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Toyota: Koste es, dass es rolle

Der Autogigant feiert sein Rennsport-Comeback. Nach dreizehn vergeblichen Versuchen, die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen, soll der Erfolg mit revolutionärer Hybridtechnologie gelingen.

von Ad Raufer

02/07/2012, 12:28 PM

Toyota ist auf dem Weg zu früherer Stärke. Nach den fürs Image verheerenden Rückrufaktionen 2010 und der Erdbebenkatastrophe im Vorjahr, die den Absatz um sechs Prozent auf rund 7,9 Millionen gebaute Fahrzeuge einbrechen ließen, meldet sich die nach General Motors (9 Millionen) und VW (8,2 Millionen) gegenwärtige Nummer drei auf dem Weltmarkt eindrucksvoll zurück: Toyota hat das Produktionsziel für das laufende Jahr um 100.000 Stück auf weltweit 8,6 Millionen Fahrzeuge angehoben, was einem Wachstum von satten 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Diese positiven Aussichten veranlassen die Japaner, wieder sehr viel Geld in den Rennsport zu investieren – und das große Ziel, endlich einen Sieg bei den prestigereichen 24 Stunden von Le Mans zu realisieren.

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Dort trifft die Toyota Motorsport G.m.b.h (TMG) mit Sitz in Köln-Marsdorf auf Audi. Ausschließlich auf Audi, muss man sagen, weil – neben Toyota – nur die Ingolstädter ein Auto haben, das für den Gesamtsieg infrage kommt und Peugeot wenige Stunden vor Nennschluss für die neu etablierte Langstrecken-WM – und damit auch für Le Mans – wegen finanzieller Schieflage völlig überraschend die Reißleine gezogen und alle Rundstreckenaktivitäten eingestellt hat.

Das Umfeld

Toyota wird aufgrund dieser Entwicklung nicht sonderlich unglücklich sein, schließlich sieht sich das deutsch-japanische Team nun mit einem starken Gegner weniger konfrontiert.

Trotzdem bedeutet der Peugeot-Rückzug einen herben Rückschlag – für die WM und natürlich auch für Le Mans: Erstens, weil die Etablierung der Langstrecken-Serie auf WM-Niveau ja (auch) ausdrücklicher Wunsch Peugeots war, zweites, weil Audi mit dem Abgang der Löwenmarke keinen wirklichen Gegner mehr hat und drittens, weil TMG eigenen Angaben zufolge 2012 noch als Lernjahr betrachtet – und deshalb keine Wunder erwartet werden dürfen –, ehe man 2013 ernsthaft darangehen will, um den Gesamtsieg zu fahren.

Möglich werden soll dies durch ein im Rennsport noch revolutionäres Antriebskonzept mit Benzin-Hybridtechnologie. Dabei arbeitet – ohne groß ins Detail zu gehen – ein Ottomotor, im konkreten Fall ein 3,4-Liter-V8 mit einem E-Motor zusammen, der zusätzliche Power durch Bremsenergie-Rückgewinnung bezieht. Das neu auf Kiel gelegte Auto mit der Typenbezeichnung TS030-Hybrid erlebte dieser Tage den Roll-out und muss bis zum Rennen Mitte Juni in insgesamt acht 5000-Kilometer-Tests zur Rennreife gebracht werden.

Alex Wurz, Team-Leader und zweifacher LM-Sieger (1996/Porsche, 2009/Peugeot) sagt, "dass auf uns noch viel Arbeit wartet", ist aber zuversichtlich, auf Anhieb gute Figur zu machen: "Abtrieb, Aerodynamik, Leistung und Handling des Autos sind vom Start weg super, verstecken brauch’ ma uns net." Wurz sieht sein auf drei Jahre ausgelegtes Toyota-Engagement als Herausforderung, ein völlig neues Projekt vom allerersten Testkilometer an mit auf Schiene zu bringen. Finanzielle Gründe waren, wie Wurz meint, nicht ausschlaggebend: "Nein, das war kein Thema." Dass man sich über den 69-fachen GP-Teilnehmer (Benetton, McLaren, Williams) keine großen finanziellen Sorgen machen muss, ist aber auch klar. Wurz, ebenso verschmitzt wie hintergründig: "Was ich jetzt verdien’, wissen nur meine Frau und mein Steuerberater."

Die Historie Toyota und Le Mans: Die Geschichte der Japaner im Departement Sarthe ist lang und ereignisreich, voller Emotionen, aber erfolglos. Das Debüt 1985 endete auf Gesamtrang 12, ein Jahr darauf mussten die Strategen an der Boxenmauer überhaupt mit einem Totalausfall leben. ’88, ’89 und ’90 rangierten die Toyota-Samurais unter "ebenfalls gestartet", erst 1992 gelang mit dem Typ TS 10 das erste herzeigbare Resultat: Rang 2. Denkwürdig aus heimischer Sicht ist der 5. Platz des unvergessenen Roland Ratzenberger auf einem privaten Toyota im Jahr 1993, ehe ’94 wieder Gesamtrang 2 das höchste der Gefühle war.

Die durch Emotionen aufgeladenen Top-Storys spielten sich ’98 und ’99 ab, als Toyota den Triumph schon in Sichtweite hatte, aber jeweils in der 23. Stunde (!) durch einen Getriebeschaden (’98) beziehungsweise wegen eines kaputten Reifens (’99) alle Siegchancen verspielte.

Jetzt geht’s also um den ersten Toyota-Gesamtsieg und – vor allem – auch darum, als erster Hersteller die 24 Stunden mit einem Hybridfahrzeug zu gewinnen. Zu gönnen wär’s den Deutsch-Japanern, könnten sie doch damit ein Denkmal setzen und in einem Atemzug mit Mazda und Audi im LM-Geschichtsbuch genannt werden: Mazda gewann 1991 als erster Hersteller mit einem Wankelmotor, Audi im Jahr 2006 als erster Hersteller mit einem Diesel.

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