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© Bild: IvoHercik.com
Interview
16.11.2018

Skoda-Vorstand für technische Entwicklung: „Grosse Herausforderung“

Christian Strube über Elektrifizierung, die Bedeutung weiterer Alternativen wie etwa synthetische Kraftstoffe und warum Verbrennungsmotoren weiter Zukunft haben.

Auch bei Zukunftstechnologien ist die VW-Tochter auf bodenständige, smarte Lösungen, für die sie berühmt ist, bedacht.

Christian Strube, Vorstand für technische Entwicklung, Skoda, ...

über die aktuellen technischen Entwicklungsschwerpunkte bei Skoda: Ein wichtiger Schwerpunkt ist die deutlich steigende Modellvielfalt. Wir haben derzeit rund 2000 Mitarbeiter, die in der technischen Entwicklung in Tschechien arbeiten. Ein Spezifikum dabei ist, dass wir einen großen Teil der Aufträge In-house, selbst, erledigen. Denn anders als etwa bei VW in Wolfsburg haben sich rund um Skoda in Tschechien keine großen Entwicklungsbüros angesiedelt.

Aktuell bauen wir auch in Indien einen Entwicklungsstandort auf. Über die Größe kann ich noch nichts sagen. Skoda hat für den Volkswagen Konzern die Verantwortung für den indischen Markt übernommen. Wir entwickeln für Indien Autos, die speziell auf die Bedürfnisse dieses Marktes zugeschnitten sind.

Der zweite Schwerpunkt ist die Elektromobilität. Unser erstes Modell wird der Superb Plug-in-Hybrid Ende 2019 sein, der 70 Kilometer elektrische Reichweite erlauben wird. Anschließend bringen wir den Citigo mit rein Batterie-elektrischem Antrieb und knapp 300 km Reichweite auf den Markt. Weitere Elektro-Modelle werden 2020/21 folgen, die dann auf der E-Plattform des VW Konzerns, dem MEB, aufbauen.

wie es mit den Verbrennungsmotoren weitergeht: Sie werden in den nächsten Jahren noch eine wesentliche Rolle spielen. Daher liegt es in unserer Verantwortung, die Entwicklung auch auf diesem Gebiet weiter mit voller Kraft voranzutreiben. In den letzten Jahren ist bei Skoda diesbezüglich viel passiert. So bringen wir das Reibungspaket und z.B. den Atkinson-Zyklus für unsere kleinen Benzinmotoren. Die Dieselmotoren verfügen alle über einen SCR-Katalysator und sämtliche Turbobenziner werden mit einem Partikelfilter ausgestattet.

ob durch den neuen EU-Normzyklus WLTP Motoren verschwinden: Der VW Konzern und so auch Skoda ist generell dabei, die Anzahl der Motor-Getriebe-Varianten aus Effizienz- und Kostengründen zu senken. Auch das Angebot an Motoren wird modernisiert und durch neue EVO-Aggregate ersetzt. Parallel sind neue Getriebe in Entwicklung, bei denen die Reibung stark reduziert und der Wirkungsgrad deutlich verbessert wird. Ein Beispiel sind die MQ-Handschaltgetriebe. Diese werden bei Skoda für den konzernweiten Einsatz weiterentwickelt.

über das EU-Ziel von 95 g/km bis 2020 für den mittleren Verbrauch von Neuwagen angesichts der Dieselkrise: Es ist eine große Herausforderung für alle Autohersteller, dieses ambitionierte Ziel zu erreichen. Unser Plan ist es, dafür richtig tolle Autos zu bieten. Doch es geht ja weiter: 2025 folgt mit der weiteren Absenkung des -Ziels die nächste große Herausforderung.

über die Rolle von Erdgas als Beitrag zum -Sparen: Der Kunde kann sofort 20 Prozent einsparen, wenn er sich ein Erdgasauto kauft. Derzeit bieten wir den Citigo und den Octavia mit CNG-Antrieb (Anm. CNG = Erdgas) an. 2019 werden wir unser Angebot an CNG-Versionen deutlich erweitern, etwa mit unserem neuen Kompaktfahrzeug Skoda Scala.

Momentan leidet das Angebot an Erdgasfahrzeugen noch daran, dass diese bei den Prüfungen für den neuen WLTP-Fahrzyklus erst nach den Modellen mit großen Stückzahlen kommen. Dadurch haben wir aktuell noch eine Angebotslücke, aber ab Anfang 2019 werden wir auch bei dieser Antriebsform wieder voll durchstarten.

Ich würde mich auch freuen, wenn es mehr Initiativen gäbe, Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe auf den Markt zu bringen. Damit könnte man weltweit in kurzer Zeit die gesamte Flotte -ärmer machen, ohne dass vorher ein riesiger Technologiesprung nötig ist, dessen Umsetzung zehn bis fünfzehn Jahre dauert. Leider neigen wir dazu, nur auf ein Pferd Elektrifizierung zu setzen, was ich sehr bedauere. Damit besteht auch die Gefahr, viel aktuelles Wissen zu verlieren. Das zieht sich leider durch alle Bereiche. Wo findet man heute noch Metallhärter? Aber sie wird man auch in Zukunft noch brauchen. Das ist eine wichtige Kompetenz, gerade im Motorenbau.

was aus der Simply-clever-Idee eines elektrischen Allradantriebs mit 48 Volt wurde: Wir bei Skoda glauben nach wie vor daran. Wir setzen uns dafür ein, dass wir diese 20-kW-Hinterachse in unseren MQB-Fahrzeugen (Anm. MQB = Modularer Quer-Baukasten) in Serie bringen können. Damit könnten wir auf Wunsch einen Allradantrieb bieten, was ein echter Mehrwert für die Kunden wäre. Die Entscheidung wird hoffentlich in den nächsten Monaten fallen.

über die faszinierendste Aufgabe seiner aktuellen Tätigkeit: Faszinierend ist für mich die Geschwindigkeit, mit der wir in letzter Zeit die Technologien umsetzen. Es passiert unglaublich viel parallel, von der Vernetzung bis zur Elektromobilität und dem autonomen Fahren, auch wenn Letzteres derzeit noch kein Kernthema bei Skoda ist. Aber wir arbeiten daran und werden noch vor 2025 unseren Kunden passende und zukunftsweisende Angebote machen.

Zur Person

Christian Strube, 1963 in Niedersachsen geboren, ist seit Dezember 2015 Vorstand für technische Entwicklung bei Skoda Auto in Mlada Boleslav in Tschechien. Strube studierte Schiffsbetriebstechnik an der Fachhochschule Flensburg und war selbst auf hoher See unterwegs. 1991 begann er seine Laufbahn bei der VW Kraftwerk GmbH, 1993 übersiedelte er in die VW Pkw-Entwicklung. Strube konnte hier viel Erfahrung sammeln, unter anderem auch bei VW in Mexiko. Strube ist verheiratet und hat zwei Kinder, mit denen er gerne Sport betreibt.

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