Heist Bobber
Heist Bobber

© Kurt Pinter

Motorradtest

Heist Bobber: Wer lässig sein will, muss leiden können

Eine Motorraderfahrung außerhalb der Norm: Cruisen ohne Hinterradfederung.

von Peter Schönlaub

07/20/2013, 07:26 PM

Wenn Motorrad-Konstrukteure über ungefederte Massen sprechen, dann geht es meistens um Gramm. Jedes Quäntchen zu viel verschlechtert das Fahrverhalten und den Komfort.

Beim Heist Bobber ist der ganze Fahrer eine ungefederte Masse. Es gibt nämlich keine Schwinge, und damit weder Federung noch Dämpfung. Das Hinterrad dreht sich im starren Rahmen und poltert damit unerbittlich über das Katzenkopfpflaster. Einzige winzige Linderung für den Fahrer: Der brettharte Schwingsattel wird von zwei kleinen Federelementen gestützt. Hat man jedoch eine Statur wie Ihr Redakteur, dann geht der Sattel schon beim Aufsitzen fast auf Anschlag – und reicht Stöße der Fahrbahn ungefiltert bis zur Hirnrinde weiter.

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Erstaunlicherweise ist man dennoch geneigt, dem Heist Bobber diesen konstruktiven Wahnsinn zu verzeihen. Dazu muss man kein Faible für Kurioses haben (wobei es zweifellos hilft), denn das charmante Design ist einnehmend, sofern man für Cruiser-Style empfänglich ist. Und schließlich kommt auch das Kindchenschema zum Tragen: mit 250 Kubik (wahlweise mit 125 Kubik) macht der Bobber jede Harley zum Walross.

Apropos Harley: Das Design mit Peanut-Tank und großen Kotflügeln stammt aus den USA. Dort hat sich Designer Scott Colosimo Harleys der 1920er-Jahre zum Vorbild genommen. Gefertigt wird der Bobber freilich in China; der luftgekühlte Single mit vorsintflutlichem Vergaser und Choke wird ebenfalls in China (bei Lifan) zugekauft.

Entsprechend generös muss man über kleine Unzulänglichkeiten hinwegsehen: dass nicht zwingend der Leerlauf eingelegt ist, nur weil das grüne N-Licht leuchtet; oder dass am neuen Gerät schon kleine Roststellen zu finden sind. Immerhin fährt sich der 128 Kilo leichte Bobber unkompliziert, trotz 21-Zoll-Vorderreifens, und der Motor schnorchelt sich durch den offenen Luftfilterpilz engagiert in höhere Drehzahlen.

120 km/h soll der Bobber erreichen, aber so genau will man das gar nicht ausloten. Für Kurztrips zur nächsten Eisdiele ist der Cruiser aber alleweil zu haben – die eingangs geschilderte Leidensfähigkeit vorausgesetzt.

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