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© Bild: Michael Andrusio
Testbericht
16.08.2013

Renault Captur: Der Aus-3-mach-1-Gallier

Im Trend – das neue Kompakt-SUV auf Clio-Basis.

Üppige 21 Prozent Marktanteil, drittstärkstes Segment auf dem heimischen Neuwagenmarkt: Kompakte SUV – Neudeutsch auch gern Crossover genannt – legen eine Karriere hin, dass es nur so kracht.

Renault – bei der Mischung aus SUV, Kombi und Limousine spät, sogar sehr spät dran – hat mit dem ebenso rustikal wie stämmig aussehenden Captur nun ein Auto auf Kiel gelegt, das voll den Zeitgeist trifft. Das auf dem Clio basierende Fahrzeug im Look eines Geländewagens ist mit 4,12 Meter ebenso kompakt und handlich wie der um sechs Zentimeter kürzere und zwölf Zentimeter niedrigere Plattformbruder und vereint dabei das Beste aus drei Autowelten: Aussehen und Robustheit eines SUV, die Funktionalität eines Vans sowie das Fahrverhalten einer Limousine.

Die Zeit ist also offenbar reif für Autos, die so aussehen wie Geländewagen, aber in Wirklichkeit gar keine sind. Anders als der Matra-Simca Rancho, der 1977 erschien, für den es damals aber offenbar noch keinen Markt gab (selbiges gilt übrigens auch für den 1990 erschienenen hochbeinigen VW Golf Country), agiert Renault heute in einem etablierten Segment, das von Monat zu Monat größer wird.

Nur mit Frontantrieb

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Trotz der im Vergleich zum Clio um 8 auf 17 Zentimeter erhöhten Bodenfreiheit wird der kleine Franzose nicht zum Geländewagen, denn dazu fehlt schlicht und einfach ein Allradantrieb. Somit ist auch die Renault-Marketingpoesie Quatsch, wonach der Captur „einlädt, sich auf den Weg zu unbekannten Horizonten zu machen und dort neue Abenteuer zu erleben.“ Durch die erhöhte Sitzposition, die das Ein- und Aussteigen erleichtert, sieht der Captur-Pilot immerhin aber Geländehindernisse früher als sein Clio-Kollege – und hat genügend Zeit, ihnen aus dem Weg zu gehen.

Der für diese Klasse große, 2,6 Meter messende Radstand erlaubt generöse Unterbringung der Hinterbänkler – selbst groß gewachsene Mitreisende haben in der zweiten Reihe keinen Grund für Klagen. Freude bereitet auch die um 16 Zentimeter verschiebbare Rückbank, die eine flexible Anpassung an verschiedene Transportaufgaben ermöglicht: Der Kofferraums fasst – je nach Stellung der Sitze – zwischen 375 und 455 Liter Ladevolumen, im Extremfall passen sogar bis zu 1235 Liter rein.

Einmal unterwegs, erweist sich der vom Motor-KURIER probierte 1,5-Liter-Turbodiesel als angenehme Kraftquelle, zumal der kleine Direkteinspritzer nicht nur leise und deshalb kultiviert, sondern auch sparsam und kraftvoll zur Sache geht: Das 90-PS-Aggregat packt schon knapp über Leerlaufdrehzahl kräftig zu und dreht willig bis auf 4000. Dank des Drehmoments von 220 Newtonmeter (bei 1750 Umdrehungen) genügen dem 1245 Kilo schweren Auto aber meist weit niedrigere Drehzahlen, um trotzdem flott voranzukommen.

Renault bezeichnet den Captur als urbanen Abenteurer – wer nicht ausgerechnet dauernd durch raues Gelände brettern will, wird mit dem schicken Pseudo-SUV ein durchaus angenehmes Auskommen finden.Gutes Raumangebot, agiler Motor, geringer Verbrauch, guter Federungskomfort, gute Handlichkeit.Kein Allradantrieb, teils mäßige Qualitätsanmutung, schlechte Übersicht.

Technische Daten

Antrieb: 4-Zylinder-Diesel, Direkteinspritzer, oben liegende Nockenwelle, 2 Ventile/Zylinder, Alu-Zylinderkopf, Turbolader, Ladeluftkühler; Frontantrieb, 5-Gang-Getriebe.

Spitze 171 km/h, 0–100 in 13,1 Sekunden.

Hubraum: 1461 cm³, Euro 5.

PS/kW: 90/66

maximales Drehmoment:220 Nm bei 1750 U/min

Fahrwerk: Selbst tragende Karosserie, vorderer Hilfsrahmen, vorn McPherson-Federbeine, Dreieckquerlenker, Stabilisator, hinten Verbundlenkerachse, vorn/hinten Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer, vorn innen belüftete Scheiben-, hinten Trommelbremsen, Servolenkung, ABS, Bremsassistent (BA), elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP), Berganfahr-Assistent.

Maße (L x B x H):4122 x 1778 x 1566 mm

Wendekreis: 10,4 m Radstand: 2606 mm Kofferraum: 377–1235 l

Zuladung: 484 kg Gesamtgewicht: 1729 kg Tankinhalt: 45 l

Normverbr.: 3,7 l/100 km 95 g/km CO²

Testverbr.: 5,1 l/100 km

Preis: 21.200 €

Preis Testwagen: 23.732 €

Motorbezogene Versicherungssteuer: 277,20 €

© Bild: Michael Andrusio