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Zweirad

KTM 690 SMC R: Exotische Orange

Mit dem Revival der puristisch-robusten Supermoto beleben die Mattighofener ein vom Aussterben bedrohtes Motorrad-Segment.

04/16/2019, 03:30 AM

Als Ende der 1980er-Jahre der Supermoto-Trend von Frankreich ins übrige Europa schwappte, hätte wohl kein Drift-Fanatiker je geglaubt, dass die Ära der leichtgewichtigen Einzylinder-Spaßgeräte mit 17-Zoll-Rädern jemals zu Ende gehen könnte. Doch aufgrund sinkender Verkaufszahlen verschwanden die landstraßentauglichen Supermotos im letzten Jahrzehnt sukzessive aus unserem Straßenbild und aus den Händler-Schauräumen.

Nachdem sogar KTM vor rund zwei Jahren die Produktion der 690 SMC R eingestellt hatte, konzentrierte sich die verbliebene Nachfrage vollständig auf das Konzernschwester-Modell Husqvarna 701 SM, von dem 2018 sagenhafte 154 Exemplare alleine in Österreich verkauft wurden. Für die kommende Saison lässt KTM daher den traditionsreichen LC4-Einzylinder für die Neigungsgruppe „Quertreiber“ nun doch wiederauferstehen.

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Die faszinierende, kurzweilige Fahrdynamik des handlichen Kurvenwunders beruht auf zwei einfachen Säulen: dem relativ geringen Fahrzeuggewicht von 159,4 Kilo vollgetankt in Kombination mit dem druckvollen, spritzigen Single-Triebwerk mit nun 74 PS und knapp 74 Newtonmetern. Garniert wird das schmackhafte Eintopf-Rezept von einer brachialen und trotzdem herrlich dosierbaren Brembo-Bremsanlage.

Rein technisch basiert die brandneue 690 SMC R erwartungsgemäß auf der erwähnten Husqvarna 701 Supermoto, deren Antrieb seit Modelljahr 2017 über zwei Ausgleichswellen verfügt und daher mit minimalen Vibrationen brilliert. Die neue KTM-Supermoto wird unter dem orangen Kleid obendrein mit modernen Assistenzsystemen aufgewertet. Jene agieren zumindest im „Street“-Fahrmodus schräglagenabhängig und lassen kein Sicherheitsbedürfnis unbefriedigt. Wie bei KTM üblich können die technischen Helferlein für Rennstrecken-Ausflüge komplett deaktiviert oder im ambitionierten „Sport“-Betrieb für haarsträubende Wheelies und Stoppies weitgehend entschärft werden.

Kein Highspeed

Der ideale Tempobereich für die Winkelwerk-Waffe ist bis rund 120 km/h zu finden. Darüber wird es wegen des Winddrucks und der längeren Übersetzung der oberen Getriebestufen anstrengend im Sattel.

Nach Vorbild der Husqvarna 701 SM ist nun auch das optimierte Stahl-Chassis der KTM 690 SMC R zwischen den Oberschenkeln noch schlanker geworden. Die luftige Sitzhöhe von 89 Zentimetern lässt sich auf Wunsch in der Fachwerkstatt bis zu vier Zentimeter einkürzen. Als Heckrahmen dient der SMC R ein selbsttragender 13,5-Liter-Kunststofftank. So bleiben sowohl Gesamtgewicht als auch Schwerpunkt niedrig.

Apropos Tiefpunkt: Das überaus schlichte, puristische LC-Display ohne Gang- oder Drehzahlanzeige kann angesichts des ambitionierten Preises von 11.899 Euro die Erwartungen nicht erfüllen.

Als butterweich und perfekt modulierbar erweist sich die hydraulische Kupplungsbetätigung. Das hakelige Sechsganggetriebe ist dagegen am 690-Kubik-Einzylinder fast schon Tradition, allerdings hätten wir bei der neuen SMC R doch gerne darauf verzichtet. Der ab sofort serienmäßige Quickshifter+ erlaubt zumindest das kupplungsfreie Wechseln der Gänge und funktioniert trotz der hohen Motorbremswirkung eines Einzylinders passabel.

Agil und präzise

Widerstandslos und absolut neutral fällt die KTM in Schräglage. Wegen des ab Werk haftungsstark abgestimmten WP-Fahrwerks und der selbst bei Nässe hervorragenden Bridgestone-S21-Reifen wetzt die SMC R pfeilschnell und präzise wie ein Scharfschützen-Projektil durch allerlei Radien.

Am Kurvenausgang prescht die handliche Oberösterreicherin sprintstark vorwärts wie Usain Bolt und lässt das Vorderrad vor lauter Beschleunigung sanft und kontrolliert über den Asphalt schweben.

Wer bereit ist, auf reisetauglichen Komfort zu verzichten, dem garantiert die puristische Supermoto-KTM fahrdynamische Emotionen der Extraklasse. Ihre Energie kommt einem Wettbewerbsfahrzeug erstaunlich nahe, im Serientrimm besteht die SMC R jedoch problemlos jede Verkehrskontrolle und punktet obendrein mit minimalem Wartungsaufwand.

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