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Veraltete Garnituren, Verspätungen: Warum Bahn und Bus in Österreich dennoch immer beliebter werden

Bilanz 2023: Mehr Menschen denn je fahren in Österreich mit der Bahn. Doch der Gewinn brach ein. Wo die ÖBB dennoch investieren muss.

04/26/2024, 06:30 AM

Es ist ein Rekord, den die ÖBB derzeit vermelden darf: 494 Mio. Fahrgäste waren 2023 mit Bahn oder Bus unterwegs. Das bedeutet , dass sich die ÖBB - anders etwa als die Deutsche Bahn - trotz Energiekrise, hoher Inflation und Wirtschaftsabschwung im Geschäftsjahr 2023 wirtschaftlich relativ gut behaupten konnte. Der Gewinn (Ergebnis vor Steuern) des Staatsbetriebs liegt bei 112 Mio. Euro.

Das sieht auf den ersten Blick gut aus, auf einen zweiten weniger: Denn der Gewinn ging damit um 42 Prozent zurück. Die Gründe: Durch den Ausfall einiger Zuggarnituren bei gestiegenem Passagieraufkommen war es immer wieder zu Engpässen bei den Kapazitäten gekommen. Die ÖBB investieren nun in Infrastruktur und neue Züge. Laut ÖBB ist das schlechtere Ergebnis  auch "aufgrund eines Sondereffekts" im Jahr 2022 schwer vergleichbar.

Es ist uns gelungen, trotz der wirtschaftlich herausfordernden Situation ein stabiles Plus zu erarbeiten. Das verdanken wir nicht zuletzt unseren Fahrgästen. In Österreich sind noch nie so viele Menschen mit der Bahn gefahren. Ich freue mich sehr über diesen Zustrom und Zuspruch.

Andreas Matthä | ÖBB CEO
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Die positive Fahrgastentwicklung - immerhin fast eine halbe Milliarde Menschen sind im vergangenen Jahr mit dem Zug bzw. mit dem Bus gefahren - ist dennnoch erfreulich: Denn das sind 10,5 % mehr als 2022 und mehr als je zuvor. 

Nach Streiks, Lohnerhöhungen und einem rasant gestiegenen Schuldenberg will die Deutsche Bahn (DB) Konzernkreisen zufolge nun einen scharfen Sparkurs einschlagen. "Vorbereitet wird ein Einstellungsstopp sowie eine fast konzernweite Ausgabensperre", sagte ein Konzernvertreter Anfnag April der Nachrichtenagentur Reuters. An anderer Stelle im Unternehmen hieß es, betroffen sei in erster Linie die Konzern-Holding, aber auch die Töchter würden einbezogen.

Beim Fernverkehr sollten 250 Mio. Euro eingespart werden, um die Ziele für 2024 noch zu schaffen. In Konzernkreisen hieß es, womöglich schon am Dienstag werde der Vorstand die Einschnitte beschließen. Eine Bahn-Sprecherin lehnte einen Kommentar zu den Angaben ab.

Der sogenannte qualifizierte Einstellungsstopp bedeute, dass Neubesetzungen und vor allem neue Stellen von der Konzernleitung gebilligt werden müssten, hieß es. Während etwa Lokführer weiter eingestellt würden, solle die Verwaltung im Konzern verschlankt werden. Bei der qualifizierten Ausgabensperre sollten dann konzernweit sämtliche Extra-Ausgaben bis hin zu Dienstreisen ebenfalls von der Konzernleitung gebilligt werden müssen. "Dies ist die Notbremse im Konzern", sagte ein Konzernvertreter.

Getroffen würden damit letztlich alle Geschäftsfelder der Eisenbahn in Deutschland, nicht aber die internationale Tochter Schenker, die zum Verkauf steht. Die Projekte im Schienennetz und die wesentlichen Investitionsentscheidungen in diesem Jahr sollen den Konzernkreisen zufolge wie geplant umgesetzt werden.

