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Mag. Andreas Lohner, April 2013 © Bild: Prima Vista/Achim Bieniek
Zweirad
12.04.2013

Vom k. k. Hoflieferanten zum E-Roller

Wie Andreas Lohner an die große Elektro-Tradition seiner Familie wieder anknüpfen will.

Die Überraschung ist gelungen: 43 Jahre nach dem Verkauf an Bombardier-Rotax kündigte vor wenigen Tagen Andreas Lohner, 56, an, mit einem Elektro-Roller aus heimischer Fertigung die Tradition des ersten österreichischen Automobilherstellers und Produzenten der nach 1945 beliebten Lohner-Roller wieder aufleben zu lassen.

Weltpremiere feiern soll der Lohner-E-Roller, der im Design an den L125 der 50er-Jahre erinnert, auf der Green Expo 13, die vom 19. bis 21. April in der Messe Wien stattfindet. In der Halle A wird neben dem E-Roller auch der Original Lohner-Porsche, ein Elektro-Auto, aus dem Jahr 1899 zu sehen sein. Später gab’s davon auch eine Hybridversion. Diese heimischen Erfindungen werden heute gerne als Beweis verwendet, dass Hybrid- und E-Autos keine japanische Erfindung sind.

Rückholung der Marke

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„Wann immer man eine Präsentation über E-Mobilität gezeigt bekommt, taucht der Lohner-Porsche als erstes Elektroauto auf“, so der IT-Fachmann. „Wenn andere Firmen das können, können wir das auch“, so Lohner und überlegte, wie er die Marke Lohner wieder in die Familie zurückholen könnte. Das glaubt er auch seinen vier Kindern schuldig zu sein. Der älteste Sohn, 23, hat gerade sein Maschinenbau-Studium abgeschlossen.

Christiane Lohner auf einer Roller-Probefahrt (L 98) im Jahr 1949 © Bild: Lohner Roller & Mopeds/Edition Ehn
„Ich kontaktierte Laurent Beaudouin, Chef von Bombardier-Rotax, der Ende der 60er-Jahre die Verkaufsgespräche mit meinem Vater geführt hatte, und bekam tatsächlich die Rückmeldung, dass ich die Markenrechte für Lohner zurückbekomme und zwar gratis.“ Damit konnte er „Lohner“ als europäische Marke anmelden, hatte damit aber auch das Problem, dass er damit innerhalb von fünf Jahren etwas machen muss, sonst sind die Markenrechte wieder weg.

Vermarktungsstrategie

„Die erste Idee meiner Freunde war, die Marke an KTM oder VW zu verkaufen“, erzählt Lohner. Doch beide Konzerne winkten ab. Die zweite Idee war ein „Retro-Lohner-Roller“ made in China. Das gefiel Andreas Lohner nicht. „Die Opportunitätskosten für China sind so hoch, dass sich das billige Fertigen nicht auszahlt.“ Mit dem Auslagern nach China verliere Europa nicht nur seinen Wissensvorsprung, sondern auch handwerkliches Können. Das hält Lohner wie sein Vorbild, der Philosoph Frithjof Bergmann, Begründer der New-Work-Bewegung, für eine große Gefahr.

Also entschloss er sich, selbst aktiv zu werden. Er engagierte Giorgio Giugiaro als Designer und wollte mit Magna den E-Roller entwickeln und bauen. „Vor einem Jahr hatten wir alles fertig, da teilte Magna mir im Juli mit, dass sie aus dem Projekt ausstiegen, weil Zweiräder nicht zu ihrer Kernkompetenz gehörten.“ Doch Andreas Lohner gab nicht auf, informierte sich über moderne Fertigungsmethoden wie „Open Manufactoring“, wobei ihm sein Wissen als IT-Fachmann zugute kam.

Inzwischen hat er den E-Roller fertig. Im Mai soll in Waidhofen an der Thaya die Fertigung beginnen. Innerhalb eines Jahres sollen 1000 Stück produziert werden. Der Rahmen wird aus Kohlefaser sein von einem deutschen Zulieferer, bei der Batterie handle es sich um eine Lithium-Eisen-Batterie mit 4 kWh und einem Gewicht von 25 kg, so Lohner.

Die Reichweite soll 100 km erreichen und die Spitze in der Ebene 85 km/h betragen, bergauf und mit voller Beladung könnte sie aber auf 50 bis 60 km/h schrumpfen. Fürs Laden hat der E-Roller ein 5 m langes Kabel an Bord, das sich an jeden Schukostecker mit Haushaltsstrom anstecken lässt. 2014 soll ein 1,6-kW-Einzylinder-Benziner als Reichweitenverlängerer (Range Extender), der an der TU Graz entwickelt wurde, als Extra kommen.

Den genauen Preis sowie weitere Daten will Lohner erst auf der Green Expo bekannt geben. Auf jeden Fall wolle er unter der psychologisch wichtigen Grenze von 8000 Euro bleiben. Lohner kann sich eine Art Ratenzahlung vorstellen, aber die Batterie extra zu verleasen, um den Preis zu drücken, lehnt er ab. Verkauft werden soll via Direktvertrieb und soziale Medien: „Wir brauchen Leute, die anders sind.“

Und was sagen die Kinder? Sie hätten eine Bitte geäußert: „Bitte mache es nicht für uns. Wir wollen unser eigenes Leben leben.“ Für Lohner ist ohnehin klar: „Ich muss immer in der Lage sein, morgen zuzusperren.“ Aber wenn der E-Roller ein Erfolg wird, könnten ein E-Rad und vielleicht sogar ein E-Auto folgen. Interessierte Investoren sind willkommen.