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Angelika Sodian: Was wir von China lernen können

Die österreichische Managerin Angelika Sodian über ihre persönlichen Erfahrungen mit chinesischen Start-ups.

von Horst Bauer

01/30/2020, 04:00 AM

Sie hat beide Welten von innen kennen gelernt. Die Villacherin Angelika Sodian hat in den vergangenen 15 Jahren nicht nur westliche Firmen, wie etwa Magna-Steyr, dabei unterstützt, in China Fuß zu fassen. Sie war auch die erste Österreicherin im Top-Management eines global agierenden chinesischen Elektro-Auto Start-ups. Für Nio hat sie die Design-Abteilung in München von Grund weg aufgebaut und zuletzt die Niederlassung in Großbritannien geleitet.

Nach ihrem Ausscheiden bei Nio Ende Juni des Vorjahres hat Angelika Sodian ihre Erfahrungen im Schnittpunkt der europäischen und chinesischen Wirtschaft in einem Buch zusammengefasst. Schon allein dessen Entstehungsprozess zeigt, was sie von der chinesischen Start-up-Szene gelernt hat. Motto: Wenn Du eine Idee für ein Projekt hast, dann setze es um. Und zwar so schnell, wie es nur irgendwie geht. Auch wenn Du dafür neue Wege beschreiten musst.

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Angelika Sodian dazu: „Mir war rasch klar, dass es auf dem klassischen Weg über einen Verlag zu lange dauern würde, das Buch auf den Markt zu bringen.“ Also suchte sie sich professionelle Betreuung für ihr Projekt, das Buch im Eigenverlag herauszubringen und machte sich ans Werk. Knapp sieben Monate später konnte sie es unter dem Titel „Im Jahr des Tigers“ diese Woche aus Anlass des chinesischen Neujahrsfestes in Wien präsentieren.

Zentrale These des Buches: Es gibt in Europa vornehmlich zwei Arten, auf die zunehmende wirtschaftliche Stärke Chinas zu reagieren. Die eine Fraktion unterschätzt die Chinesen und sieht sie immer noch als Kopierer ausländischer Produkte und verlängerte Werkbank des Westens.

Die andere Fraktion hat vor der schieren Größe und wirtschaftlichen Macht des Landes bereits innerlich kapituliert.

Und beide liegen falsch. Sodian: „Egal ob die Europäer die Herausforderung aus Arroganz nicht annehmen, oder weil sie vor der vermeintlichen Übermacht erstarren: Das Ergebnis ist in beiden Fällen Stagnation.“

Dabei könnten die Europäer von der Herangehensweise der Chinesen einiges lernen. Vor allem in dem Bereich, für den Sodian aus ihren Erfahrungen im Inneren der chinesischen Start-up-Szene in ihrem Buch den Begriff „Sinogility“ geprägt hat. Dabei geht es vor allem um den Enthusiasmus für neue Ideen, das Tempo der Umsetzung, die Furchtlosigkeit vor großen Zielen, aber auch die Bereitschaft, nicht funktionierende Projekte sofort fallen zu lassen. Um am nächsten Tag ein neues Start-up hochzuziehen.

So habe etwa William Li Gründer der Elektro-Auto-Marke Nio schon zahlreiche andere Start-ups in den unterschiedlichsten Bereichen gegründet, bevor er ins Autogeschäft eingestiegen ist. Allerdings nicht als Ingenieur oder Erfinder, der ein bestimmtes Produkt auf den Markt bringen wollte, wie das meist der europäische Zugang sei. Ihm sind Elektroautos schlicht ein Mittel zum Zweck. Und der besteht vereinfacht gesagt darin, seinen Kindern wieder einen blauen Himmel über Peking zeigen zu können, das von Industrie- und Verkehrs-Abgasen stark betroffen ist.

Unterstützt wird das Geschäftsmodell von Nio natürlich auch von der starken Förderung der Elektromobilität durch den chinesischen Staat. Dass es China binnen kürzester Zeit dazu gebracht hat, weltweit den höchsten E-Auto-Anteil auf die Straße zu bringen, hängt aber auch damit zusammen, dass „die Chinesen nie das Interesse hatten, den Vorsprung der Europäer bei Verbrennungsmotoren einzuholen“ verweist Sodian auf einen weiteren zentralen Punkt der chinesischen Wirtschafts-Strategie. Man hat keine Scheu, Entwicklungen einfach zu überspringen und gleich in die Zukunft zu investieren.

Genau daran könnten sich die Europäer jetzt ein Beispiel nehmen. Sodian: „Nachdem die europäische Autoindustrie den Zug in Richtung emmissionsfreies Fahren beinahe verpasst hat, beschäftigen sich jetzt alle bis zu den einzelnen Zulieferern fast ausschließlich mit der Entwicklung von Elektromotoren. Alle anderen Möglichkeiten zur Reduzierung der Emissionen werden ignoriert.“ Grund dafür: „Alle haben nur Augen für die Technologie. Nicht für die eigentlichen Bedürfnisse.“

Das Buch „Im Jahr des Tigers“ von Angelika Sodian ist in Deutsch (ISBN 978-3-947572-43-4) und Englisch (ISBN 978-3-947572-44-1) über den Buchhandel und via Amazon beziehbar.

(Dr. Angelika Sodian hat zwischenzeitlich geheiratet und ihren Namen auf Dr. Angelika Berger-Sodian geändert).

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