© Double Red. Ula Serra/ULA SERRA

fahrbericht

Kawasaki H2 SX: Rakete mit verlängerter Reichweite

Mit Kawasakis 200 PS starkem Kompressor-Sporttourer ist man nicht nur schnell auf Touren

05/30/2018, 05:00 AM

Auf den ersten Blick scheint ein beinahe grotesk übermotorisierter Sport-Tourer mit 200 PS und 137 Newtonmetern ungefähr so zeitgemäß wie ein Mammut im Computerzeitalter.

Während der globale Trend zu Downsizing, Energieersparnis und strikten Tempolimits geht, hat man bei Kawasaki das elitäre High-Speed-Bike H2 dennoch zum mutigen Reise-Motorrad umgemodelt. Das soll dank größerer Produktionsstückzahlen günstiger und mit einem Einstiegspreis von 23.499 Euro einem breiteren Publikum zugänglich sein. Weil man beim Standard-Modell jedoch auf viel Sinnvolles (Heizgriffe, hoher Windschild, Launch-Control, Quickshifter, TFT-Farbdisplay, LED-Kurvenlicht, Stahlflex-Leitungen, gefräste Räder, 12-V-Steckdose, Hauptständer) aufzahlen oder verzichten muss, ist die voll ausgestattete SE-Variante um 27.499 Euro eine bessere Wahl.

Entschärft wurde der H2-Bolide mit einzigartigem Kompressor-Vierzylinder in Sachen Ergonomie und Benzinverbrauch. Mittels technischer Adaptierungen soll der nun drehmomentorientiertere Motor im Tourenbetrieb kaum mehr Treibstoff konsumieren als konventionelle Reisemotorräder, was er auch bei der ersten Ausfahrt mit rund 6,5 Liter Durchschnittsverbrauch und knapp 300 Kilometern Tankreichweite bestätigt.

Bei der H2 SX sind nun auch Beifahrer im komfortablen Sattel der Kawasaki willkommen. Außerdem sorgen eine kürzere Übersetzung, eine Koffer-Halterung, schräglagengesteuerte Assistenzsysteme, der großzügige Lenkeinschlag und ein serienmäßiger Tempomat für tadellose Langstrecken-Tauglichkeit. Im Unterschied zur H2 fällt das Serviceintervall der H2 SX mit 12.000 Kilometern großzügig aus.

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Harmonisches Auftreten

Fahrdynamisch zeigt sich Kawasakis Technologie-Flaggschiff in der Praxis erstaunlich vernunftbegabt. Bei gesetzeskonformer Fahrt auf der Landstraße ist das Kraftpaket nicht fehl am Platz. Mit erstaunlich einfachem Handling und moderat vorgebeugter Sitzposition sammelt die H2 SX SE im Test viele Sympathiepunkte und taugt dank sanfterer Gasannahme sogar für den Stadtverkehr.

Ausgedehnte Motorrad-Reisen lassen sich komplett schmerzfrei absolvieren. In Schräglage taucht die vollgetankt 260 Kilo schwere H2 SX SE überraschend leichtfüßig und widerstandslos. An Stabilität und Zielgenauigkeit im Kurven-Radius gibt es dank ausgefeilter Geometrie und edlem Kayaba-Fahrwerk ebenfalls nichts zu meckern. Auch aerodynamisch zeigt sich die Kawasaki durchaus reisetauglich: Vom Hals abwärts ist der Oberkörper effizient vor Fahrtwind geschützt.

Brachialen Vortrieb liefert das 998-Kubik-Triebwerk ausschließlich auf expliziten Gas-Befehl. Dezent durch die Landschaft säuselnd, lässt die H2 SX nicht ansatzweise den Orkan erahnen, mit dem sie sich jederzeit infernalisch nach vorne zoomt.

Infernalischer Boost

Wie erwartet, entpuppt sich die H2 SX als Wolf im Schafspelz. Trotz smarter Elektronik und großem Reisekomfort offenbart sich ihre Faszination erst beim beherzten Beschleunigen. Dann geht ein Ruck durch die Kawasaki und der Pilot wird vehement an die Vorderkante des Beifahrersitzes gepresst. Ansatzlos sprintet die H2 SX trotz montierter Seitenkoffer mit scheinbar unerschöpflichem Schub vorwärts. Der Impeller des Kompressors rotiert neun Mal schneller als die Kurbelwelle und entwickelt dabei das charakteristische Zwitschern. Wenn die Fahrbahn-Leitlinien vorbeifetzen wie Laserstrahlen in „ Star Wars“, wartet man insgeheim schon auf den Sprung durch die „Lichtmauer“.

 

Während der Reisekomfort auf der H2 SX ihrem Piloten höchstens ein wohlwollendes Nicken abringt, ist es das atemberaubende Kompressor-Kraftpaket zwischen den Schenkeln, das ihn zur Ekstase bringt. Will man das Wesen der grünen Speed-Queen aus Japan vollständig begreifen, bleibt nur der Selbstversuch.

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