Weltumrundung Max Reisch 1936
Weltumrundung Max Reisch 1936

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Historie

Vor 80 Jahren um die Welt

Mit einem Steyr umrundeten die Österreicher Reisch und Hahmann 1935/36 den Globus und betraten automobilistisches Neuland.

07/21/2016, 09:56 AM

Als Max Reisch seine Reise antrat, war er gerade 23 Jahre alt. Und er tat dies zu einer Zeit, in der an GPS und Satellitennavigation noch nicht zu denken war. Von manchen Regionen gab es nicht einmal brauchbares Kartenmaterial bzw. wusste man nicht, ob es Wege gab, die den Namen Straße verdienten. Es war ein Abenteuer.

Und Max Reisch war ein Abenteurer, hatte der Tiroler doch schon die Wüste Sahara und Indien mit dem Motorrad bereist. Die komplette Weltumrundung war der nächste logische Schritt. Die Firma Steyr stellte ihm den fahrbaren Untersatz in Form eines Modells 100 zur Verfügung (die Zahl 100 steht freilich für die Bauartgeschwindigkeit und nicht für die PS, deren hatte man 32) in der Hoffnung, die erste Weltumrundung mit einem Steyr-Auto feiern zu können. Vorher wurde das Gefährt noch weltreisetauglich umgebaut und dann machten sich Max Reisch und sein Begleiter Helmuth Hahmann im April 1935 von Wien aus, begleitet mit den besten Wünschen, auf den Weg.

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Man könnte man meinen, dass anno 1936 schon die Reise über den Balkan, Palästina und Syrien ein durchaus abenteuerliches Unterfangen war. Nicht so für Max Reisch. In einem Bericht für die Österreichische Automobilzeitung schrieb er später: „Palästina, die Durchquerung der syrischen Wüste, entlang der Pipeline bis Bagdad, die Fahrt durch Persien, bot mir von meiner ersten Indienreise mit der kleinen Puch her nicht viel Überraschung. Automobilistisches Neuland betrat ich erst in Afghanistan.

Die Schauermärchen, die man damals über Afghanistan erzählte, erwiesen sich als nicht richtig und Reisch stellte danach fest, dass eine Durchquerung des Landes mit Auto absolut möglich sei. Über den Khyber-Paß kommend stachen sie nach Indien, damals britische Kolonie mit entsprechend gut ausgebauten Straßen. Bei Rawalpindi zweigten sie zu einem „Abstecher“ in den Himalaya ab, das brachte den beiden faszinierende Eindrücke von der Bergwelt und die Befahrung einer Sommerfrische für die Inder in Palgan - "mit schleifenden Hinterrädern, kochendem Kühler und der Unterstützung der Ortsansässigen" brachte man den Steyr auf 2800 m Höhe.

Auf der Weiterfahrt erwischte sie der Monsun, was dem Auto wenig zu schaffen machte (der brave Steyr durchpflügte wie ein Motorboot mit Bugwelle viele Untiefen auf den Fahrbahnen berichtete Reisch). Am 2.September 1935 erreichten die Österreicher Kalkutta.

Pioniere

14 Tage später begannen sie die Durchquerung Hinterindiens, wobei sich die Asphaltstraße in einen Karrenweg verwandelte, dieser in einen sandigen Pfad und bald waren es es nur mehr Sümpfe und Flusspassagen ohne Brücken. Aber dafür gab es immer wieder helfende Hände von der Bevölkerung, berichtet Reisch. Nach 800 km Fahrt durch den Dschungel erreichten sie die Anlagen der Burma Oil Company. Die englischen Ingenieure boten für das Steyr-Auto ein Komlpettservice an und nach einigen Tagen stand er da wie neu.

So sollte es freilich nicht bleiben. Von Mandaly fuhren sie ostwärts durch die damaligen Shan-Staaten und damit hatte sie auch der Urwald wieder. Unzähligen Male mussten sie von Wasserbüffeln oder Elephanten (was gerade verfügbar) aus einem Schlammloch gezogen werden. Für manche Flüsse standen nur Einbaumboote als "Fähre" zur Verfügung - und das hieß, dass man den Steyr in seine Einzelteile zerlegen, über den Fluss verfrachten und dann wieder zusammensetzen musste.

Von einer "fürstlichen Geste" berichtet Max Reisch bei der Fahrt von Kengtung nach Siam. Der Shawa von Kengtung ließ durch rund 100 seiner Kulis den Weg (der eigentlich ein für ein Auto völlig ungeeigneter Pfad war) verbreitern und den Sumpfboden mit Bambusmappen belegen.

Über Siam gelangten sie nach Luang Prabang – ein Stück legten sie mit dem Schiff über den Mekong zurück, weil das Differential gebrochen war und am 17 .März erreichten sie Hanoi. Damit waren sie die ersten, die Hinterindien mit dem Automobil durchquert hatten.

Der Feuerstuhl von der zweiten kleinen glücklichen Ecke

Nicht minder spannend war die Fahrt durch China, nicht zuletzt auch wegen bürokratischer Hürden. Zudem musste sich Reisch einen Zahn ziehen lassen (und nachdem er die erste nichtchinesische Kundschaft war, wurde der Zahn darauf in einer Vitrine ausgestellt). Um den Chinesen ihre Mission näher zu bringen, ließen sie von einem Maler die Inschrift „Von Österreich im Auto nach China“ ans Auto malen – das lautete auf Chinesisch: „Mit dem mit elektrischem Öl betriebenen Feuerstuhl von der zweiten kleinen glücklichen Ecke nach dem Reich der Mitte“.

Im Sommer 1936 waren die beiden schließlich in Shanghai. Von dort setzen sie am 1. August per Schiff nach Japan über, wobei zunächst das Auto und später der Lenker penibel genau geprüft wurden. Kurzum: Max Reisch musste einen japanischen Führerschein machen. Übrigens berichtet Max Reisch, dass im südlichen Japan die schlechtesten Verkehrswege der ganzen Reise zu finden waren. Außerdem gab es in Japan nicht eine Straßenkarte zu kaufen.

Nach der Überquerung des Pazifik gab es in den USA zum einen luxuriös ausgebaute Straßen, narrische Autosammler, die unbedingt den Steyr 100 kaufen wollten und gottlob auch einen Mr.Blair. Letzterer bastelte eine Differentialglocke nachdem diese das dritte mal auf der Reise gebrochen war.

Kommend aus Bremerhaven trafen Reisch und Hahmann am 5. Dezember 1936 in Wien ein.

Max Reisch ist 1985 gestorben. Das tapfere Steyr-Auto steht heute im Puch-Museum in Judenburg und ist immer noch fahrbereit.

Max Reisch

Der 1912 in Kufstein geborene Max Reisch war nicht nur Abenteurer und Weltreisender, sondern auch Buchautor. Die ersten Bücher „Indien – lockende Ferne“ und „Im Auto um die Erde“ wurden lange als Standardlektüre für Asienreisende angesehen. In drei Jugendbüchern erscheinen seine Erlebnisse in Afrika und Asien als Roman, wofür er den österreichischen Jugendbuchpreis erhielt. Sein Sohn Peter kümmert sich um die Sammlung Max Reisch, die in Bozen zu besichtigen ist.

Eine Auflistung der Publikationen von Max Reisch finden Sie hier

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