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Planai-Classic 2011: Winterfest für Winterfeste

Winterreise gegen Schnee, Stoppuhr und polare Kaltluft rund um Gröbming und Schladming.

12/05/2011, 07:42 AM

Im Freien gefror der Sekt, neue Dieselautos sprangen nicht mehr an. Die Anlasser der Oldtimer winselten. Die 12 Liter Öl im Ferrari 365 GT4 von Johann Kofler waren so steif, dass das Auto bei eingelegtem Gang auf einem steilen Bergabstück wie angeschraubt stand. Minus 17 Grad, viel Schnee und Eis, die 15. Planai-Classic war kälter, unbarmherziger, anspruchsvoller als in allen Jahren davor, eine einzige Rutschpartie für Autos ohne elektronische Zauberei.

Die Oldtimer sind nicht so teuer und exotisch wie bei der Ennstal-Classic, aber was in diesem zweitägigen Bewerb durchs Ennstal und in die Seitentäler kroch, waren Klassiker, die jeder gerne in seiner Garage hätte.

Super-Käfer

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Der 84 Jahre alte Kompressor-Mercedes 630K von Ulrich Knapp/ Michael Rapp ist unbezahlbar geworden, monströs wie ein Eisbrecher bahnte er sich seinen Weg durch die gefrorene Landschaft. Ernst Harrach hat seinen Super-Käfer aufgerüstet: 2,7-Liter-Hubraum, Benzineinspritzung, 200 PS. Auf der Gröbminger Trabrennbahn und auf der Planai sorgte er für Bestzeiten, mit seiner Schneefahne am Heck wirkte er wie ein Raketenauto. Christian und Nora Trierenberg froren im Cockpit ihres Ford- Escort-RS-2000 dermaßen, "dass ich die Blätter des Roadbooks nicht mehr umblättern konnte" (Nora Trierenberg). Alexander Deopito, der seinen Aston- Martin-DB2 den Unbilden des Winters aussetzte: "Ein zweites Antreten hier muss ich mir noch sehr gut überlegen."

Rauno Aaltonen chauffierte einen Mini Cooper, präpariert vom Oldtimer-Spezialisten Robert Huber aus Moosbrunn: Mit Differenzialsperre und einem Halda-Wegstreckenzähler, der von der Hinterachse schlupflos angetrieben wurde und einem Motor, dem Vorbesitzer Robert Stürzer das ideale Drehmoment für den Wintersport mitgegeben hatte - ein bildschönes Auto bis in die kleinsten Details. "Dieses Auto ist ein Juwel, selbst unsere Werks-Mini waren seinerzeit nie so perfekt", schwärmte der 72-jährige Rallye-Professor aus Finnland.

Eine Attraktion für sich: das Ehepaar Baier in ihrem offenen Lea Francis (Baujahr 1927). In ihren schwarzen Spezialanzügen gegen Wind und Kälte sahen sie mit Helm furchterregend wie Taucher aus. Mit an Masochismus grenzendem Sportsgeist sitzen die ehemaligen Ennstal-Classic-Sieger auf dem Kutschbock, in einem ständigen Kampf gegen die Stoppuhr peitscht Christian sein Gefährt am Limit durch den Schnee. Die Kälte war so arg, dass ihnen der Fahrtwind Zahnschmerzen bereitete.

Trotz aller Probleme: Die Oldies überstanden winterfest das Winterfest.

Auf der verschneiten Gröbminger Pferderennbahn startete die Expedition in die lange Polarnacht.

Beim abendlichen Stopp in Schladming führten Münzenmaier/Pech (Opel-Ascona) vor Weckerle/ Gassner (Mini) und Mathes /Hommel (Mercedes 280 SL), der Kampf um Hundertstelsekunden wurde langsam stressig.

Weckerle und Münzenmaier fuhren zwei unterschiedliche Strategien: Münzenmaier hatte das Tachymaster-Uhrensystem entwickelt, das dem Fahrer die Abweichung vom 40er-Schnitt in Metern anzeigt. Weckerle ließ sich von Co Gassner die Abweichung in Sekundenbruchteilen ansagen. Münzenmaier braucht keine Schnitttabelle, alle 50 Meter sagt der Beifahrer beispielsweise: "Wir liegen fünf Meter zurück" oder "zehn Meter vorne." Weckerle: "Wir denken in Zeit, der Münzenmaier in Meter."

Beide Methoden führten schließlich aufs Podium.

Beim nächtlichen Eis-Slalom in Altenmarkt herrschte sibirische Kälte: Minus 17 Grad. Niemand kannte den prächtig präparierten Parcours, das Eis war erstaunlich griffig geworden, die Sollzeit auch fürs Ehepaar Baier im brustschwachen Lea-Fancis mit Schneeketten machbar. Sie und die deutschen Ennstal-Sieger Karsten und Monika Wohlenberg (Mercedes 230 SL) fuhren mit einem Nuller durchs Ziel. Orange-Boss Michael Krammer knallte mit seinem Co. Andi Ulm 1/100 Abweichung in den Eislaufplatz: "Wir hatten leider in der SP3 1000 Strafpunkte ausgefasst, weil sich ein Saab vor uns eingeparkt hatte. Und mit 1000 Strafpunkten weißt du, du bist weg vom Fenster. Das drückt auf die Motivation."

Rudi Roubinek (Volvo) war im Eis-Parcours mit 25/100 auf Rang 13 zu finden. Waldegard war Elfter, die Trierenbergs mit 9/100 Achte.

Auf der SP7 (Preunegg), wo tiefster Winter herrschte, ging die Bestzeit an Weckerle/Gassner mit 5/100 Abweichung vor dem Datsun-Team Schwarzbauer/ Rundhammer mit 8/100.

Ein Team war allerdings noch besser: Klaus Pilz mit Sohn Max legten mit ihrem Skoda unglaubliche 1/100 vor, doch gegen Schluss schieden sie mit einem Problem in der Spritversorgung aus.

Die SP8 (Vorberg) zieht sich am unteren Rand der Ramsau ziemlich unharmonisch dahin, die Strecke war rutschig, aber weniger verschneit als die anderen Prüfungen, dennoch waren die Abweichungen zur Sollzeit groß.

Die Vorjahrssieger Brachinger/Gassner waren mit 9/100 die Besten. Dann ging es zum zweiten Mal ins Gebirge, die SP9 (Gössenberg) holte sich Rauno Aaltonen mit 11/100 vor Schwarzbauer (13/100) und Rudi Kefeder/Gerhard Mischka auf VW-Käfer mit 25/100.

Showdown

Die Entscheidung fiel am nächsten Tag auf der Planai. Bei postkartenblauem Himmel und eisigen Temperaturen stellten sich Weckerle und Münzenmaier zum entscheidenden Stechen. Malermeister Weckerle hatte 18/100 Rückstand auf Münzenmaier, der zwei Mal 50 Kilo Ballast auf der Hinterbank seines 150-PS-Ascona fixiert hatte.

Als Weckerle mit sensationellen 1/100 Abweichung im zweiten Lauf durchs Ziel fuhr und Münzenmaier mit 26/100 konterte, waren Weckerle/Gassner mit 7/100 Vorsprung Gesamtsieger. "Im elften Antreten hat es endlich zum ersten Sieg gereicht", freute er sich, "aber letztlich war alles Glückssache. Die entscheidende Hundertstelsekunde kann man nicht planen."

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