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Tests

BMW 220d Gran Coupé: Vier Türen und kein Heckantrieb

Das neue Gran Coupé auf 1er/2er-Basis gilt als Alternative für alle, denen der neue 3er zu groß geworden ist

von Horst Bauer

08/14/2020, 02:00 AM

Das "kleine" Gran Coupé ist quasi der untere Abschluss jener Linie, die BMW seinerzeit in der Luxusliga begonnen hat. Auf Basis des 2er-Coupés - das so etwas wie die Verlängerung des 1er mit weniger Türen ist - gibt es jetzt also auch eine Version mit vier Türen für den bequemeren Zustieg in den Fond.

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Die Optik vor allem des Hecks ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, es bietet dafür aber mehr Stauraum, als man es dem Auto auf den ersten Blick zutrauen würde. Der Kofferraum ist mit einem auch als Raumtrenner fixierbaren, mehrfach faltbaren Ladeboden in in zwei Ebenen aufgeteilt. Was insgesamt eine clevere Lösung ergibt, die ohne großem Aufwand das Herumrutschen von kleineren Gepäckstücken verhindern kann. Und insgesamt kommen damit auch noch 40 Liter mehr Ladevolumen als beim 2er Coupé zusammen

Im optischen Trimm mit dem M-Paket und der sehr speziellen Farbe des Testwagens, fällt das 2er Gran Coupé jedenfalls mehr auf im Straßenverkehr, als ursprünglich erwartet. Dass hier der Diesel am Werk ist und nicht der potente Benziner aus dem M wollte zudem kaum einer der Bewunderer glauben.

Apropos Diesel: Der 190-PS-Selbstzünder aus Steyr macht seine Sache hervorragend. Vor allem die Verbrauchswerte könne sich mehr als sehen lassen. Ohne ständig nur im Eco-Modus herumzuschlurfen bringt er es im gemischten Verkehr mit rund zwei Drittel Autobahn und Schnellstraße auf einen Praxisverbrauch von erstaunlichen 5,7 Liter. Legt man es darauf an und befolgt die Fahrempfehlungen des vorausschauenden Eco-Ratgebers („Fuß vom Gas“-Symbol im sehr guten Head-up-Display, wenn man sich einer Kreuzung, einer Ortschaft oder einem Tempolimit nähert, das auf der Navi-Karte vermerkt ist) und lässt die Fuhre oft segeln, taucht der 4er vor dem Komma der Angabe des Durchschnittsverbrauchs auf.

Frontantrieb

Die Spreizung der drei Fahrprogramme ist am Gaspedal deutlich zu spüren. Mit dem reschen Antritt des flotten Diesel hat das Fahrwerk aber immer wieder seine liebe Not. Hier zeigt sich mit aller Deutlichkeit, dass das 2er Gran Coupé trotz der so anderen Optik ein enger Verwandter des Mini ist – und das heißt wie schon beim neuen 1er-BMW Front- statt des bei BMW gewohnten Heckantriebs. Wer sich damit nicht herumplagen will, greift zu dem inzwischen verfügbaren 2er Gran Coupé mit Allradantrieb und umgeht so geschickt die Stammtisch-Diskussion, warum sein schöner neuer BMW mit Frontantrieb daherkommt.

Die Kombination aus breiten Niederquerschnittreifen, viel Drehmoment und eben Frontantrieb macht das 220d Gran Coupé vor allem beim Beschleunigen auf nicht ganz flachgebügelten Fahrbahnen zu einem Auto, das mit starker Hand geführt werden will. Die Antriebseinflüsse in der Lenkung sind dann nämlich beträchtlich und die Fahrwerkselektronik hat alle Chips voll zu tun, um die Kraft des Diesels in linearen Vortrieb umzusetzen. Kommt auch noch eine etwas engere Fahrbahn-Markierung dazu, die den sensiblen Spurverlassenswarner irritiert, dann hat das Lenken etwas von einem Armdrücker-Bewerb auf einem bayerischen Volksfest.

Ebenfalls negativ aufgefallen: Im voll digitalen Cockpit lassen sich zwar Unmengen von redundanten Informationen auf mehreren Monitoren anzeigen, aber mit welchem Gang man unterwegs ist, wenn man schon einmal zu den Schaltpaddles greift, wird nur viel zu klein am rechten unteren Rand vor dem Fahrerplatzierten Monitors angezeigt. Nicht einmal im Sport-Modus wird der gerade eingelegte Gang so angezeigt, dass er im zentralen Blickfeld des Fahrers liegt.

Positiv aufgefallen ist dagegen im Cockpit, dass die Befehle an den Bordcomputer hier immer noch mit dem gut zur Hand liegenden und blind bedienbaren Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole gegeben werden. Der Generation Smart-Phone (vor allem aber den Chinesen) wird zusätzlich die Möglichkeit geboten, auf dem zentralen Monitor herumzutatschen. Und wer will, kann auch mit den Fingern vor dem Sensor für die Gesten-Steuerung herumfuchteln – oder gleich mit dem ("Hey, BMW") digitalen Assistenten direkt sprechen.

Unterm Strich ist das 2er Gran Coupé eine Alternative für alle, denen das 2er-Coupé zu wenig Platz bietet und denen der 3er zu groß bzw. zu teuer geworden ist. Dass man sich dafür die Frontantriebs-Plattform einhandelt, sollte man jedoch bei der Wahl des Motors bedenken.

Motto: Je stärker der ist, desto wichtiger ist es, die Allrad-Option zu ziehen.

Antrieb: Reihen-Vierzylinder-Diesel mit TwinPower Turbo Technologie, Hubraum 1995 cm³, Leistung 140 kW / 190 PS, maximales Drehmoment 400 Nm bei 750–2500 U/min. 8-Gang Steptronic-Getriebe.

Fahrwerk: Vorderradaufhängung Eingelenk-Federbeinachse in Aluminium-/Stahlleichtbauweise. Hinterradaufhängung
Mehrlenker-Achse in Stahlleichtbauweise mit getrennter Feder- und Dämpferanordnung. Vorne und hinten Scheibenbremsen, belüftet. DSC inkl. ABS, ASC und DTC (Dynamische Traktions Control), ARB-Technologie (Aktornahe Radschlupfbegrenzung), Bremsassistent DBC, Trockenbremsfunktion, Fading-Ausgleich, Anfahrassistent, EDLC (Electronic Differential Lock Control), Performance Control, Anhänger-Stabilitätskontrolle. Elektromechanische Servolenkung (EPS) mit Servotronic Funktion.

Abmessungen: Länge x Breite x Höhe 4526/1800/1420 mm, Radstand 2670 mm, Wendekreis 11,4 m, Tankinhalt 50 l, Leergewicht (DIN) 1505 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2050 kg, Kofferrraumvolumen 430 l.

Fahrwerte: Beschleunigung 0–100 km/h in 7,5 Sekunden, Spitze 235 km/h.

Verbrauch:  Normverbrauch 4,5–4,2 l/100 km, CO2 119–110 g/km. Testverbrauch 5,7 l.

Kosten:  Grundpreis 40.350 €, Preis des Testfahrzeugs 59.156 €

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