Anfang April kehrte die ÖBB wieder zu ihrem Normalfahrplan zurück. Dennoch vermeldete man weiterhin Engpässe bei Zügen und Waggons und in Folge mit Zugausfällen und Verspätungen. Um diese Probleme zu mindern, mieteten die Bundesbahnen Waggons von der Deutschen Bahn angemietet. "Es sind um die 30 Stück, die wir kurzfristig auf der Weststrecke einsetzen werden", sagte ÖBB-Fernverkehrschef Kurt Bauer im ORF.Damit werde die Kapazität bei bestehenden Zügen erweitert und gleichzeitig mehr Reserve im aktuellen Bestand ermöglicht, so Bauer weiter.

 

Teils stark veraltete Garnituren

Seit Monaten kämpfen die ÖBB mit einem Rückstand bei der Instandhaltung der Züge, teilweise müssen stark veraltete Garnituren eingesetzt werden. Eine Aufstockung der Kapazitäten in den Werkstätten habe zwar ermöglicht, nach mehreren Monaten mit ausgedünntem Fahrplan wieder zum Normalbetrieb zurückzukehren, dennoch brauche es weitere Verbesserungen.

"Wir arbeiten wirklich intensiv an der Verbesserung der Situation", so Bauer. Von heute auf morgen sei der Rückstand bei der Instandhaltung aber nicht abgebaut. Aus der Industrie kämen nun laufend neue Garnituren, die ebenfalls zu einer Erleichterung der Situation beitragen würden. Die ersten neuen Züge sollten ab 8. April zuerst auf der Brennerstrecke von München nach Verona unterwegs sein. Damit würden wiederum Kapazitäten frei, die auf der Südstrecke eingesetzt werden könnten.

Weiters verwies Bauer auf ein großes Investitionsprogramm der ÖBB, um den Fuhrpark zu erneuern. Bis 2030 sollen 6,1 Mrd. Euro in das Projekt fließen. Die Bahn habe insgesamt 330 neue Fern- und Nahverkehrszüge bestellt.

Ebenfalls im April wurden die neuen ÖBB-Railjets bei einer "Premierenfahrt" durch Tirol eingeweiht: Medienwirksam mit Spitzenvertretern von Land und Bund an Board. Über eine "ganz neue Qualität im Fernverkehr" freute sich ÖBB-Chef Andreas Matthä. Die neuen Züge verbänden Deutschland, Österreich und Italien und seien ein "wichtiges Signal für Europa".

Rekordinvestitionen

Insgesamt hätten die ÖBB in den vergangenen Jahren eine "Rekordsumme" von 6,1 Mrd. Euro in neue Züge investiert, rechnete Matthä vor, nachdem der Zug unter Musikbegleitung am Bahnhof eingefahren war. Von diesen würden nun die ersten acht bis Herbst im Einsatz sein. Ein Plus an Passagieren sei Anlass für die Investitionen gewesen. 

Die neue Garnitur der Railjets ist nun auf einigen Verbindungen auf der Strecke zwischen München und Bologna im Einsatz. Erste Erfahrungen zeigen: Manches ist gewöhnungsbedürftig, die Züge bieten aber modernere und komfortablere Innenausstattung. Dafür sorgten unter anderem verstellbare Komfortsitze, neue Ausstattung bei den Plätzen wie Klapptische und USB-Anschlüsse oder auch Fußstützen. Die Niederflurbauweise begünstige barrierefreies Reisen. Im neunteiligen Railjet sind 532 Sitzplätze vorgesehen. Die Züge erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h.

Insgesamt wurden 27 Garnituren bestellt, die bis Herbst 2028 auf Schiene sein sollen. Lieferant ist Siemens, die 19 nun bestellten Railjets kosten laut ÖBB rund 405 Mio. Euro. Vorerst verbinden nun zwei Zugpaare München, Innsbruck, Bozen, Verona und Bologna.

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