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Route für Genießer: Severins reiches Erbe

Vor 1800 Jahren brachten die Römer den Wein in die Region um Krems. Als erste damit reich wurden deutsche Kirchenfürsten. Die Kremser gaben ihren Senf dazu. Was Genießer heute erwartet, zeigt diese Route, die letzte unserer Serie heuer.

von Maria Brandl

06/26/2012, 09:57 AM

Wir waren ein bisschen das Stiefkind der Wachau", so der Höbenbacher Winzer Josef Dockner. Damit ist’s vorbei: "Im Süden haben wir jetzt viele dynamische Winzer." Im Süden heißt, auf der Südseite der Donau, rund um den Göttweiger Berg. So werden die Weine auch beworben ("Vinum Circa Montem"). Auch wenn es die am Nordufer nicht gern hören – "Im Süden scheint auch die Sonne länger."

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Das erkannten schon die Römer, die in Mautern, damals Favianis, ihre Nordgrenze absicherten, wie Werner Kristament, Direktor des Römermuseums in Mautern, anschaulich berichtet. Die Römer brachten den Wein. Schon vom heiligen Severin, der mit den Römern nach Mautern kam und das erste Kloster gründete, berichtet die Chronik, dass er sich gerne in die Weingärten zurückzog.

Die Kirche erkannte auch als Erste den Wein als Geldquelle. Um 900 begannen deutsche Klöster etwa aus Passau und Tegernsee ihre "Missionierung". Mehr als 50 imposante Lesehöfe, viele davon heute noch erhalten, entstanden – neben prächtigen Klosteranlagen wie Göttweig.

Der Wein wurde exportiert, aus Deutschland brachten die Schiffe Salz, Tuch und Eisen, das Stein als Hafen und Krems als Handelsort aufblühen ließ. Das Salz wurde durch das Kremstal bis ins Baltikum transportiert – von der Maut ließ sich lange prächtig leben, wie die Burg in Senftenberg zeigte. Eine Führung mit Ludwig Niederreiter durch die Ruine beeindruckt auch heute.

Doch immer wieder gab’s Verwüstungen: Im Zuge des 30-jährigen Krieges fielen Schweden ein, knapp 200 Jahre später Napoleons Truppen und schließlich kamen der Erste und Zweite Weltkrieg, wobei die Klöster die meisten Schätze retten konnten oder inzwischen zurückbekamen, so Karl Stiefsohn, kompetenter Führer im Stift Göttweig.

Der erste Boom nach 1945 kam mit den Mariandl-Filmen in der Wachau – das Südufer verfiel dagegen in Dornröschenschlaf. Jetzt profitiert es davon durch seine Unverbrauchtheit. An der Nordseite dagegen wird vielfach die Gefahr der Kommerzialisierung erkannt. Als Gegenmittel werden mit viel Elan alte Kulturtechniken wiederbelebt wie das Trockensteinmauern (www.wachau.at) oder der Safrananbau (www.wachauer-safran.at) , wie sich Genießer der Route selbst überzeugen können.

Start

Startpunkt ist das Stift Herzogenburg (Schnellstraße Ausfahrt Nord), rund 60 km von Wien und 15 km von St. Pölten entfernt. Nach einem Bummel durch die Kleinstadt (tolle Führung: Frau Dockner, Infos beim Tourismusbüro am Hauptplatz, www.mostviertel.com) empfiehlt sich ein Rundgang durch die prachtvoll renovierte Stiftsanlage, die heuer 900 Jahre feiert, sowie eine Teilnahme am Mittagsgebet der Mönche mit tollen Gesängen in der Kirche (beides frei zugängig). Die Jubiläumsausstellung "Zeitzeuge der Ewigkeit" hält dagegen nicht, was der Preis (9 €) und die lange Stiftsgeschichte verspricht (www.stift-herzogenburg.at).

 

Vom Parkplatz des Stifts zurück zum Kreisverkehr wählt man die Ausfahrt "Krems/Weinstraße Traisental". In Walpersdorf (nach 13 km) lohnt sich der Abstecher links zur riesigen Schlossanlage, die man durchquert, um danach kurz rechts und gleich links Richtung Inzersdorf zu fahren. In Inzersdorf geht`s auf der steilen Dorfstraße bergauf bis zur Abzweigung "Theyern/Höbenbach". Die nächsten 6 km führen auf einer schmalen Landstraße am Hügel durch eine traumhaft schöne unverbaute Landschaft mit tollem Blick ins Tal. Kurz bevor die Straße nach Höbenbach bergab leitet, zeigt sich erstmals der "göttliche Berg" mit Stift Göttweig. In Höbenbach, der Heimat der Winzerfamilie Dockner (www.dockner.at), heißt es auf Höhe der Feuerwehr links abbiegen Richtung "Meidling". Nach wenigen Metern beginnt links die romantische Kellergasse von Höbenbach.

