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Teil 6: Der erste Verkehr

KURIER.at macht den A-Schein: Nach dem Grundkurs geht es das erste Mal auf die Straße. Die Fahreindrücke am Wiener Gürtel strengen an, die Autobahn entspannt.

12/20/2011, 11:30 AM

Zur Erklärung: Ich mache gerade den A-Schein und schreibe darüber, wie man sich als Motorrad-Frischling fühlt. Diesmal über die erste Fahrt am Wiener Gürtel, lächerliches Verhalten an der Ampel und einen unauffindbaren Leergang.

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Erna ist kaputt. Einen Fahrschüler hat`s mit der Kawasaki Er-6n hingelegt, Fußraster und -bremse sind abgebrochen. Wie gesagt, ein gequältes Ding. Robert Hinner ärgert sich. Der Lehrer der Fahrschule Lattermann kniet neben der Maschine, jongliert mit Schraubenschlüssel, ölverschmierten Fetzen und derben Worten. "Des is hin, da kann i ah nix mach`n", resigniert er nach ein paar Minuten und meint, ich solle die Honda CB250 nehmen. "Wir fahren jetzt zum Händler und kaufen ein Ersatzteil", murrt er während er mit einem dreckigen Tuch seine schmutzigen Hände reinigt. Ich wuchte die Honda aus dem Garageneck, ziehe den Choke und starte den Motor. Das fette Benzin-Luft-Gemisch verbrennt in den zwei Zylindern zu süßem Abgas. Herrlich. Wir stülpen Helm und Handschuhe über und fahren hinaus in die Gasse. Hinner beschleunigt. Der Schüler folgt. An der ersten Kreuzung, das erste Problem. Ich finde den Leergang nicht. Egal wie ich im Getriebe herumrühre, die Neutralstellung ist unauffindbar. Also erster Gang und auskuppeln. Aber wer an der Ampel mit gezogener Kupplung steht, der sieht lächerlich aus - das hat Hinner schon im Grundkurs klargestellt. Der Mann hat eben Prinzipien. Ob ich gerade lässig wirke, ist mir aber ziemlich egal. Es ist vor allem unbequem. Meine Hand krampft während ich auf die Grünphase warte. Es ist zehn Uhr vormittags und hinter der Ampel liegt der Gürtel, lauert der Frühverkehr. Nervosität macht sich breit. Praktisch null Fahrpraxis und jetzt gleich auf den Gürtel? Hinner muss scherzen! Nein, tut er nicht. Die Ampel schaltet um und er fährt los, rein in die blecherne Sintflut.

Fast überfordert

Gas geben, Kuppeln, Schalten, Schauen - ich muss mich unglaublich konzentrieren. Autos ziehen vorbei, fahren bedrohlich auf, überholen, um dann abrupt und manchmal ohne erkennbaren Grund zu bremsen. Eigenartig, dieser Gürtel ohne schützende Karosserie. Die ungefilterten Fahreindrücke, von denen versierte Motorradfahrer schwärmen, machen mir zu schaffen. Zu viel prasselt auf mich ein. Ich vergesse zu blinken und wenn nicht, dann verschwitze ich das Ausschalten. Hinner hebt ständig die Hand und macht mich darauf aufmerksam. Dass ich bei der Honda weder rollend noch stehend den Leerlauf finde, ärgert mich zusätzlich. Ich vermisse das idiotensichere Getriebe der Kawasaki.

Bei der Spittelau geht`s auf die Floridsdorfer Brücke, weiter Richtung Donauuferautobahn. Hier ist weniger Verkehr als in der Stadt, das entspannt. Ich genieße die Schräglage in der Auffahrt und drehe am Gashahn, um nicht zu weit hinter den Fahrlehrer zurückzufallen. Wir fahren mit 80 km/h, der erlaubten Höchstgeschwindigkeit. Hinner hat es eilig, wechselt öfters den Fahrstreifen. Ich fahre nach, verinnerliche Spiegel-Spiegel-Schulterblick, Knieschluss, gewöhne mich langsam an Motorrad und Geschwindigkeit. Die Honda schnurrt. Ich relaxe. Und komme mir jetzt doch lässig vor. Nach fünfzehn Minuten Fahrt über die Autobahn und einem kurzen Abstecher über die Landstraße stehen wir vor dem Händler. Hinner hetzt hinein, eilt heraus und verzurrt das Metallstück. Wir fahren die gleiche Strecke zurück. Es ist kühl. Und ich trage unter der neongelben Warnweste nur eine dünne Jacke. Zu wenig. Bei höheren Geschwindigkeiten zieht der Wind bis auf die Haut. Ich bin froh, als wir wieder in der warmen Garage stehen. Mit einer Zigarette im Mund repariert Hinner die Kawasaki, macht Erna wieder heil. Zufrieden steht er auf und verspricht: "In der nächsten Stunde gehen wir auf Kurvenhatz. Wir fahren zum Exelberg." Das hört man gerne. Mein Endorphinspiegel steigt.

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