sich als Motorrad-Frischling fühlt. Diesmal über meinen ersten Bike-Kontakt, Überraschungen beim Bremsen, Hummeln im Bauch und zusammengekniffene Arschbacken im vierstündigen Grundkurs.

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Das erste Mal ist was Besonderes. Doch bevor es zur Sache geht, kommt die Aufklärung. Das gilt auch fürs Motorradfahren. Die erste Fahrstunde beginnt nicht mit quietschenden Reifen, sondern mit einem fusseligen Mund. Fahrlehrer Robert Hinner erklärt mir das Motorrad. Hier Vorderradbremse, da Gasgriff, dort Kupplung. Hier Ölstand kontrollieren, da starten, dort hoch- und runterschalten. Ich nicke, sage "Aha", "Mhm" und "Verstehe". Er erzählt mir nichts Neues, aber bekanntlich schadet es nicht, wenn man wichtige Dinge zweimal hört. Zwischendurch prüft Hinner, der seit knapp 30 Jahren als Lehrer bei der Fahrschule Lattermann arbeitet, ob ich zuhöre und fragt nach Reifenprofiltiefe, Kettenspannung und Ölwechselintervallen. Der Schüler antwortet korrekt, weil schon gelernt.

Zuerst geradeaus …

Nach fünfzehn Minuten steige ich das erste Mal auf die Kawasaki Er-6n. Oder auf Erna, wie das Motorrad liebevoll genannt wird. Ein armes Ding, das oft von Anfängern gequält wird. Sie hat schon einige Dellen und noch mehr Kratzer. Ich nehme mir im Stillen vor, sanft zu ihr zu sein. Ich starte den Motor, ziehe die Kupplung, lege den ersten Gang ein, gebe leicht Gas und lasse die Kupplung kommen. Siehe da, ich fahre, ähm, rolle. Hinner zeigt sofort an, ich solle stehen bleiben. Der zweite Punkt in der ersten Fahrstunde lautet nämlich "Anfahren und anhalten". Ich bremse und erschrecke. Ein klassischer Anfängerfehler: Wenn man noch nie, oder schon lange nicht mehr, ein Motorrad gebremst hat, unterschätzt man mit welcher Kraft die Bremsbacken blockieren. Ich schaue zu Hinner, der mich wissend anlächelt. Auch beim Bremsen macht die Dosierung das Gift. Bei den Wiederholungen bin ich zärtlicher. Hinner schweigt und beobachtet mich mit Argusaugen - wohl weil er abschätzt, ob ich ein Gefühl fürs Zweirad entwickle. Ich bin aber anscheinend nicht vollkommen talentfrei, denn er spricht erst wieder, als er das nächste Manöver erklärt: Achterfahren.

… dann im Kreis

Ich soll zuerst im ersten Gang, ganz langsam, mit schleifender Kupplung, möglichst kleine Kreise fahren. Mein behelmter Kopf nickt zur Bestätigung. Nach zwei Achtern merke ich: Auch bei Schritttempo muss man sich konzentrieren, denn je langsamer die Kurvengeschwindigkeit, desto kippeliger und schwerer fühlt sich die Maschine an. Dann zweiter Gang, ohne schleifende Kupplung, etwas schneller. Und quasi der Umkehrschluss: Geschwindigkeit bringt Stabilität. Das ist schön, merke ich. Die leichte Kurvenlage provoziert die Hummeln im Bauch. Ein schönes Gefühl. Ich grinse breit.

Hinner gibt mir einen Tipp: "Die Blickrichtung bestimmt die Fahrtrichtung. Schau in Kurven also immer da hin, wohin du fahren willst." Ich versuche es und merke, der Mann hat Recht. Der Radius wird kleiner, je mehr ich mich auf die richtige Blickführung konzentriere.

Auf den Punkt genau

Wir machen kurz Pause und Hinner erklärt: "Die nächste Übung ist wichtig, weil sie bei der praktischen Prüfung gemacht werden muss. Dreimal falsch bedeutet durchgefallen." Er holt einen halbierten Tennisball und zwei rote Hütchen aus seinem Rucksack, legt die Ballhälften mit einem Meter Abstand nebeneinander und stellt die Pylonen in 19 Meter Entfernung auf. "Du fährst mit mindestens 50 Stundenkilometer und bremst, wenn du zwischen den Tennisbällen durchfährst. Im Idealfall stehst du vor den Hütchen. Die Geschwindigkeit kontrolliere ich mit der Radarpistole - wie bei der Prüfung. Falsch ist, wenn du zu langsam fährst oder nicht innerhalb der 19 Meter zum Stehen kommst. Okay?" - "Klar. Easy." Eine Minute später fahre ich auf die Tennisbälle zu. Die 50 km/h fühlen sich an wie Tempo 100 im Auto. Eigenartig schnell. Bei den Hütchen gehe ich mit Hand und Fuß in die Eisen - das Motorrad vorne in die Knie. Ich stehe vor den Hütchen. Aber ich war zu langsam. 45 km/h reichen nicht. Zurück an den Start. Erster Gang, Gas geben, der Motor dreht hoch 5000, 6000 Touren. Keine Ahnung. Das Motorrad beschleunigt. Ein Blick auf den Tacho. 64 km/h, das sollte reichen. Tut es auch. Und vor den Hütchen stehe ich ebenfalls. Ich klopfe mir innerlich auf die Schulter. Hinner lässt mich die Punktbremsung noch einige Male wiederholen. Mit jedem weiteren Versuch werde ich sicherer, muss beim Bremsen weniger die Arschbacken zusammenkneifen und beim Beschleunigen schmunzeln. Ich genieße es. Und bin mir sicher: Das erste Mal vergisst man nicht.

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