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News
05.12.2011

iSi: Von Schlagobers zu Airbags

Wie der Wiener Schlagobers-Spezialist iSi mit Spezial-Druckgaskapseln weltweit in Millionen von Autos für einen sanfteren Aufprall bei Unfällen sorgt.

Leichtbau ist eine der attraktivsten Möglichkeiten, die auch mittelfristig beschränkte Reichweite von Elektro-Mobilen zu verbessern. Doch mit dem Leichtbau ändern sich neben den Werkstoffen im Automobil auch die Sicherheitsanforderungen. "Kohlefaser verhält sich im Crash ganz anders als Stahl", so Dietmar Schäfer, Geschäftsführer von iSi Automotive, bei einem Fachvortrag in Wiener Neustadt. "Das muss auch im Bereich der Fahrzeugsicherheit abgebildet werden." Plastisch ausgedrückt: "Es ist ein Unterschied, ob man auf einen Glas- oder einen Plastikbecher tritt."

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Sicherheit ist die Kernkompetenz von iSi Automotive. Seit der Gründung im Jahr 1995 als Tochterbetrieb der iSi-Gruppe, bekannt für Schlagobers- und Sodawasserzubereitung, liefert der Wiener Betrieb die Energie für Airbags. Zuerst in Form der Gasflaschen (Kaltgasbehälter), seit 2005 auch als Gasgeneratoren und inzwischen, seit 2009, seit der Übernahme der Airbag-Aktivitäten des Zuliefermultis Delphi, als Lieferant (Tier 1) von Insassen-Rückhaltesystemen.

Der Wiener Spezialist ist Komplettanbieter für alle Airbags, außer Fahrerairbags. Zuletzt stellte iSi Automotive rund 1,5 Mio. Airbagsysteme pro Jahr her. Seit dem Start der iSi-Tochter steckt iSi-Technik in mehr als 170 Mio. Airbags. Abnehmer für die Airbags sind vor allem die deutschen Pkw-Hersteller wie VW, Mercedes oder BMW.

Spezialität

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Die Besonderheit von iSi Airbags liegt jedoch im Gas: Anders als die traditionellen Airbag-Hersteller setzt iSi, so Schäfer, als einziger Großserienanbieter ausschließlich "Kaltgas" (Helium) zum Aufblasen der Airbags ein. Großer Vorteil für die Auto-Passagiere im Falle eines Unfalls: Es gibt keine Verbrennungen der Haut durch den Kontakt mit dem heißen, explodierenden Airbag, da die Explosion bei Raumtemperatur erfolgt. Zudem entstehen keine gesundheitsschädlichen Gase. Zum Vergleich: Mit den pyrotechnischen Airbag-Auslösern entstehen bis zu 1000 Grad Celsius. Dass sie sich zu Beginn durchgesetzt haben, erklärt Schäfer mit der Verfügbarkeit: "In den 80er Jahren, als die ersten Airbags eingeführt wurden, war man mit Druckgas noch nicht so weit." Pyrotechnik war in der Rüstungsindustrie dagegen problemlos zu haben.

iSi Automotive jedoch profitiert bei Druckgas von der jahrzehntelangen Erfahrung der Firmenmutter mit Kaltgasgeneratoren etwa im Bereich Medizintechnik, wo sie auch für Asthma-Sprays verwendet werden. Die iSi-Gasspeicher kommen mit einem Minimum an Schweißnähten aus und werden mit bis zu 620 bar Druck mit Edelgas (Helium) befüllt.

Initialzündung für iSi mit Kaltgasgeneratoren im Airbag-Geschäft war 1996 ein Exklusiv-Vertrag mit dem US-Zulieferer TRW. Schäfer: "TRW wollte weg von den heißen Gasen."

Ausblick

Schäfer hat zwei große Ziele: iSi Automotive soll künftig "alle Arten von Airbags", auch Fahrerairbags anbieten und zudem fähig sein, den Autoherstellern mit ihren Werken überallhin folgen zu können.

Dass mit künftigen E-Vehikeln weniger Passagierschutz gefordert ist und somit auch die Airbag-Nachfrage sinken könnte, glaubt er nicht: "Ich habe keine Sorge, dass sich das Sicherheitsbedürfnis zurückentwickelt." Mit derzeit 10 Airbags pro Auto sieht er den Zenit noch nicht erreicht, aber "mehr als 16 werden es wohl kaum werden."

Zur Person: Dietmar Schäfer

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Der begeisterte Techniker startete 1996 bei iSi und baute maßgeblich die Automotive Sparte auf. Geboren wurde Dietmar Schäfer 1964 in Deutschland, wo er auch studierte (Maschinenbau an der TH Karlsruhe). Es folgte ein kurzer Aufenthalt bei Siemens in Mexiko. Seit 1992 ist Schäfer in Wien, zuerst bei Philips, danach bei Grundig. Schäfer ist heute Vorsitzender der Geschäftsleitung der iSi Automotive Gruppe. Seit 2007 ist er auch Vorsitzender der ARGE Automotive Zulieferindustrie der WKÖ.

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