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Technik

Automatisiertes Fahren: Der Referenzpartner

Wie US-Chiphersteller Nvidia Europas Autoindustrie erobern will. Was Volvo damit zu tun hat.

von Maria Brandl

11/13/2018, 06:00 AM

Bereits am Vorabend der GTC-Konferenz des US-Chip-Herstellers Nvidia in München war klar, wohin die Reise geht. Die Konferenz in München „wird immer mehr zur Autoshow“, so Danny Shapiro, zuständig für den automotiven Bereich bei Nvidia. Tatsächlich waren von Audi, Lexus, Mercedes, Porsche bis zu VW, nicht aber BMW, Modelle mit Nvidia-Technik an Bord auf dem Kongress ausgestellt. Im Freien zeigten Zulieferer wie Continental, FEV oder Virtual Vehicle (aus Graz) selbstfahrende Autos.

In seiner Eröffnungsrede wurde Jensen Huang, Gründer und Chef von Nvidia konkret: „Wir machen enorme Fortschritte“, lenkt der gebürtige Taiwanese die Aufmerksamkeit auf die neuen Nvidia-Produkte, die autonomes Fahren nicht nur deutlich sicherer, sondern auch billiger und energieeffizienter machen sollen. Das Niveau der künstlichen Intelligenz (Anm. Maschinen mit menschenähnlichen Fähigkeiten) und vor allem der Rechenleistung der Nvidia-Chips gilt teilweise als konkurrenzlos.

Besonders stolz ist Nvidia auf die Zusammenarbeit mit Volvo. Der schwedische Autohersteller mit chinesischem Eigentümer wird zum Referenzpartner für den Chiphersteller, der seinen Durchbruch 1999 mit dem Grafikprozessor GPU feierte, der die Spielewelt begeisterte. Denn anders als die Robotaxis (siehe TTTech) etwa von Daimler und Bosch, die 2019 in den USA starten sollen und auch Nvidia-Chips verwenden, geht es bei Volvo um individuelle Mobilität. Selbst der vom autonomen Fahren begeisterte Nvidia-Chef Huang sieht die Massentauglichkeit dieser Technik erst in fünf bis zehn Jahren.

Volvo verwendet bei seinem Zentralrechner für automatisiertes Fahren die Nvidia Drive AGX Xavier-Technik, die sich in die „Skalierbare Produkt-Architektur 2“ (SPA 2) von Volvo integrieren lässt, ein enormer Vorteil für die Kosten und Funktionssicherheit. Der Zentralrechner lässt sich zudem drahtlos per Internet regelmäßig mit der neuesten Software aktualisieren – eine Funktion, die von Softwarefirmen generell fürs automatisierte Fahren gefordert wird, bei den Autoherstellern bislang ihrer Meinung nach aber zu wenig Interesse findet. Volvo ist somit auch damit ein Vorreiter.

Der erste Volvo mit dem Nvidia-System soll Anfang der 2020er-Jahre auf den Markt kommen. Vor allem auf dem Gebiet der sichereren Umfeld-Erkennung („360-Grad-Erkennung“), einer der Grundvoraussetzungen für autonomes Fahren, sieht sich Volvo mit dem Nvidia-System im Vorteil. Nvidia profitiert hier von Durchbrüchen der künstlichen Intelligenz bei der Schrift- und später Gesichtserkennung, die bereits in den 1990er-Jahren gelang – übrigens in München.

TTTech

Wir kümmern uns um die Sicherheitsplattform für autonomes Fahren“, so Stefan Poledna, Mitbegründer der TTTech in Wien. Die von TTTech entwickelte Software habe die Aufgabe, das Zusammenspiel von Sensoren, Aktoren, Rechenleistung und Software-Funktionen sozusagen zu orchestrieren. Rund 700 Mitarbeiter sind daran bei TTTech beteiligt, rund ein Drittel davon im Wiener Stammhaus. Poledna sieht drei Wege auf dem Weg zum autonomen Fahren:

Den evolutionären Weg, heißt, die Weiterentwicklung der Fahrassistenzsysteme im Auto, die immer mehr Fahraufgaben übernehmen.

Mobilität als Dienstleistung, wie sie die Google-Tochter Waymo etwa in der US-Stadt Phoenix bereits schrittweise mit Robotaxi-Flotten umsetzt. Anbieter in Asien  sind den US-Pionieren dicht auf den Fersen. Die Robotaxis sind rund um die Uhr in Betrieb, pro Meile sind laut Analysten 2 $ als Entgelt geplant. Pro Jahr wird mit Einnahmen von rund 200.000 $ pro Auto gerechnet, damit ist der Aufpreis im fünfstelligen Dollar-Betrag für das autonome Fahren rasch amortisiert.

Die kommerzielle Nutzung, darunter fallen vor allem autonom fahrende Nutzfahrzeuge im Logistikbereich. Der Aufpreis für autonome Systeme wird laut Poledna vor allem von den enormen Entwicklungskosten in der Höhe von rund 1 Mrd. Euro bestimmt. Der künftige Daimler-Chef Ola Källenius meinte in einem Motor-KURIER-Interview, dass es wohl noch einige Jahre dauern werde, bis die Systeme so billig sind und auf ein fünfstelliges oder gar vierstelliges Niveau sinken, dass Privatkunden bereit sind, sie als Extra anzukreuzen.

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