Hat Grund zur Freude: PSA-Vorstandschef Carlos Tavares
Hat Grund zur Freude: PSA-Vorstandschef Carlos Tavares

© REUTERS/CHARLES PLATIAU

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1 Jahr Stellantis: CEO Tavares sieht die elektrische Zukunft zum Teil kritisch

Carlos Tavares führt Stellantis in die elektrische Zukunft - eine Richtung, die er teils kritisiert

01/20/2022, 12:34 PM

Als sich Peugeot und Fiat Chrysler mit ihrer Fusion zu Stellantis vor einem Jahr auf den Weg in die Zukunft machten, überwog bei Analysten die Skepsis. Kann es gelingen, 14 Marken auf zwei Kontinenten mit so unterschiedlichen Kulturen zusammenzuführen - und das mitten in der Pandemie? Zu dieser Zeit war das ganze Ausmaß der Chipknappheit für die Branche noch gar nicht abzusehen. Doch Konzernchef Carlos Tavares hat die Zweifler überzeugt: „Er schafft es immer wieder, gute Erträge zu erzielen“, sagt Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Das habe der gebürtige Portugiese schon bei der Sanierung von Peugeot und der
Übernahme von Opel bewiesen. „Es ist immer wieder erstaunlich, was dabei herauskommt.“

Überrascht zeigten sich Börsianer, als Tavares bereits nach wenigen Monaten Erfolge vorweisen konnte. Zur Jahresmitte glänzte Stellantis - dessen Name für den Wunsch steht, nach den Sternen zu greifen - mit einer operativen Marge von 11,4 Prozent. Für einen Massenhersteller ist das ein sehr hoher Wert. Zum Vergleich: Der deutlich größere VW-Konzern kam nach einem ähnlich starken ersten Halbjahr auf eine Rendite von 8,8 Prozent. Dabei spielten beiden Autobauern die durch den Halbleitermangel stark gestiegenen Autopreise in die Hände. „Man verkauft zwar weniger Autos, hat aber trotzdem höhere Gewinne“, sagte Frank Schwope von der NordLB. „Das ist das, wonach sich die Autohersteller jahrzehntelang gesehnt haben.“Auch Opel profitiert davon. Dank der geschickten Verteilung elektronischer Bauteile in dem Großkonzern konnte die Rüsselsheimer Stellantis-Tochter ihren Absatz im vergangenen Jahr gegen den Trend in der EU leicht steigern.

Das erste Jahr jedenfalls sei vielversprechend, meinen die Analysten von Jefferies. Tavares habe den Ehrgeiz und die Durchsetzungskraft, seine Vision von einem schlagkräftigen Konzern umzusetzen. Nachdem er den viertgrößten Automobilhersteller der Welt geschmiedet hatte, brachte der rastlose Manager eine Welle an strategischen Vorhaben auf den Weg. Bis zur Mitte des Jahrzehnts hat der fusionierte Konzern mehr als 30 Milliarden Euro für die Entwicklung neuer Fahrzeugarchitekturen, den Bau von Batteriezellfabriken und die Sicherung von Rohstoffen bereitgestellt. Tavares hat außerdem Allianzen mit
Amazon und dem Apple-Zulieferer Foxconn gebildet, um die Entwicklung von Software und Halbleitern für vernetzte Fahrzeuge zu beschleunigen.

Vom Tempo des Wandels ist selbst Tavares beeindruckt: „Was erstaunlich ist, ist die Geschwindigkeit. Es ist spannend zu sehen, dass wir viel schneller vorankommen als in der
Vergangenheit“, sagte der 63-Jährige bei einem virtuellen Kamingespräch der Investmentbank Morgan Stanley.

Kritik an EU-Vorgaben

Und obwohl Tavares Stellantis in die elektrische Zukunft führt, stellte er am Mittwoch in einem Interview mit dem deutschen Handelsblatt klar, dass die politischen Vorgaben den Herstellern keine kreative Freiheit gelassen hätte, andere Ideen einzubringen. Der Konzern mit den Hauptmarken Fiat und Peugeot plant nach eigenen Angaben bis 2025 Investitionen von mehr als 30 Milliarden Euro. Im Moment seien 33 elektrifizierte Fahrzeuge verfügbar, und acht batterieelektrische sollen in den kommenden eineinhalb Jahren auf den Markt kommen. Einen langfristigen Strategieplan will Stellantis am 1. März vorstellen.

Tavares kritisierte in dem Interview, dass die Elektroantriebe um 50 Prozent teurer seien als die Verbrenner und die Preise für Neuwagen in die Höhe treiben würden. Damit steige das Risiko, dass die Mittelschicht keine Autos mehr kaufen könne und die Staatskassen überfordert würden. "Wir werden erst in 10 oder 15 Jahren wissen, welche Ergebnisse die Elektrifizierung tatsächlich für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen bringen wird." Man müsse über den CO2-Fußabdruck der Batterie sprechen, denn beim europäischen Energiemix müsse ein E-Auto erst 70.000 Kilometer fahren, um eine schlechte CO2-Bilanz der Batterieherstellung auszugleichen. Als schnellere und billigere Innovationsmöglichkeit nannte der Chef der Opel-Mutter leistungsfähige Hybridautos, die einen sofortigen CO2-Vorteil gebracht hätten.

Carlos Tavares forderte eine Aufrechterhaltung der Elektro-Subventionen bis mindestens 2025. Stellantis habe bereits mit der Transformation sämtlicher Fabriken begonnen. "Ohne einen allmählichen Übergang werden die sozialen Folgen groß sein", warnte Tavares. "Und wir sind nicht allein: Wir haben ein ganzes System an Zulieferern um uns herum, die genauso schnell handeln müssen wie wir."

 

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