 

Am Ortsanfang von Meidling rechts ab durch die Schlossstraße bis zur Kremser Straße nach Hörfarth und weiter nach Paudorf, wo es direkt nach der Bachüberquerung links nach Klein Wien geht, den Schildern "Landgasthof Schickh" (www.schickh.at) auf schmaler Straße folgend.

Vom Schickh muss man ein paar Meter zurück auf der Straße bis zur Kreuzung Richtung Furth, dort durch den Ort bis zur großen T-Kreuzung und rechts bergauf zum Stift. Nach dem Zwischenstopp geht`s bergab über die Schnellstraße Richtung Krems bis zum Kreisverkehr, den man links nach Palt verlässt. Am Ortsanfang rechts lohnt sich ein Besuch des Gasthofs Hofbauer (www.gasthof-hofbauer.co.at) für alle, die schnell, gut und unprätentiös essen wollen. Zur Weinresidenz Sonnleitner (www.weinresidenz.at) sowie zu Malat (www.malat.at) geht es vor dem Bach durch die Zeughausgasse links weg.

 

Von Palt führt der Weg nach Mautern, wo nicht nur hervorragende Heurige auf den Gast warten, sondern auch das einzigartige teilweise toll erhaltene Römerkastell am Donau-Limes samt Römer-Museum sowie das Goldhaubenmuseum (www.mautern.at). Über die schöne Stahlbrücke geht`s nach Krems-Stein, wo nicht nur eine Stadtführung (www.krems.gv.at), sondern auch ein Besuch zumindest des Weinstadtmuseums, sprich Museum Krems (www.museumkrems.at) empfohlen werden. Franz Schönfellner, Leiter dieses vielschichtigen Museums im ehemaligen Dominikanerkloster mitten in der Altstadt und quasi gegenüber des Geburtshauses der Mutter von Franz Liszt, besticht durch umfassendes Wissen und hohe Erzählkunst.

 

Freunde von "Johnny spielt auf" werden im Krenek-Forum fündig (www.krenek.at), Musik- und Weinliebhafer das "Kloster Und" (Konzerte, Vinothek Noitz) ansteuern, nicht zu vergessen das Karikaturmuseum der Museumsmeile (www.kunstmeile-krems.at).

Weiter geht`s auf der Wachaustraße Richtung Spitz. In Unterloiben lohnt sich der Abstecher rechts über die alte Straße via Oberloiben, vorbei am Denkmal für den internationalen Kampf gegen Napoleon, nach Dürnstein, eine Touristenhochburg mit lohnender Wanderung auf die Ruine und weiter auf die Aussichtswarte. Von Dürnstein erreicht man nach kurzer Fahrt Weißenkirchen, bekannt für seine Weinfeste, uralten Höfe, die Wehrkirche, aber auch Spezialitäten wie Wachauer Chili (Gärtnerei Hick, www.hick-wachau.at) und das Fischrestaurant Heinzle (www.heinzle.at). Von dort geht`s auch über die alte Rallye-Strecke über den Seiberer nach Nöhagen (Gasthaus Schwarz, www.gasthaus-schwarz.at) und weiter nach Senftenberg (www.senftenberg.at) zur Ruine und dem Weinprofi Nigl (www.weingutnigl.at).

 

Lohnenswert ist aber auch die längere Variante über Spitz (Tipp: Schifffahrtsmuseum, www.schifffahrtsmuseum-spitz.at), Spitzer Graben und überaus reizvollem Abstecher auf den Jauerling (einzigartiger Blick vom Naturfreundehaus auf Spitz), weiter nach Mühldorf, von dort rechts nach Himberg, danach Richtung Großheinrichschlag und dann gleich links nach Weinzierl, wo die Schilder nach Nöhagen (und dann nach Senftenberg) weisen. Ein Abschnitt für Genussfahrer!

Genuss ist hier übrigens seit Jahrtausenden bekannt, wie der Fund der "Fanny vom Galgenberg" gegenüber der Ruine von Senftenberg, ahnen lässt. Von Senftenberg kann man nach dem Besuch der Ruine, übrigens eine beliebte Hochzeitsstätte, auch weil bei diesen Ehepaaren bislang eine überdurchschnittlich geringe Scheidungsrate festzustellen ist, und einer Visite des Weinguts von Nigl durchs Kremstal zurück nach Krems oder, deutlich reizvoller, der Straße Richtung Ruine (im Ort vor der Bachquerung links) weiter folgen nach Priel (Heimat von Nigl), Stratz und Gneixendorf mit wunderbarer Sicht auf Göttweig und die Alpen. Im Zentrum von Gneixendorf rechts bergab nach Krems Altstadt, bis linker Hand das Schild zum "Weingut Hutter" (www.weinguthutter.at) weist. Wo sich die Route für Genießer hervorragend ausklingen lässt. Bei Bedarf mit Übernachtung. Wer lieber in Krems schläft, findet eine große Auswahl an Hotels verschiedenster Kategorien und Stilrichtungen (www.krems.gv.at).

