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Tests

Honda Civic Type R Sport Line: So dezent, wie ein Type R eben sein kann

Die Alternative für alle, die immer schon auf den heißesten Civic geschielt haben, sich aber von dem geräumigen Teebrett als Heckspoiler abschrecken ließen

von Horst Bauer

12/17/2020, 04:00 AM

Die gute Botschaft lautet: Es gibt den einzigartigen „Hot-Hatch“ von Honda jetzt auch als Sport Line in einer optisch weniger aufdringlichen Version. Und an den beeindruckenden Kernwerten des Honda Civic Type R hat sich dadurch nichts geändert.

Immer noch gehen die vollen 320 PS direkt an die Vorderachse. Den leichteren Weg, dem Basis-Fronttriebler in seiner aufgepumpten Variante einen Allradantrieb zu spendieren, um all die Kraft auch entsprechend vortriebsfördernd auf die Straße zu bringen, sind die Honda-Techniker nicht gegangen. Das wäre wohl nicht mit der japanischen Ingenieursehre vereinbar gewesen – und hätte auch noch ein paar zusätzliche Kilos auf die Waage gebracht.

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Ohne auf die Details näher einzugehen, die an Fahrwerk, Bremsen und Lenkung beim 2020er-Jahrgang des Civic Type R noch weiter verbessert wurden, darf aus der Fahrpraxis Folgendes berichtet werden:

Es ist schlicht beeindruckend, wie selbstverständlich der Civic Type R auch als Sportline die Kraft des Turbo-Motors auf die Straße brennt – und dabei alle Regeln außer Kraft setzt, die vor noch nicht allzu langer Zeit die Kombination von Frontantrieb und mehr als 300 PS schlicht ausgeschlossen haben.

Althergebrachte Vorstellungen bezüglich sportlicher Honda-Motoren sind angesichts der Leistungscharakteristik des Type R ebenfalls zu vergessen. Hier muss der Motor nicht zunächst in lichte Drehzahlhöhen getrieben werden, um die im Typenschein stehende Leistungsangabe auch auf der Straße erlebbar zu machen. Der Zweiliter-Vierzylinder-Turbo liefert sein volles Drehmoment von 400 Nm nämlich bereits zwischen 2.500 und 4.500 Touren ab, was im Fahrbetrieb ständige Bereitschaft zu druckvollen Zwischensprints bedeutet.

Unterstützt wird diese durch das gut abgestimmte und knackig zu schaltende manuelle 6-Gang-Getriebe, das auf Wunsch auch gleich selbsttätig die jeweils richtige Stärke an Zwischengas gibt, um den Leistungsfluss immer in Schwung zu halten. Diese Funktion lässt sich zwar auch abschalten, aber selbst wenn man gelernt hat, diese Übung selbst zu erledigen, gibt man sich bald den elektronischen Zwischengasern hin. Es schaltet sich einfach schneller.

Allerdings sollte man den Ganghebel beim Zurückschalten immer exakt führen. Kommt man beim hinüberführen des Ganghebels in die andere Schaltgasse einem niedrigeren Gang als gewünscht in die Nähe, reagiert die Elektronik gleich mit einem gewaltigen Gasstoß. Auch wenn man gar nicht vorhatte, diesen Gang einzulegen.

Zweiter Unterschied des Civic Type R Sport Line zur vollbeflügelten Version: Der Fahrmodus-Schalter bietet auch die Stellung „Comfort“. Ist diese aktiviert, werden nicht nur die adaptiven Dämpfer etwas kreuzschonender eingestellt, sondern auch die Gaspedalkennung und das Motorgeräusch etwas ziviler gestaltet. Apropos Motorsound: Der wird via Bordlautsprecher je nach Fahrmodus verstärkt. Was eigentlich nicht notwendig wäre.

Kurvengierig

Im Kurvengeschlängel zeigt der Type R, was heutzutage möglich ist, wenn ausgefeilte Assistenz-Elektronik mit einer grundsoliden Fahrwerk-Mechanik kombiniert wird. Im „Sport-Modus“, der sich bei jedem Neustart selbsttätig einstellt, verhält sich die Fuhre auch bei sehr flotter Fahrweise wesentlich neutraler, als man das von einem Fronttriebler gemeinhin erwarten würde. Kein abbremsendes Schieben über die Vorderräder ist zu bemerken, da sich im Anlassfall die Assistenzelektronik schon vorher einschaltet. So werden etwa die kurveninneren Räder vom sogenannten „Agile Handling Assist“ beim Einlenken automatisch abgebremst. Das lässt die Fuhre leichter der vorgegebenen Bahn folgen und sorgt auch für effektiveres Hinausbeschleunigen.

Unterm Strich handelt man sich als sportlicher Fahrer mit dem Civic Type R Sportline einen Spaßmacher von höchster Güte ein, der vom Preis-/Leistungs-Verhältnis her wenige Konkurrenten zu fürchten hat. Und dass er mit 420 l bis 1.209 l Kofferraum und einer bauartbedingt niedrigen Ladekante auch praktische Werte zu bieten hat, mag für die innerfamiliäre Überzeugungsarbeit gegenüber vernunftbegabteren Mitgliedern des Haushaltes von Nutzen sein.

Und ein Praxisverbrauch, der sich zwischen 9,0 und 9,8 Liter halten lässt, ohne auf den Spaß verzichten zu müssen, den ein Civic Type R liefern kann, ist angesichts des Gebotenen auch kein valides Gegenargument.

 

Antrieb: Vierzylinder-Benziner, Turbolader, Hubraum 1.996 cm3, 320 PS (235 kW), 400 Nm bei 2.500 - 4.500/min. Manuelles 6-Gang-Getriebe mit automatischer Drehzahlanpassung, Frontantrieb.

Fahrleistungen: Beschleunigung von 0 - 100 km/h in 5,8 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 270 km/h

Fahrwerk: Vorne Doppelachsen-Aufhängung, hinten Mehrlenker-Achse, vorne und hinten adaptives Dämpfersystem, 4 Scheibenbremsen, vorne schwimmend gelagert und innenbelüftet. Zahnstangenlenkung mit variabler Übersetzung.

Abmessungen: Länge x Breite x Höhe 4.557 x 1.877 x 1.434 mm, Radstand 2.699 mm, Wendekreis 12,56 m. Tankvolumen 46 l, Kofferraumvolumen 420 - 1.209 Liter. Leergewicht 1.395 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1.760 kg.

Verbrauch: Normverbrauch (WLTP) 8,3 l / 100 km (CO2: 187 g/ km), Testverbrauch 9,3 l.

Kosten: Listenpreis Honda Civic Type R 2.0 VTEC TURBO 47.990 €, Preis des Testwagens 48.633 €. Motorbezogene Versicherungssteuer bisher: 1774,44 €. Seit 1. Oktober 2020: 2090,88 €/Jahr.

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