 

Leben entlang der Route

Entlang der Route lockt eine Reihe kulinarischer Top-Adressen in allen Preiskategorien. Von "oben": Stift Göttweig bietet für Körper wie Geist "volles Programm". Tipps: Genießer-Appartement, Zimmer 1 und 9 (Top-Aussicht!), Sonnenterrasse, www.stiftgoettweig.at. Am Fuße des Bergs in Klein-Wien offeriert der Landgasthof Schickh mit Kastaniengarten (www.schickh.at) exzellente bürgerliche Küche zu vernünftigen Preisen sowie eine profunde Beratung über die Weine der Region (die Chefin ist die Schwester der Haubenköchin Lisl Wagner-Bacher in Mautern www.landhaus-bacher.at).

Jugendliche Begeisterung für seine Arbeit vermittelt im nahen Höbenbach Josef Dockner (Weinverkostungszentrum, Heuriger www.dockner.at), einer der rührigsten Pioniere des "Vinum Circa Montem", des Weins von Rieden rund um den Göttweiger Berg (Besonderheit: Rotwein-Cuvée Sacra). Die nötige Kraft für den nächsten Tag lässt sich in einer Nacht in den Weingärten im modern gestylten Hotel Sonnleitner (www.weinresidenz.at) in Palt sammeln, nur wenige Meter von der Weinpionierfamilie Malat (www.malat.at) entfernt.

Stimmige Heurigenatmosphäre wartet bei Buchinger, Graf oder Dürauer in Mautern/Mauternbach. Sehr beliebt ist auch der große Heurige Siedler (www.mautern.at/heurigenkalender).

Eine Institution der Kochkunst und Gemütlichkeit stellt das Kremser Gasthaus Jell (www.amon-jell.at) dar. Auf ihrer Homepage verrät Ulli Jell neben tollen Rezepten auch Bezugsadressen ausgezeichneter regionaler Produkte. Eis- und Schokolade-Freunden sei die Konditorei Hagmann im Zentrum (hagmann.co.at) empfohlen.

Trockenbeerenauslesen samt exzellenter Küche bietet die Familie Knoll in Unterloiben (www.loibnerhof.at). Exzellente Fischgerichte gibt’s bei Heinzle in Weißenkirchen (www.heinzle. at). Als Geheimtipp gehandelt wird der Wachauer-Marillen-Nektar von Reisinger am Jauerling, www.obsthof-reisinger.at.

Waldviertler Schmankerln, zeitgemäß zubereitet, findet samt exquisitem Weinangebot der Gast beim Gasthaus Schwarz (www.gasthaus-schwarz.at) in Nöhagen. Voranmelden ist ratsam. Das gilt erst recht für alle, die im geschmackvoll adaptierten Lesehof unter der Ruine Senftenberg bei Nigl nächtigen wollen. Exzellente Weinberatung und tolles Essen inbegriffen, wie auch bei Nigls Neuerwerbung, dem Weingut Hutter auf einem Hügel in Krems mit tollem Ausblick (Gastgarten, Zimmer, www.weinguthutter.at).

Tipps

Zum Einlesen empfiehlt sich der Reiseführer "Krems und Stein" von Franz Schönfellner und Gregor Semrad, Bibliothek der Provinz.

Ein großartiges Projekt findet sich auf der Homepage www.kirchen-am-fluss.at, wo fast alle kleinen und großen Kirchen der Wachau, die vielfach verschlossen sind, virtuell zu besichtigen sind. Samt kurzer Beschreibung und Hinweis, wo es eventuell den Schlüssel für die Kirche gibt.

Enorm viel investiert wurde in den vergangenen Jahren in den Ausbau der Verkehrsmittel und des Mobilitätskonzeptes. Vom Bus-Taktverkehr auf beiden Seiten der Donau, über kostenlose Heurigentaxi, traditionellen Fähren, Wachaubahn, Donauschiffen über Segway und anderen E-Vehikeln samt Fahrrädern steht interessierten Gästen alles bereit. Infos unter www.wachau.at oder www.donau.com.

 

Sehr beliebt sind inzwischen auch die Veranstaltungen mit Literatur und Wein samt Literatur-Wanderungen durch die Weingärten (www.literaturundwein.at).

Wanderfreunden sei zudem der Welterbesteig empfohlen, zu dem sich inzwischen ein umfassendes Serviceangebot entwickelt hat (www.welterbesteig.at).

Weitere Infos unter www.donau.com, www.wachau.at, Tel. 02713/30060-60

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